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OMD – History Of Modern

Andy McCluskey ist der Meinung, dieses Album sei das beste der Band seit „Architecture And Morality“. Der Rezensent ist zwar ein Anhänger großer Teile (na gut, reichlich der Hälfte) der OMD-Diskografie, aber so leid es ihm tut: Hier ist dann doch Widerspruch vonnöten. Denn das von vielen sehnsüchtig erwartete Comeback-Album ist zwar streckenweise gelungen, jedoch sicherlich kein Meisterwerk.

Wenn alte Götter der elektronischen Popmusik sich in Originalbesetzung – ja, auch Paul Humphreys hat sich endlich breitschlagen lassen – zusammenraufen, dann sind die Erwartungen mindestens so groß wie die Befürchtungen. Würde man an die Großtaten der frühen 80er – mehrere großartige Alben ab 1980, das Highlight darunter das bereits erwähnte und seinerzeit bahnbrechende „Architecture And Morality“ von 1981 – anknüpfen können? Würde man zumindest die Klasse der ersten „Comebacks“ Anfang der 90er (mit dem sehr feinen und extrem erfolgreichen „Sugar Tax“ von 1991) erreichen? Würde man das unsäglich seichte letzte Album („Universal“, 1996) vergessen machen können?

Nun, die Antworten müssen wohl Nein (bzw. nur streckenweise), Nein (kaum vergleichbar) und Ja (zum Glück) lauten. Wer in seiner musikalischen Geschichte selbst so hohe Hürden vorgelegt hat wie Orchestral Manoeuvres In The Dark, wird natürlich immer wieder an ihnen gemessen und misst sich als ehrgeiziger Künstler ja auch selbst daran. Das ist oft ungerecht, aber so ist das nun mal.

Wo liegt denn nun der Hase im Pfeffer (oder vielmehr: die rostige Schraube im glänzenden Synthie)? Nun, es ist ja längst nicht alles schlecht auf „History Of Modern“, keineswegs. Albumtitel und Artwork beweisen Stil, eine klassische Vinyl-Unterteilung nach Side One und Side Two ist auch sympathisch. Das Händchen für eingängige Melodien und clevere Soundspielereien ist ebenfalls noch vorhanden.

Aber: Obwohl OMD schon immer einen Hang zu süßlichem Pop hatten, schmerzt hier einfach gelegentlich das Zahnfleisch. Die schwachen Leistungen der späten 80er und erst Recht (fast) alles ab 1993 (inklusive diverser Auftrags-Songwriting-Arbeiten und Auftritten in doofen Retro-Shows) haben Spuren hinterlassen. Man versucht, in manchen Stücken zu gezwungen nach dem eigenen frühen Selbst zu klingen und übertreibt es dabei mit käsigen, fast nervenden Synthesizern. Woanders misslingt dann wieder der Versuch, moderne Elemente in die alten Strukturen zu pressen. Glücklicherweise blitzt die alte Klasse jedoch immer wieder auf.

Man kann fast sagen, die Aufteilung in A- und B-Seite ergibt Sinn. Die, hm, schwierigen Beiträge finden sich nämlich überwiegend in der ersten Hälfte. Wobei „New Babies: New Toys“ mit seinem grummelnden Bass, dem lauten Schlagzeug und der unverkennbaren Stimme McCluskeys gut startet – wären da nicht die nervenden 90er Rave-Sounds. Über die schmalzige Vorabsingle „If You Want It“ reden wir nicht weiter, es folgt der Titelsong, sogar in zwei Teilen. Genau der wird sicher enorm spalten. Sind die klassischen OMD-Synthies toll oder einfach zu zuckerig? Part I ist wenigstens noch schmissig und hat ein paar nette Sounds am Ende, Part II ist dann doch zu flach. Es folgt das eigenartige „Sometimes“, so eine Art OMD go Moby, bevor „RFWK“ wieder den klebrigen Synthie nach vorn schiebt.

Dann ein Lichtblick zum Ende der A-Seite: Gesampelte Schritte in „New Holy Ground“, das hat was. Piano, zurückhaltender Gesang, endlich eine Ballade, die funktioniert. Und der mit „The Future, The Past, And Forever After“ Marschrhythmen und Zuggeräusche sowie ein Song folgen, der ein wenig wie ein moderner Frankie Goes To Hollywood-Track featuring Yello wirkt und ein echter Höhepunkt ist, auch für zukünftige Best Ofs tauglich. Gleich darauf dann classic OMD, aber erneut in gut: „Sister Mary Says“ stammt in Rudimenten schon aus den 80ern und kommt wie die kleine Schwester von „Enola Gay“ daher. Das hübsche „Pulse“ mischt anschließend moderne Club- und R’n’B‘-Elemente mit eigenen Experimenten ca. Mitte der 80er. Nach zwei folgenden, leider eher vergessenswerten Stücken ist dann das Finale erreicht und bei dem achtminütigen Epos „The Right Side?“ funktioniert die Elektronik nochmal ziemlich gut, insbesondere an den rein instrumentalen Stellen.

Tja, „History Of Modern“ – ein zwiespältiges Album. Die-Hard-Fans der frühen und der soften OMD könnten begeistert sein. Für manch anderen könnte es aber auch eine Enttäuschung darstellen. Auf die Konzerte kann man sich aber trotzdem freuen.

(Addison)

P.S. Das Album erscheint in nicht weniger als fünf Formaten (bis hin zur aufwendigen Box im SotU-Look). Autogrammstunden (und zwei Instore-Gigs) gibt es hier (jeweils bei Saturn): 22.09. Köln (+Gig), 23.09. Leipzig, 24.09. Hannover, 25.09. Berlin, 25.09. Hamburg (+Gig).

P.P.S. OMD live: 11.11. Köln, 12.11. Hannover, 13.11. Leipzig, 15.11. Stuttgart, 16.11. München, 18.11. Berlin, 19.11. Hamburg

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www.omd.uk.com
www.myspace.com/officialomdmyspace

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

5 Kommentare

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  1. was soll ich sagen zum neuen omd album?
    weltklasse…sowas von frisch und top songs…omd klangen nie besser…wahnsinn..

  2. Also ich kann die Meinung nicht teilen.Ist ja natürlich Geschmackssache,aber ich finde das Album bis auf HOM Part 2 und New Babies:New Toys sehr gelungen.

  3. Also, ich muß sagen, daß mir dieses OMD-Album um LÄÄÄÄÄÄNGEN besser gefällt, als die „Universal“…!!!! :-D

    „Sometimes“ erinnert auch wunderbar an Martin Gore’s „Motherless Child“ von seiner „Counterfeit E.P“…!!! :-)))

    Man muß sich dieses Album schon ein paar Male anhören…!!! :-)

    Naja, ich bin ja auch neben Depeche Mode auch ein großer OMD-Fan…!!!

    (Bitte keine Haue…!!! ;-) )

    Aber, dieses Album hat schon sehr viel von den alten Alben…!!! :-)

    Ich bin wirklich sehr erfreut…!!! :-D

  4. Vielen Dank für den Hinweis, der krftwk-ige ;-) Flüchtigkeitsfehler wurde berichtigt.

    Und natürlich ist alles Geschmackssache, wenn das Album vielen gefallen sollte, ist das auch in Ordnung.

  5. Schade dass eure Rezension so mager ausfällt, ich kann mit der neuen Scheibe einiges mehr anfangen und finde sie wirklich gelungen. Na ja, ist halt individuell zu beurteilen und hat eben niemals allgemein Gültigkeit.
    Der Song „RWFK“ heißt im Übrigen „RFWK“ und ist eine Hommage an die Götter elektronischer Musik ;-)

Kommentare sind geschlossen.

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