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Gewisse Schwere, neue Handwerkstalente und Eier – Northern Lite im Interview

Von Ronny
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nl08 Northern Lite sind in diesem Frühjahr mal wieder auf großer Tour, sie haben das neue Album „Super Black“ und einen Haufen alte Knüller im Gepäck. Im ordentlich verqualmten Backstage-Bereich der Faust in Hannover nahm sich Sänger Andreas Kubat Zeit für unsere Fragen und sprach über das neue Album, musikalische Entwicklungen und zukünftige Ideen.

„Super Black“ ist ein von euch bewusst gewählter Name für das aktuelle Album, der einen Zustand der völligen Erschöpfung und auch Neufindung ausdrücken soll. Wie kam es dazu?

Der Name hat sich eigentlich schon während der letzten Tour herauskristallisiert. Man hatte irgendwann so einen gewissen Zustand, nachdem man in vielen Clubs hintereinander gespielt hatte. Irgendwann konnte man sich nicht mehr so ganz genau an die einzelnen Läden erinnern. Man hat auch Gesichter gesehen, die man in der nächsten Woche schon nicht mehr kannte. Das führt letztendlich irgendwann zu diesem Zustand, wo man auf so eine „Nulllinie“ gekommen ist. Das haben wir dann genutzt, um in dieser Phase Songs zu schreiben und deswegen haben die Tracks auf „Super Black“ auch eine gewisse Schwere. Wobei sie nicht negativ sind, sie sind auch nicht negativ gemeint! Wir haben versucht, aus diesem Zustand das Positive herauszuholen, und das hat ja auch funktioniert.

Titel wie „Liar“, „Girl With A Gun“ oder „If I Knew“ hören sich wie eine Art Abrechnung an. Auch andere Songtitel transportieren einen eher negativen Unterton, war das von Anfang an gewollt?

Klar, wir wollten ja jetzt auch kein „liebes Album“ machen, das Leben ist ja auch nicht immer so lieb, aber alles in allem ist das ganze Album nicht negativ. Klar gibt es da Songs, wo auch mal offene Worte gesprochen werden. Ich glaube, das gehört einfach zur Ehrlichkeit dazu, die man als Musiker haben muss.

In einem unserer früheren Interviews hast du erzählt, dass euer zweites Album „Temper“ ein Konzeptalbum war, das nahezu komplett im Studio geschrieben wurde. Ist, vor dem Hintergrund der Thematik von „Super Black“, euer viertes Album auch als eine Art Konzeptalbum angelegt worden?

Nein, eher nicht. „Super Black“ ist eher die Summe aller Erfahrungen, auch die ganzen anderen Alben mit eingerechnet. Ich glaube, musikalisch ist dieses Album das Ende einer Suche für uns. Ich habe das Gefühl, dass wir endlich da angekommen sind, wo wir soundtechnisch mal hin wollten.
Wenn ich früher einen Song geschrieben habe, hatte ich immer das Gefühl, dass der Song zwar cool geworden ist, aber letztendlich dann doch nicht so, wie ich es wollte. Das waren teilweise handwerkliche Defizite und teilweise irgendwie das Unvermögen, das auszudrücken, was man eigentlich ausdrücken wollte.
Und das hat sich nun so weit entwickelt, dass es bei diesem Album einfach endlich funktioniert hat. Alleine vom Songwriting schon. Auch die Gitarristen haben eine Glanzleistung hingelegt. Dann haben wir außerdem noch mit Produzenten zusammengearbeitet, die hinterher noch den Feinschliff gemacht haben.

Auf „Super Black“ gibt es zum Teil echtes Schlagzeug, aber auch Streicher zu hören. Gab es weitere Neuerungen bei der Produktion des Albums, die vielleicht nicht so offensichtlich sind? Und wie kam es überhaupt zu Schlagzeug und Streichern?

Das mit dem Schlagzeug war schon ein krasses Ding. Bis dato hatten wir noch nie mit einem Schlagzeuger im Studio gearbeitet, und weil das eh schon neu war, haben wir gleichzeitig noch einen Produzenten mit ins Boot geholt. Das war dann der Olsen Involtini aus Berlin, der produziert z.B. Bela B. und Seeed. Er ist ein echter „Rock-Guy“ und hat richtig Ahnung, was Gitarren angeht. Olsen hat letztendlich auch den Danny Young von „Lucifer“ als Drummer für „Super Black“ angeheuert.

Auf mich wirkt die Musik auf „Super Black“ mit dem echten Schlagzeug und auch generell wesentlich druckvoller, das ist wahrscheinlich auch das, was du zuvor mit „handwerklichen Defiziten“ gemeint hast, oder?

Ja, genau. Wir haben vorher immer alles selbst gemacht. Keiner von uns hat irgendwie Musik studiert oder eine Ausbildung dahingehend gemacht. Sondern wir haben das alles immer autodidaktisch gehandhabt. Alleine, dass wir uns einen Vollprofi wie den Martin Buttrich für das Mixing hinzugeholt haben, brachte enorm viel für unseren Sound. Martin hat so viel aus den Songs rausgeholt, dass wir dadurch ein gewisses handwerkliches Level erreicht haben, das man einfach heutzutage braucht, um ein Album herauszubringen, das zumindest genauso dynamisch ist wie die Veröffentlichungen anderer Bands und Künstler.

Kommen wir noch mal kurz zum Titel des Albums zurück. Besteht nicht vielleicht die Gefahr, dass man „Super Black“ als Namen falsch und vielleicht auch zu klischeehaft auslegen könnte und ihr dadurch in eine gewisse Schublade eingeordnet werdet?

Ja, also irgendwie ist es schon immer so gewesen, dass wir auf so etwas ganz bewusst keine Rücksicht genommen haben. Wenn wir einen Albumtitel cool fanden, haben wir nie überlegt, wem wir damit auf die Füße treten könnten oder wer den Albumtitel falsch interpretieren könnte. Wenn man sich das Album anhört, findet man auch den Bezug dazu und wird auch verstehen, wieso das Album so heißt, wie es heißt. Der Name passt einfach und das ist der ganze Hintergrund dabei. Ich denke, als Band sollte man heutzutage schon soviel Eier haben, dass man das auch durchzieht.

Im Vorfeld der Veröffentlichung habt ihr eine One-Shot-Video-Trilogie im Internet veröffentlicht. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, und wie lange habt ihr für die drei Videos gebraucht?

Das war eine Idee, die der Erik, unser „Artworker“, eingebracht hatte. Wir haben die Videos selber gedreht. Dazu haben wir eine billige Digi-Cam an ein Einbeinstativ geklebt, das aus einem Besenstiel und einer Flasche Wasser bestand.
Die Konstante in dem Video ist letztendlich die Kameraführung und das, was ich mache, bzw., alles was im ersten Teil passiert, geschieht auch genauso in den zwei anderen Teilen.
Bei dem ersten Teil haben wir einfach losgelegt und haben uns vorher auch nicht großartig die Bewegungsabläufe usw. überlegt. Die anderen beiden Videos haben wir ungefähr eine Woche später gedreht. Ich habe für diese Videos quasi das erste Video als Vorlage genommen und mir alles antrainiert, damit es auch entsprechend authentisch aussieht.

Apropos Video – die Limited Edition von „Super Black“ enthält eine DVD mit einem 34-minütigen Live-Mitschnitt. Wird es in absehbarer Zeit ein komplettes Konzert von euch auf DVD zu kaufen geben, oder bleibt es vorerst bei diesem Appetizer? Gibt es ggf. eine Live-CD?

Nein. Das wird frühestens nach dem nächsten Album passieren.

Mit „Please“ werdet ihr demnächst eine zweite Single vom aktuellen Album veröffentlichen. Wird es darauf Überraschungen geben?

Ja, definitiv. Wir werden eine ca. 20-minütige Akustiksession für die Single aufnehmen, in der wir 5 Songs aus unserem Repertoire nur mit Gitarre und Gesang einspielen werden. Lasst euch überraschen!

Ihr befindet euch nun schon seit einiger Zeit auf einer ausgedehnten Tournee. Gab es für euch schon den ein oder anderen Gig, der euch geradezu überrascht hat?

Zürich hat mich ziemlich überrascht. Das war wirklich sehr cool dort. Also in Zürich haben wir vorher schon öfters gespielt und haben eigentlich die Erfahrung gemacht, dass die Leute dort eher zurückhaltend sind aber der HIVE Club hat so richtig gerockt und die Leute waren um einiges lauter als unsere PA.

Erzählt mal etwas über die visuellen Aspekte der aktuellen Tour!

Wir haben für diese Tour zwei verschiedene Typen von LED-Leinwänden dabei. Die eine Leinwand ist videofähig und größer und kommt daher nur in größeren Locations zum Einsatz. Die andere ist für kleinere Läden und leider nicht videofähig, aber dennoch definitiv eine visuelle Bereicherung für unsere Show.

Und musikalisch? Werdet ihr auch Schlagzeug einsetzen?

Nein, das wollen wir auch eigentlich gar nicht machen. Das mit dem Schlagzeug zieht sich ja nun auch nicht komplett durch „Super Black“, sondern es sind im Endeffekt nur drei Songs, wo wir mit echten Drums gearbeitet haben. Das mit den Drums soll jetzt auch kein für Northern Lite typisches Ding werden. Unsere Linie ist schon eher die, dass die Drums vom Computer kommen.

Ihr habt in den vergangenen Jahren, wenn ihr Live-Gigs gespielt habt, auch mal die ein oder andere Coverversion mit eingebaut. 2001 habt ihr z.B. „I Feel Loved“ von Depeche Mode gecovert, und letztes Jahr habt ihr von Coldplay „Clocks“ gespielt. Werdet ihr vielleicht irgendwann mal eine CD nur mit Coverversionen veröffentlichen?

Keine Ahnung. Immer wenn ich ein Cover mache, habe ich irgendwie ein blödes Gefühl. Es ist daher ein schwieriges Thema an sich. Da wohnen irgendwie zwei Seelen in meiner Brust. Wenn die Leute z.B. bei „Go With The Flow“ abgehen, ist das einerseits hammergeil, aber andererseits habe ich den Song nicht geschrieben.
Aber wer weiß, was die Zukunft mal bringt. Vielleicht machen wir ja mal aus Spaß ein Coveralbum, aber ich glaube nicht, dass wir dann die Cover, die wir bisher schon gemacht haben, dafür zusammentragen werden. Ich denke, wenn, dann machen wir was ganz Aktuelles.

Möchtest du unseren Lesern abschließend noch was sagen?

Kommt auf die Tour, wir sind echt fit und wir freuen uns tierisch auf die kommenden Konzerte! Es lohnt sich!

Northern Lite live:
24/04/08 Erlangen E-Werk
25/04/08 Traunstein Kafka
26/04/08 Würzburg Airport
30/04/08 Hamburg Edelfettwerk
02/05/08 Torgelow Holiday In
03/05/08 Rostock Moya
09/05/08 Jena Kassablanca
10/05/08 Halbinsel Pouch Sputnik Spring Break
11/05/08 Erfurt Centrum
16/05/08 Trossingen Canape
17/05/08 Freiburg Crash
21/05/08 Frankfurt U60311
24/05/08 Raddusch Slawenburg
29/05/08 Wien Szene
31/05/08 Barcelona Razzmatazz
14/06/08 Eisenach Open East Festival
05/07/08 Gelsenkichen Blackfield Festival
18/07/08 Chemnitz Turmbrauhausfest
09/08/08 Saalburg Sonne, Mond & Sterne Festival

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Von Ronny
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