Lola Angst starten zum elektronischen Frontalangriff auf die schwarze Szene! Bewaffnet mit dem Lolamobil (einem alten Bus), einer elektrifizierten Kirchenorgel und als Eyecatcher die ein oder andere Ballerina fรผr die Bรผhne. Im Gepรคck? Das zweite Album mit dem leicht sarkastisch wirkenden Titel „Schwarzwald“. Der Auftrag? Innovation zurรผck in die stehende Szene bringen – weg von Patchouli, oberflรคchlichem Getue und asservierten Sounds. Das Ziel? Eine Revolution!
So oder so รคhnlich kann man Schirner und Goldmann alias Lola Angst wohl am besten verstehen. Mit Schwarzwald prรคsentieren sie uns ein Album, das sich geschickt jeglicher Kategorisierung entziehen kann und mit starken, elektronischen Songs aufwartet. Mal gibt es Synth-Pop, Elektro-Clash und EBM, mal Elektro-Punk oder gar ein Quรคntchen Industrial auf die Ohren.
Mit dem mitreiรenden und pulsierenden Opener Death Man’s Song wird dem Hรถrer gleich am Anfang ein genialer Ausblick auf die kommenden 11 Songs gegeben. Der Sound wirkt frisch und unverbraucht. Just Slaves kรถnnte aus heutiger Sicht genauso gut ein Track von Fad Gadget sein. Unpopulรคr und trotzdem interessant, kommerziell ist „Just Slaves“ mitnichten aber dennoch hat es einen ganz eigenen Reiz!
Die Vergleiche mit weiteren Grรถรen lieรen sich sicherlich ohne Probleme fortsetzen – so erinnert Mr. TriseX doch sehr stark an Trent Reznors „Nine Inch Nails“.
Wer auf der Suche nach eingรคngigen und fesselnden Refrains ist, wird diese bei dem genialen The Final War oder dem etwas an And One erinnernden America Will Not Get You finden.
Hello Happiness darf man auf diesem Album wohl als die krachende, minimalistisch angelegt „Underground Hymne“ bezeichnen. Zum Ende des Albums gibt es mit Ziggy’z Lullaby noch ein schwermรผtiges Synth-Pop Liedchen, das die poppige Seite der Lolaianer reflektiert. Im Vergleich mit dem Rest des Albums wirkt dieser Track recht ungewรถhnlich, was aber nichts an seiner Schรถnheit รคndert.
Die limited Edition wartet zusรคtzlich noch mit einer Bonus-CD auf, die insgesamt neun weitere Songs bereithรคlt. Dabei handelt es sich รผberwiegend um Remixe von Albumtracks. Lediglich „Church of Lola“, einem Underground-Techno Track, „Lolamobil Sounds“ und „Dark Reggae (Gothic Jamaica Version)“ sind bisher nicht verรถffentlichte Songs. Die Remixe sind zum Teil recht gewรถhnungsbedรผrftig und erreichen nicht immer die Qualitรคt der Originale.
Insgesamt liefern Lola Angst hier ein respektables zweites Werk ab, das vor Vielschichtigkeit nur so strotzt und zum Teil interessante Akzente setzen kann. Der Zugang gestaltet sich allerdings nicht ganz leicht, so dass man hier den ein oder anderen Durchlauf benรถtigt. Wer jedoch gerne mal Abseits der ausgetrampelten musikalischen Pfade wildert, ist im Schwarzwald genau richtig!
Anspieltipps: Ziggy’z Lullaby, Dead Man’s Song, The Final War
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