Wir haben ein neues Album des Monats für euch. Es ist dieses Mal ein Debütalbum eines Duos, das sich über die nicht so häufig betretene Route Offenbach-London-Berlin auf die Suche nach ihrer ganz eigenen Interpretation nächtlicher Hymnen begeben hat.
Vor ein paar Wochen im Funkhaus Nalepastraße. Ja, genau dem, wo Depeche Mode im März ihren Streetgig gegeben haben. Eine Newcomerband gibt noch ein schnelles Interview (mehr dazu demnächst), dann stellt sie in einem kleinen Saal jenes wunderbaren Gebäudekomplexes (wo zukünftig bestimmt noch so manches Meisterwerk aufgenommen wird) ihr großartiges Debütalbum vor. Zu jedem Song erzählen Markus Nikolaus und Julien Bracht ein bisschen etwas, anschließend gibt es für die anwesenden Fans, Freunde und Rezensenten noch einen kleinen Gig, gefolgt von einem zur Stimmung passenden DJ-Set. So sollten viel mehr Künstler Veröffentlichungen begleiten!
Julien kommt eher aus der Techno-Ecke. Nachdem er jedoch mit Markus zu arbeiten beginnt (der beim Kennenlernen auch noch in einem anderen Duo dahin musiziert), steht von Anfang an fest, dass man in eine neue, andere Richtung gehen will. Man spielt in London überall, wo man reingelassen wird, wechselt jedoch irgendwann in erwähnte ehemalige DDR-Studios, um in Ruhe seine Vision aufzunehmen. Was außerordentlich gut gelungen ist.
Und auch wenn die Band das irgendwann nicht mehr hören wollen mag: Durch diese Songs und diesen Sound fließt ganz viel vom Geiste Joy Divisions. Beginnend mit dem knackig-kurzen „Out Is In“, was auch der erste Song ist, der aufgenommen wurde, hat man diesen so markanten Sound im Ohr. Düster, leicht vernebelt, hallig, Synthies, Bass, Gesang. Ein Song heißt sogar „Warsaw Street“ – das passt perfekt zur Ur-Band von Curtis, Sumner & Co., auch wenn der Titel sich eigentlich auf die Warschauer Straße in Berlin bezieht.
Die Band hat einerseits detailverliebt an den Sounds gefeilt, mag aber andererseits auch die Momentaufnahme, das vielleicht Unperfekte. So ist man ein Fan von One-Take-Aufnahmen des Gesangs. Dieser Sound klingt dadurch auch ganz anders als vieles von dem kaputtkomprimierten Hochglanz heutzutage, was Lea Porcelain mehr Authentizität verleiht.
Und dann hat man es tatsächlich auch hinbekommen, zwölf Highlights und null Ausfälle auf die Tonkonserve zu bannen. Mit geschickt durchdachter Reihenfolge auch. So wird zwischen das tiefenelektronisch brummende „Similar Familiar“ und die herrlich leidende Postpunkperle „The Love“ (der mit „A Faraway Land“ gleich noch ein wunderbar rauschender Früh-80er-Dunkeldisco-Hit folgt) die kurze Pianoballade „White Noise“ geschoben. Hinter das eingängige „Bones“, das zur Abwechslung mal an The National erinnert – was später beim herzwärmenden „Remember“ nochmals der Fall ist – wird der Fanfavorit „A Year From Here“ gesetzt, der mit seiner Ukulele überrascht.
Klingt durchaus nach Abwechslung, wofür auch Markus‘ Gesang sorgt, der mühelos und ohne sich in den Vordergrund zu drängen, verschiedenste Klangfarben annehmen kann. Und ganz zum Schluss erweitert man die Palette noch um einen spukigen Wobbeltrack („Loose Life“) und eine Schlusshymne, die die frühen U2 oder die frühen Simple Minds ins Gespräch bringt. Ein großes Debüt!
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Freue mich sehr darüber, dass Lea Porcelain auch endlich durch euch die Aufmerksamkeit bekommen, die sie eigentlich schon längst hätten bekommen müssen. Klasse Album…
Saugutes Album
Mein Album
Schön vielschichtig aufgebaut hoffe die Jungs bleiben am Ball ?