War das eine Entdeckung, damals, vor ein paar Jahren, nachmittags auf dem Melt! Festival! Fünf seltsam gekleidete Nerds (bevor nerdy das neue cool wurde) zauberten aus ihren Gerätschaften eine unglaublich mitreißende Power hervor, wie man sie selten erlebt hatte. Nun sind Hot Chip allseits bekannt und beliebt und füllen die Berliner Columbiahalle.
Doch zuvor ein paar Worte zum Support: Diesen Platz füllen nämlich heute die Hundreds, deren großartiges Debüt bei uns ja schon ausgiebig gelobt wurde. Auch live konnten die Geschwister Milner bereits begeistern, und das gelingt ihnen auch als Vorband. Die noch luftig gefüllte Halle drängt bei den ca. 40 Minuten, die perfekt zwischen atmosphärisch und satt tanzbar gemischt sind, zusehends nach vorne. Wir freuen uns auf Album Nummer Zwo (wie Sängerin Eva nach dem Konzert im Gespräch verriet, wird die Fertigstellung noch ein halbes, dreiviertel Jährchen dauern, ist aber fest für 2013 eingeplant)!
Und dann blasen Hot Chip nicht das Hallendach weg… sondern unser Gehör. Mit den ersten Takten des Openers „Shake A Fist“ und dem ersten Wumms aufs Schlagzeug sausen einem die Ohren. IST DAS LAUT HIER! Doch die Unmengen an elektronischen Klangerzeugern (Wie schrieb schon eines unser Forumsmitglieder: Selten so einen Maschinenpark auf der Bühne gesehen!) sind bestens aufeinander abgestimmt, abgesehen von der obszönen Lautstärke ist der Sound fast perfekt.
Die fünf Bandmitglieder – immer noch äußerst putzig gekleidet übrigens – haben noch zwei Liveunterstützer dabei. Der ältere, bestens gelaunte Herr an den Gitarren, ist sonst als Grovesnor unterwegs, an den Drums liefert Sarah Jones (sonst u.a. New Young Pony Club) hervorragende Arbeit. Von Anfang an läuft alles wie geschmiert, man wirft sich die Instrumente zu (also die tragbaren), Alexis Taylor hat sein Goldkehlchen bestens gestimmt, Joe Goddard und die anderen ergänzen die Vocals, wo es passt.
Es gibt natürlich sowohl die frühen Hits von „The Warning“, als auch Singles von den Folgewerken, der Schwerpunkt liegt aber auf „In Our Heads“, logischerweise, ist ja auch das aktuelle Album. Immer noch beeindruckend ist, wie die Tracks live stets variiert werden. Und man schafft es sogar, so etwas Uncooles wie ein Fleetwood-Mac-Cover einzustreuen. Kurzum, nach reichlich 100 Minuten bester Unterhaltung ist man um ein tolles Konzerterlebnis (und der eine der andere möglicherweise um einen Tinnitus) reicher.
Die Setlist:
Shake a Fist
And I Was A Boy From School
Don’t Deny Your Heart
One Life Stand
Night and Day
Flutes
Over And Over
Brothers
Look At Where We Are
How Do You Do?
Ready For The Floor
Everywhere (Fleetwood Mac cover)
Hold On
…
Motion Sickness
Crap Kraft Dinner
I Feel Better
Let Me Be Him
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http://youtu.be/RZCN-Txz7ps