Der Name Henrik Iversen wird wohl den Wenigsten noch etwas sagen, es sei denn sie haben Anfang der 2000er fleißig in den Clubs ihre Öhrchen gespitzt und sind Fan von NamNamBulu geworden. Vielleicht hat der eine oder andere geneigte Leser ja sogar eines ihrer Konzerte damals besucht oder zu „Memories“ die Frau fürs Leben gefunden. Henrik Iversen ist jedenfalls der charmate Sänger der Synthieband, die sich 2005 dann nach über 50 gespielten Konzerten und einer soliden Fanbasis auflöste und eine ziemliche Lücke in dem Bereich hinterließ. Glücklicherweise war der Abschied nicht für immer, denn vor geraumer Zeit entschlossen sich er und Bandkollege Vasi Vallis es musikalisch wieder mit einander zu versuchen. Depechemode.de hat sich also Henrik Iversen geschnappt und mit ihm ein bisschen über Weihnachten, ein neues NamNamBulu-Album, sowie das kreative Schaffen der Band geredet und noch ein bisschen über das Leben philosophiert.
Hallo Henrik, wie geht es dir?
Hallo Josie, danke der Nachfrage, im Moment geht es mir fast gut. War etwas angeschlagen durch eine Erkältung, aber das sagt ja nicht viel über das generelle Befinden aus, welches im allgemeinen gut ist (lacht).
Da bin ich ja jetzt ein bisschen beruhigt. Ich habe übrigens versucht Interviews mit dir zu recherchieren, damit ich dich nicht mit schon gestellten Fragen langweilen muss, aber ich habe nichts gefunden. Woran liegt das bitte?
Das liegt vermutlich an daran, dass wir so unheimlich berühmt sind, dass es fast unmöglich ist etwas zu finden. Trotz alledem weiß ich, dass ich durchaus auch schon Interviews gemacht habe. Diese sind jedoch schon an die 10 Jahre alt. Damals gab es noch kein Internet (lacht).
Wie auch immer…solange ich nicht noch einmal beantworten muss, wo der Bandname herkommt, ist alles gut.
Ich glaube die Frage nach dem Bandnamen kann sich jeder mit ein bisschen Googlebenutzung und Wikipedia durchforsten dann dort erklären lassen. Die Frage ist auch wirklich langweilig und ich muss ehrlich zugeben, dass ich so was noch nie jemanden gefragt habe. Ich glaube, das kommt dir gerade sehr zu Gute. Aber bevor ich es mir anders überlege und doch noch einmal frage, machen wir am besten weiter mit den hoffentlich nicht so langweiligen Fragen. Wir haben November und es geht straff auf Weihnachten zu. Was ist deine Lieblingsbeschäftigung an einem grauen, leicht nebligen Novembertag?
Ich fröne gerne dem Müßiggang. Wenn ich die Möglichkeit habe, schaue ich mir gerne einen Film an. Leider ergibt sich das in den letzten Jahren nicht so oft, da ich ja recht spät Papa geworden bin. Diejenigen unter euch die selber Eltern sind, werden wissen wovon ich spreche.
Und was kommt nach dem November und dem Nebelgrau? Der Dezember. Magst du eigentlich die Vorweihnachts- und Weihnachtszeit oder bist du ein Weihnachtsmuffel?
Als Skandinavier bin ich schon tendenziell weihnachtsaffin. Ich mag zwar den Rummel nicht so gerne, der darum aufgebaut wird, aber Weihnachten als solches finde ich schön. Klar hat es nicht mehr den gleichen Stellenwert, wie zu der Zeit als man selber noch ein Kind war, aber es macht mir Spaß Geschenke zu machen und sinnlos Süßigkeiten in mich reinzustopfen (lacht).
Ende letztes Jahr hast du ja die „Live in Honda“-Clips auf Youtube gestellt. Wir es dieses Jahr auch wieder so etwas geben oder eher nicht?
Die Live-In-Honda-Aktion war nur ein Zufallsprodukt. Ich hatte auf dem Arbeitsweg genug Zeit und dachte ich wolle mal ausprobieren wie das klingt. Ich experimentiere gerne. Da es gut funktionierte habe ich diese kleine Serie erstellt. Derzeit habe ich keine weiteren Folgen geplant, aber mal schauen, ob mir sonst noch etwas einfällt.
Aber um mal weg vom Thema Weihnachten zu kommen: Wann gibt es denn nun ein neues NNB Album und hat das gute Stück schon einen Namen?
Ja, es wird ein neues Album geben, aber das ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Einen Arbeitsnamen hat das Album auch schon, aber bevor nicht alle Stücke fertig sind, werde ich den Namen nicht fixieren, denn der Name des Albums war schon immer gekoppelt an die Situation der Entstehung. So gesehen müsste der Titel des kommenden Albums im Moment noch „Taking Forever“ heißen (lacht).
„Taking Forever“ solltet ihr definitiv in die potenzielle Namensliste mit aufnehmen. Das ist herrlich selbstironisch. Haha. Was erwartet den Hörer denn auf der neuen Scheibe? Und wenn die Arbeit daran schon eine halbe Ewigkeit dauert, wäre es gut zu wissen wie lange du und Vasi Vallis daran gearbeitet bisher schon daran gearbeitet haben.
Basierend auf dem was schon fertig ist, wird das Album hoffentlich den Hörer das liefern, was Sie von NNB erwarten. Es wird ein melodiöses Album, das den Sound von NNB in der heutigen Zeit weiterführt. Vasi ist ja bekannt dafür schöne Melodien zu verpacken. Ich denke das gelingt ihm sehr gut. Ich habe jedoch auch noch nicht alles auf dem Tisch liegen. Er schickt mir immer wieder Sachen, die sich aber immer mal verändern, oder auch wieder verschwinden. Wie lange wir daran arbeiten? Oh je… schon eine ganze Weile. Durch die geografische Trennung haben wir leider nicht die Möglichkeit uns zusammenzusetzen und die Stücke gemeinsam auszuarbeiten. Das macht den Prozess etwas langatmiger, und da Vasi auch gerne mal 500 Dinge gleichzeitig macht, ziehen schnell mal ein paar Wochen ins Land ohne dass wir weiterkommen. Aber er ist nicht alleine Schuld an der Verzögerung. Ich habe leider auch nicht immer die Zeit, die ich gerne haben würde, um mich konzentriert an das Texten zu setzen. Es ist also ein fortlaufender Prozess.
Du musst Vasi einfach wieder zurück in die Schweiz umsiedeln oder 2 Monate im Keller festbinden und dann seid ihr ganz schnell fertig. Dann kann er auch keine 500 Dinge gleichzeitig machen und zwischen Synthiesounds und Technikspielereien verloren gehen (lacht). Gab es wieder die altbekannte Arbeitsteilung oder habt ihr diesmal was Neues versucht und eure Arbeitsweise verändert?
Die Arbeitsweise ist noch immer dieselbe. Vasi komponiert, und ich texte und singe ein was ich habe. Das schicke ich ihm dann zu, und er arrangiert das Stück zu Ende. Heute ist das zum Glück technisch gesehen kein Problem egal wo auf der Welt man sich befindet. Wir werden aber versuchen, die ganzen Songs in einer finalen Sitzung noch einmal neu aufzunehmen, damit es stimmlich aus einem Guss ist. Denn derzeit kann es durchaus sein, dass ich einen Song zum Frühstück einsinge und den nächsten, Monate später an einem Sonntagnachmittag. Je nach Tageslaune klingt das dann recht verschieden.
Ich stelle mir jetzt gerade wirklich vor wie du zwischen Papa-Dasein und den Abwasch machen mal eben ein Lied einsingst und es von der Schweiz nach Deutschland schickst. Das ist gerade echt ein schönes Bild in meinem Kopf (lacht). Wie sieht denn nun Songwriting im Hause NNB aus? Was inspiriert dich? Und warum sind die meisten Lieder auf Englisch?
Ich kann nicht sagen, dass es speziefische Ding im Leben gibt, die mich inspirieren. Meine Texte können durchaus sehr spontan entstehen. Manchmal reicht ein Wort aus dem eine Geschichte entsteht. Das Leben ist schon Inspiration genug, und da man doch schon das eine oder andere erleben durfte, gibt es genug Erfahrungen, die sich in Worte fassen lassen. Englisch war die erste Wahl, weil alle Bands die mich im Leben begleiteten in Englisch gesungen haben. Zudem war meine Deutsche Aussprache zu Beginn des Projektes vermutlich nicht über alle Zweifel erhaben. Und einen Song à la „Wer hat’s erfunden“ hätte ich selber nicht ernst nehmen können. Als wir 2003 mit Musik angefangen haben, war es auch noch nicht so üblich, deutsch zu singen. Die Akzeptanz gegenüber deutschen Texten ist jedoch in den letzten 10 Jahren enorm gestiegen. Heute ist Deutsch auch für NNB eine Option… wenn es zum Stück passt. Ich hätte auch Spaß daran, mal ein Lied auf Französisch zu machen. Mal sehen was die Zukunft bringt.
Hat sich dein Songwriting verändert seitdem du eine Familie hast oder eher nicht? Und hat sich dein Leben dadurch insgesamt verändert? Auch in Bezug auf Texte, Konzerte und die allgemeine Gelassenheit?
Ich kann noch nicht beurteilen, wie sich meine Familie auf meine Inhalte auswirkt. Trotzdem muss ich dies ganz klar bejahen. Das Leben ist ein ganz anderes. Der Fokus hat sich komplett verschoben. Vieles von dem, was man früher in Bezug auf Kinder nicht nachvollziehen konnte, ist heute Realität. Ich habe Ängste, die ich vorher nicht kannte, sehe Gefahren wo früher keine waren, und blicke mit einem weinenden Auge in die Zukunft, weil ich wie?, dass ich irgendwann nicht mehr für meine Kinder da sein werde. Die Wahrnehmung der Zeit ist eine ganz andere geworden. Dies wird sich bestimmt noch viel mehr auf meine Arbeit in der Musik auswirken, als sie es derzeit tut.
Deine Gelassenheit hätte ich auch gerne. Ich bin fast ein bisschen neidisch, aber auch nur fast. Weißt du, ich hab früher recht viel NNB gehört. Eine Freundin hatte eure CDs und wir saßen in ihrem Zimmer, sie die Volljährigkeit bereits erreicht, ich noch mindestens 5 Jahre drunter und mussten dann feststellen, dass wir ja nicht mal zu einem Konzert können. Ich weine immer noch ein bisschen, weil ihr euch 2005 einfach aufgelöst habt (lacht). Das werde ich auch noch eine Weile tun. Was war denn das Beste an der Zeit vor der Auflösung? Gab es da eine bestimmte Situation, ein Erlebnis etc?
Wie heißt es: Das schönste am Abschied ist das Wiedersehen. Das Beste an der Zeit vorher, war die Naivität mit der wir die Dinge angepackt haben. Es gab keine Erwartungen, und die wurden erfüllt. Ein Meilenstein war der erste Auftritt am WGT. Ich hätte nie gedacht, dass wir es mal soweit schaffen würden.
Zu meinem Glück habt ihr euch ja wieder zusammen getan und ich kann etwas von meiner „Dinge, die ich noch dringend erledigen muss“-Liste streichen. Was sind deiner Meinung nach denn die 10 Dinge im Leben, die man gemacht haben sollte, bevor man alt ist?
10? Oh je… mal überlegen.
1. Kinder haben
2.Lieben
3. Weinen
4. Gut essen
5. Lachen
6. Freude bereiten
7. Schenken
8. Sich selber kennenlernen
9. Andere Kulturen kennenlernen
10. Auf der Autobahn über 260 km/h fahren!
Dann habe ich nach der 10-Dinge-Henrik-Iversen-Liste nur noch eine Sache zu erledigen. Ich kann in Ruhe alt werden (lacht). Vielleicht hast du jetzt aber auch einen Denkanstoß für die Leute da draußen geliefert, noch ein bisschen was von dieser Liste abzuhaken oder ihre eigene zu erstellen. Ich bedanke mich, dass du dir die Zeit genommen hast, ein paar Fragen zu beantworten und wünsche dir eine süßigkeitenreiche und entspannte Vorweihnachtszeit.