Dieses Mal hat das Material in unserem musikalischen Testlabor einen sehr hohen Anteil weiblicher Gene. Michigan, Gelsenkirchen, Toronto (zweimal), das ist doch mal eine geographische Mischung!
Kunstvolle Popsongs mit kammermusikalischer Intensitรคt. Das ist es, womit man die Musik von Shara Worden als My Brightest Diamond verbindet. Doch auf „This Is My Hand“ ertรถnt die Musik der Amerikanerin viel zugรคnglicher als bisher.
Auch dieses Album erscheint auf Asthmatic Kitty, dem Label von Wordens gutem Freund Sufjan Stevens. Dessen Einfluss lรคsst sich vor allem an den reichhaltigen Arrangements ablesen. Da rauscht gleich beim ersten Stรผck, „Pressure“ eine ganze Marschkapelle durchs Studio oder verstรคrken druckvolle Blรคser den Titelsong.
Auf der anderen Seite sind aber auch rockige Momente und elektronische Elemente nicht zu knapp zu entdecken. Und die Kรผnstlerin schreibt prรคzise, punktgenau ins Ohr treffende Songs wie das unwiderstehliche „Before The Words“ oder das stoisch stampfende „I Am Not The Bad Guy“. Dabei sind die Kรผnstler, an die man dabei denken muss, so vielschichtig und unterschiedlich wie Portishead („So Easy“) oder Kate Bush. Ein gutes Zeichen. – 8 von 10 Blechblรคsern
So, jetzt loben wir mal wieder ein bisschen โAmi-Scheiรe, nur mit deutschen Textenโ (Kommentar eines unserer Leser) hoch. Die Kรผnstlerin wรผrde es vermutlich als Kompliment fรผr die amtliche Produktion sehen. Sollte sie auch, denn ein so satt produziertes und zeitgemรครes und trotzdem weit weg von amerikanisch geprรคgtem Mainstreamquark befindliches Album wie โFutureDeutscheWelleโ von Lary hat es aus unseren Landen lange nicht gegeben (hier wurde ein Preis wie der New Music Award auch tatsรคchlich mal an die Richtige verliehen).
Lary, Tochter eines Jamaikaners, born bei Schalke umme Ecke und mittlerweile via New York im Schmelztiegel Berlin gelandet, hat eine ausdrucksstarke Stimme (und sieht, so viel ist hoffentlich erlaubt, auรerdem fantastisch aus) und hat mit den Beatgees die richtigen Herrschaften ans Produzentenpult gelassen. Denn das Album ist weder Hip Hop noch Deutsche Welle, sondern klingt einfach nur fett โ und ist klanglich viel eher in der Nรคhe von aktuellen Kรผnstlern wie Banks einzuordnen.
Und dann sind da eben โ neben einigen hรผbsch zitierwรผrdigen Texten โ auch ein ganzer Haufen (potentieller) Hits drauf: Die Singles โProblemโ (mit Veronika-Fischer-Sample) und โSystemโ natรผrlich, aber auch das tiefenelektronisch groovende โSirenenโ, das electropoppige โHollywoodโ, das minimalistische โRotโ oder das spektakulรคr in Flammen aufgehende โFeuerโ. Die muss doch groร werden! – 9 von 10 bassverstรคrkten Sirenen
http://youtu.be/7C9juRHFzL4
P.S. Das Album ist jetzt auch als schicke limitierte Picture-Vinyl-Ausgabe erhรคltlich und hier gibt es noch einen schรถnen Remix der aktuellen Single „Kryptonit“.
Meine Gรผte, diese beiden Herrschaften hier haben sich aber Zeit fรผr ihr Debรผtalbum gelassen! Die Rede ist von Electric Youth aus Toronto, und bei diesem Namen sollten Filmsoundtrackfreunde Bescheid wissen. Wenn nicht, bitte sofort googlen: Ryan Gosling. „Drive“. „A Real Hero“.
Was fรผr ein wunderbarer Song, den Bronwyn Griffin und ihr Freund Austin Garrick da zusammen mit College aufgenommen haben! Um aber nun das Album dazu (und ja, der Song ist trotz des „Alters“ von drei Jahren auch drauf) fertig zu bekommen, lieร man sich nicht beirren. Zeitlos sollte es werden, mit Soundwelten wie in einem Film. Und zumindest das ist mit „Innerworld“ nun gelungen.
Trรคumerisch schweben sie dahin, die Synthesizerwolken aus den diversen analogen Gerรคtschaften, und dazu singt Bronwyn ihre oft melancholischen Texte. Das hat Atmosphรคre und neben dem bekannten auch noch einige weitere wundervolle Songs („We Are The Youth“, „Innocence“, „Without You“, „Tomorrow“). Ein bisschen mehr Abwechslung hรคtte vielleicht den groรen Wurf gebracht, so bleibt es „nur“ eine der schรถnsten Synthiepopscheiben der letzten Zeit. – 7,5 von 10 Neonlichtern
http://vimeo.com/103544659
Die Stars – ebenfalls aus Toronto, wenn auch spรคter nach Montreal umgesiedelt – sind schon deutlich lรคnger dabei. Doch das Kรผnstlerkollektiv um das Sangesduo Amy Millan und Torquil Campbell hat bislang noch nie enttรคuscht, auch wenn Fans der ersten Stunde es kritisch gesehen haben, dass die letzten Verรถffentlichungen etwas glatter und (synthie-)poppiger geworden sind.
Diese Entwicklung kehrt auch „No One Is Lost„, Studioalbum Nummer Sieben, nicht um. Macht gar nix, denn im Wesentlichen gilt eben der Albumtitel: Keiner geht verloren, dafรผr machen die Stars immer noch zu gute Musik. Allein die Erรถffnungsdisco von „From The Night“ ist ein Meisterstรผck mit jeder Menge Einfรคllen in sechseinhalb Minuten. Hier glaubt man den Einfluss des direkt unter dem Aufnahmeraum befindlichen (und mittlerweile leider geschlossenen) Clubs herauszuhรถren.
Auch der bewรคhrte Wechselgesang von Millan und Campbell funktioniert wie immer bestens. Nur das ursprรผnglich wohl angepeilte Ziel einer Disco- und Tanzplatte wird verfehlt, weil sich zwischendurch eben doch wieder die guten, alten Indiepopsongs eingeschlichen haben. Etwas schade, das hรคtte man gerne gehรถrt. Doch auch so bekommt man hier wieder eine Menge wunderbaren Pop (weitere Tipps: „This Is The Last Time“, „Trap Door“ und der dance-lastige Titelsong) geboten. – 7 von 10 kanadischen Discokugeln
http://vimeo.com/109433413
P.S. Die Stars sind auf Tour in Deutschland vom 19.-23.01.2015!
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www.mybrightestdiamond.com
www.facebook.com/mybrightestdiamond
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