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Im Soundcheck: LoneLady, Lower Dens, Sufjan Stevens und Death Cab For Cutie

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Eine Warnung vorab: Der Soundcheck fรคllt heute in Teilen etwas unelektronisch aus (inbesondere bei dem Album mit der hรถchsten Punktzahl). Doch das muss fรผr scheuklappenbefreite Hรถrer eben auch mal sein โ€“ und letztlich hat sich dann doch wieder so mancher Synthesizer eingeschlichen.

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Aber erst einmal ein Album, wo der elektronische Anteil noch recht markant ist. Womit wir bei der LoneLady Julie Campbell aus Manchester wรคren. Und die Erwรคhnung des Ortes Manchester ist hier mal wirklich von Bedeutung, denn wie schon auf ihrem Debรผtalbum atmet auch โ€žHinterlandโ€œ viel von der einst industriestaubigen Luft der nordenglischen Metropole.

Fรผr diesen Eindruck sind natรผrlich alte GrรถรŸen wie Joy Division verantwortlich zu machen, aber die sind ja immer eine gute Referenz und der dรผstere Look der Betonsilos, zwischen denen Campbell aufgewachsen ist, tut sein รœbriges fรผr die dรผsteren Sounds. Neben dem guten alten New Wave gibt es aber auch eine ordentliche Prise Funk auf โ€žHinterlandโ€œ.

Neben dem Albumtitel und Titelsong haben wir gleich noch ein Beispiel fรผr die anhaltende Begeisterung der Briten fรผr die deutsche Sprache: โ€žBunkerpopโ€œ – und dieses extrem eingรคngige Stรผck ist zugleich so ein bisschen der Hit des Albums. Wobei es bei aller coolen Dรผsternis noch einige poppige (und aufs Tanzbein zielende) Momente mehr gibt auf diesem schรถnen Album. – 7,5 von 10 Kindern der Eighties

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Schon auf ihrem letzten Album hatten Lower Dens sich vom ursprรผnglichen Shoegaze mehr in Richtung Dreampop entwickelt und mehr Synthesizer eingesetzt. Auch auf Album Nummer Drei mit dem frรถhlichen Namen โ€žEscape From Evilโ€œ sorgt die Elektronik fรผr ein gehรถriges 80er-Feeling, ohne dass es sich um ein รถdes Retroscheibchen handeln wรผrde.

Dafรผr stehen Jana Hunter und ihre Mรคnner zu sehr im Jetzt und Heute. Also singt Hunter, deren Stimme dieses Mal markanter in den Vordergrund gerรผckt ist, รผber diesen Kampf, der Leben heiรŸt. Oder was es heiรŸt, โ€žTo Die In L.A.โ€œ – ein Songtitel, der kaum erahnen lรคsst, welch flotter Synthiepop sich dahinter verbirgt. Oft geht es aber trรคumerischer zu โ€“ und nicht nur die Single โ€žOndineโ€œ erinnert stark an die benachbarten Kolleginnen und Kollegen von Beach House.

รœberhaupt finden sich hier eine Menge gelungener Songs, die der durchweg stimmigen Atmosphรคre (so ca. Dรผsternis kurz vor dem Sonnenaufgang) Flรผgel verleihen. Das fast leiernde โ€žYour Heart Still Beatingโ€œ, das kurz-knackig groovende โ€žNon Grataโ€œ, das flott brummende โ€žCompanyโ€œ oder das von flirrenden Gitarren getragene Finale โ€žSociรฉtรฉ Anonymeโ€œ. – 8 von 10 Traumsoundtracks

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รœber Sufjan Stevens mรผssten wir uns ja eigentlich mal gehรถrig beschweren. Da versprach das Riesentalent einst Verรถffentlichungen zu allen Staaten der USA und brach das Ganze schon nach ein paar Teilen ab (es war ein Scherz, heiรŸt es mittlerweile, und wir versprechen hiermit, bei zukรผnftigen Artikeln nicht weiter darauf einzugehen). Dann รผberraschte er uns mit immer umfangreicheren Arrangements und der Einbindung verrรผckter Elektronik โ€“ und kommt jetzt mit โ€žCarrie & Lowellโ€œ um die Ecke.

Ein Album, gewidmet den Eltern (der verstorbenen Mutter und dem Stiefvater), mit den Hauptthemen Tod, Schmerz und deren Verarbeitung โ€“ da war klar, das geht eher zurรผck zu den Graswurzeln. Sprich, zu zurรผckhaltendem Singer-/Songwritertum. GrรถรŸtenteils nur Gitarre, Klavier, Stevens‘ Gesang und ein paar Stimmen im Background. Eigentlich gar nicht so meine Sache, dachte der Rezensent, hรถrte aber natรผrlich (auch) aus alter Verbundenheit hinein.

Tja, und dann erwischt es einen eben doch. Klein und einfach erscheinende Songs und groรŸes, ganz groรŸes Songwriting. Kein Brimborium, nur intensive Gefรผhle, die sich schnell auf den Hรถrer รผbertragen kรถnnen, wenn dieser a) sich darauf einlassen mรถchte oder b) nicht aufpasst. Brillante Melodien und Harmonien von Ein- bis Ausgang. โ€žWe’re all gonna dieโ€œ, singt der Sufjan. Was soll’s, wenigstens haben wir vorher gute Musik gehรถrt! – 8,5 von 10 Lieblingskรผnstlern

P.S. Live hier: 15.09. Hamburg, 16.+17.09. Berlin, 19.09. Essen, 20.09. Genf

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Ach, was liebten wir โ€žTransatlanticismโ€œ von Death Cab For Cutie! Und was hofften wir (vergeblich) auf mehr als nur ein Album von Sรคnger Ben Gibbards Nebenprojekt The Postal Service! Doch man muss im Leben oft nehmen, was man bekommt โ€“ und es kรถnnte schlimmer sein als โ€žKintsugiโ€œ, das tatsรคchlich schon achte Album von DCFC.

Es ist das erste Album, das Chris Walla nicht mehr produziert hat. Doch der mittlerweile ausgestiegene Walla hat noch aktiv an der Gitarre mitgewirkt, ein wesentlicher Bruch im Klang war daher nicht zu erwarten โ€“ ein Bruch, den so mancher in den letzten Jahren erhofft hatte, die Alben nach dem erwรคhnten Fan-Liebling und dem Chart-Durchbruch โ€žPlansโ€œ waren durchaus durchwachsen. โ€žKintsugiโ€œ ist nun aber (noch?) kein neuer Anfang, eher eine Konzentration auf bandeigene Stรคrken mit sanften Justierungen im Feinklang.

Was bedeutet, dass es wieder hochmelodiรถse, seelenstreichelnde Indiehymnen gibt, gelegentliche Ausflรผge in die Postrock-Zone โ€“ und dass der verstรคrkte Elektronikanteil weiter ausgebaut wurde. Kein riesiger Aha-Effekt insgesamt, aber wer so grandiose Songs wie โ€žNo Room In Frameโ€œ, โ€žBlack Sunโ€œ oder โ€žLittle Wandererโ€œ schreibt, ist immer ein Guter. – 7 von 10 SรผรŸigkeitentaxis


 

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Thomas Bรคstlein

Thomas Bรคstlein schreibt (frรผher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 fรผr depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im รถffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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