Jetzt wird es aber mal richtig gemischt im Soundcheck. Der Bloc-Party-Frontmann mit seinem zweiten Soloalbum, zwei Herren von Hot Chip mit ihrer (ebenfalls zweiten) Nebenprojekt-Platte, der lustige Herr Boning macht Electropop und zum Schluss bezaubern Zooey Deschanel und Partner mit Coversongs.
Kele Okereke hat sich wohl so langsam von seiner Hauptband Bloc Party abgenabelt. Was die Hoffnungen auf deren zukünftige Großtaten schmälert (wobei eine Bandauflösung stets von allen Seiten dementiert wird), was aber seiner Weiterentwicklung als Solokünstler im Bereich elektronisch tanzbarer Musik sicher dienlich ist. „Trick“ beweist das deutlich.
Während nämlich das erste Soloalbum „Boxer“ noch ein wenig zerfahren oder überambitioniert wirkte und zwischen guten Tracks auch einige Ausfälle mit zu viel Rummelplatzbeats hatte, passt auf „Trick“ alles zusammen. Kele scheint sich hier einfach mal locker gemacht zu haben und liefert eine Platte, die wunderbar in die späten Stunden der Nacht passt.
Die Sounds fließen unaufgeregt dahin, Okerekes Stimme verschmilzt mit der zwischen House und Two-/Dubstep schwebenden Elektronik, sämtliche grenzwertigen Klänge des Vorgängers wurden gegen wesentlich elegantere Elemente ausgetauscht, Keles Songwriting ist darüber hinaus wieder viel stärker geworden und hin und wieder schlägt er sogar eine vorsichtige Brücke zur alten Indieheimat. Eine wohlig-warme Platte. – 7,5 von 10 Vier-Uhr-morgens-Drinks
Al Doyle und Felix Martin, die bei ihrer Mutterband Hot Chip sonst vielleicht eher nur im Hintergrund beachtet werden, haben sich, zusammen mit Toningenieur und Komponist Tom Hopkins als New Build ein zweites Standbein geschaffen, das schon mit dem ersten Album überzeugen konnte und seine Qualitäten nun mit „Pour It On“ weiter ausbaut.
Schon der siebenminütige Opener „The Sunlight“ glänzt mit Doyles warmem Gesang und ohrenschmeichelndem Electropop, bei dem hinten heraus immer stärker die Synthesizer die Regie übernehmen. Generell muss man zugeben, dass der Sound sich der Hauptband wieder stärker angenähert hat (was bei einer Referenz wie Hot Chip aber nicht negativ auszulegen ist), mit etwas höherem Anteil an The Human League, LCD Soundsystem und frühen House-Elementen.
Und die Dichte der Highlights hat zugenommen. Da ist das (an einigen Stellen gar ein wenig an „Kaleid“ erinnernde) groovige „Your Arrival“, der herrliche Synthiepop von „Strange Network“ und „Luminous Freedom“ oder das majestätische Finale mit dem Titelsong – und zwischen all dem Wohlklang verstecken die Kerle auch noch recht kritische, gelegentlich politische Texte. – 8 von 10 Phil-Oakey-Gedächtnisglatzen
100 Alben in 15 Jahren, das ist das bescheidene Veröffentlichungsziel von Hobby, dem, äh, Hobbyprojekt von Wigald Boning (den kennt jeder) und Roberto Di Gioia (der hat als Musiker/Produzent schon mit ganz vielen gearbeitet, u.a. Klaus Doldinger, The Notwist oder DJ Hell, um mal die Guten zu nennen). Nach gleich acht Alben im Jahr 2013 folgte nun in diesem Jahr „New Wave“.
Das Ganze ist zwar sicher auch als Spaßprojekt zu sehen, aber nichtsdestotrotz nehmen die beiden die musikalischen Vorbilder durchaus ernst und widmen sich auf jedem Album einem neuen Genre, einer neuen Epoche. Dieses Mal sind nun also die 80er und die New Wave dran. Was uns Fans jener Phase natürlich interessiert, zumal, wenn – wie wir ja letztens schon berichteten – ein Titel wie „Depress Mode“ (nur echt mit Rollatorvideo!) enthalten ist.
Ja, und man darf ruhig zugeben, dass das eine echt schöne New-Wave-Platte geworden ist. Nicht jeder Song zündet, aber so einige, wie „Burnout“ „NSA“, „Jellyfish“ oder „300 Minor“ sind ernsthaft richtig gut. Und die Texte in ihrer ganzen, mal ironischen, mal dadaistischen Größe sind durchweg ein echter Genuss. Außerdem macht das Zitateraten natürlich einen Heidenspaß. – 7 von 10 müffelnden UVEX-Kunstlederjacken
http://youtu.be/-O9-lQPa9Hc
Zum Abschluss erlauben wir uns mal heute mal wieder etwas ganz Unelektronisches. Und es sind nicht mal Weihnachtslieder dabei. Obwohl man das neue Album von She & Him garantiert problemlos an den Feiertagen auflegen kann. Denn was Zooey Deschanel, seit „(500) Days Of Summer“ und „New Girl“ Traum schlafloser Nächte zahlloser Indie Boys & Girls, mit ihrem musikalischen Partner M. Ward auf „Classics“ gebannt hat, passt gut in die Stimmung.
Dass die beiden einen Hang zum Klang zurückliegender Epochen haben, ist nicht neu und war schon auf ihren bislang drei regulären Alben sowie der Weihnachtsplatte von 2012 klar zu hören. Dieses Mal haben sie sich aber, wie der Titel schon sagt, komplett auf Klassiker konzentriert, und zwar größtenteils auf richtig alte. Schön handgemacht und zum Teil live, mit Bläsern, Streichern, Klavier, Bass, Gitarre, Schlagzeug und Flöte eingespielt.
So ist das jüngste Stück auch schon 40 Jahre alt („She“, von Charles Aznavour), während das älteste („Would You Like To Take A Walk“, im Original von Ella Fitzgerald & Louis Armstrong interpretiert) bereits 1930 die Hörer verzückte. An diesem Coveralbum ist nichts Modernes, das ist auch nicht gewollt – und in diesem speziellen Fall, der einem die Erinnerung an große Filme Hollywoods ins Gedächtnis ruft, ist das auch gut so. – 7 von 10 Schwarz-Weiß-Klassikern
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