So, und damit schlieรen wir jetzt aber das Jahr 2015 โ was die Plattenbesprechungen angeht โ endgรผltig ab (es sei denn, die lieben KollegInnen hier haben noch was im Kรถcher?). Mit schwedischem Electropop, รถsterreichischem Clubschmรคh, norddeutschem Dadaismus und venezolanischem Wahnsinn.
Wir arbeiten uns heute mal vom Schrรคgheitsfaktor langsam von zugรคnglich nach uiuiui vor. Daher ist es zu Beginn gleich mal eine Freude, dass uns das Stockholmer Duo Kate Boy auf seinem Debรผtalbum โOneโ mit eingรคngigem Electropop ohne allzu viele Sperenzchen erfreut.
Kate Akhurst (die aus Sydney stammt, womit wir hier eigentlich von einem australisch-schwedischen Duo schreiben sollten) und Markus Dextgen sind Kate Boy (zwei weitere anfรคngliche Bandmitglieder sind mittlerweile Geschichte) โ und haben eine ganze Weile fรผr dieses Album gebraucht. 2011 gegrรผndet, 2013 mit der ersten EP und vor allem dem fantastischen โNorthern Lightsโ reichlich Aufmerksamkeit erzielt. Es folgten weitere One-Track-Verรถffentlichungen – โThe Way We Areโ, โSelf Controlโ und โOpen Fireโ – und all dieses Stรผcke sind nun auch auf dem Album enthalten.
Wรคre ja sonst auch schade, denn das sind alles prima eingรคngige Electropopper, denen man den skandinavischen Stil (The Knife, Karin Park & Co. lassen schรถn grรผรen) auch anhรถrt. Euphorisch, mit viel Schmackes auch in den elektronischen Sounds. Das kleine Manko โ auf Albumlรคnge fehlt doch ein wenig die Variabiliรคt โ wird dann, so hoffen wir mal, auf โTwoโ ausgemerzt. – 7 von 10 E-Drums
Wir springen nach รsterreich. Da gibt es ja im neuen und gerade sehr angesagten Austropop nicht nur die schicken Jungs von Bilderbuch und die รผberschรคtzten Wanda โ sondern zum Beispiel auch Julian & Der Fux. Die uns auf ihrem Debรผtalbum โVanilleโ eine Menge verfรผhrerischer Soundsรผรigkeiten kredenzen.
Julian Hruza ist Julian, dann muss Dominic Plainer wohl Der Fux sein. Die beiden Wiener haben seit 2012 schon einige Singles/EPs verรถffentlicht. Von den insgesamt zehn Tracks, die es vor dem Debรผt gab, ist allerdings keiner auf jenem vertreten. Was wohl dafรผr spricht, dass wir es hier mit gewissenhaften Albumkรผnstlern zu tun haben. Oder aber, dass einfach genug neues Material da war.
Dem kann man auch nur zustimmen. Die leicht schrรคgen Geschichten werden sehr charmant vorgetragen, die Songs sind gut geschrieben, die Sounds vielseitig โ mal poppig, mal houselastig, mal clubbig, mal leicht experimentell. Und immer mit Stil und einem lรคssigen Groove. Sehr einnehmend, ein echter Geheimtipp! – 8 von 10 Schlagobers
Wir ziehen die Querschrauben jetzt fester. Mit norddeutschem Humor, dadaistischen Ausflรผgen und dem Urgestein Knarf Rellรถm (und Band, derzeit bestehend aus DJ Patex und Viktor Marek), hier in der aktuellen Inkarnation A Tribe Called Knarf.
Man soll โEs ist die Wahrheit, obwohl es nie passierteโ unter ‚Kapitalistischer Realismus‘ einsortieren. Whatever that is. Wer Mรถller, nee, Rellรถm, und seine Helfershelfer in den letzten 20 Jahren als Knarf Rellรถm with the Shi Sha Shellรถm, Knarf Rellรถm Ism oder unter weiteren Benamungen erlebt hat, weiร, was geht: Dada-Pop mit coolem Bass, schrรคgen Ideen und irrwitzigen Texten.
Auch dieses Mal: Gelungen. Daher abschlieรend einfach ein paar der besten Textstellen: โMein tรคglich faschistisches Blatt gebe mir heuteโ; โEr baute ein Raumschiff, dort in der Garage, was sollte er schon tun in seiner Lage?โ; โDies ist die Geschichte von… Homer โ nein, nicht dem Griechen, Homer Simpson und seinem Trinkspruch, auf den Ursprung und die Lรถsung aller Probleme: Alkohol!โ; โIch bin ein Haus, aus meinem Arsch kommt Geld.โ – 7 von 10 Auรerirdischen
P.S. Live: 13.01. Mรผnchen, 14.01. Linz, 16.01. Wien, 20.01. Freiburg, 21.01. Schaffhausen, 22.01. Zรผrich, 23.01. Bern, 24.01. Stuttgart, 17.02. Dรผsseldorf, 26.02. Oldenburg
Zum Ende erhoffen wir uns jetzt noch einmal volle Konzentration vom geschรคtzten Leser und Hรถrer. Geduld, gute Nerven und ein offenes Musikverstรคndnis sind ebenfalls notwendig. Sonst wird das garantiert schwierig mit dem Herrn Arca und seinem โMutantโ.
Schon das Vorgรคngeralbum โXenโ war ja teilweise verstรถrend. Doch trotzdem wollten von Kanye West รผber FKA Twigs bis hin zu zuletzt Bjรถrk weiterhin alle mit Alejandro Ghersi arbeiten. Da muss er sich irgendwann gedacht haben: Setze ich mal noch einen drauf. Und nun haben wir den Soundsalat. 20 Tracks, eine Stunde Wahnsinn.
Wobei Soundsalat jetzt nicht in die Irre fรผhren soll: Jeder Ton ist hier an seinem Platz. Die Elektronikwelten des Venezolaners wirken hochkomplex, aber die Art โ und Einzigartigkeit โ mit der er seine Klรคnge aus den digitalen Welten holt, ist faszinierend und Oberklasse (und der Grund, warum ihn so viele gern als Produzenten hรคtten). Ob die Resultate am Ende dann wirkliche Songs/Tracks (der Rezensent neigt hier zu einem Nein) oder doch nur Klangstudien fรผr Soundwissenschaftler sind, muss jeder selbst herausfinden. – Sounds: 9/10, Songs/Tracks: 5/10
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