Letzter Soundcheck im alten Jahr. Wir haben noch einmal vier Bands/Künstler zum Test gebeten, vom neue Veröffentlichungswege gehenden Konstantin Gropper über den neue Klänge anschlagenden Mark Lanegan bis hin zu zwei sehr erfreulichen Debüts.
Konstantin Gropper, Mastermind von Get Well Soon, hat seine bisherigen drei Alben in den Jahren 2008, 2010 und 2012 veröffentlicht. Sollte es da nicht Zeit für einen Nachfolger sein? Von der Menge der neuen Songs schon, aber den ohnehin vielbeschäftigten Künstler trieb eine andere Idee um, zumal die 16 Stücke nicht als Album zusammen passten.
Darum gibt es nun stattdessen mit „The Lufthansa Heist“, „Henry – The Infinite Desire Of Heinrich Zeppelin Alfred von Nullmeyer“ und „Greatest Hits“ drei EPs, die man entweder digital oder – schöner – auf Vinyl als hübsche 10“-Schallplatten erwerben kann. Und man erkennt tatsächlich recht schnell, dass das ziemlich unterschiedliche Platten sind.
Die „Lufthansa“-EP lässt den guten, alten College Rock aufleben, die Band scheppert rabaukig und mit Tempo (aber nicht ohne Atemholen) durch die fünf Songs. Die „Henry“-EP dagegen soll dem Schriftsteller Arnold Stadler Hommage erweisen, zeigt das Geschick der Band für anspruchsvolle Arrangements und unterstreicht, warum Gropper mittlerweile oft im Bereich Filmsoundtrack unterwegs ist. Zum Abschluss dann die „Greatest Hits“, auf denen Get Well Soon wieder einmal beweisen, was für eine gute Coverband sie sind. So wird selbst „Careless Wisper“ (Wham!) erträglich, während die Klasse von „Always The Sun“ (The Stranglers) und „Rocket Man“ (Elton John) in anderem Licht erstrahlt. – (im Schnitt) 7,5 von 10 Inches
http://vimeo.com/111875950
P.S. Auf Tour im Januar: 20.01. Leipzig, 21.01. Berlin, 22.01. Bochum, 23.01. Frankfurt, 28.01. München, 29.01. Wien, 30.01. Innsbruck, 31.01. Stuttgart, 01.02. Baden/Zürich
Mark Lanegan, dessen markante Stimme wohl bald auf tausend Platten erklungen sein wird (Screaming Trees, Queens Of The Stone Age, Soulsavers before Dave Gahan, The Gutter Twins, im Duett mit Isobell Campbell und als Gast bei UNKLE, Bomb The Bass und anderen) hat seine Mark Lanegan Band mal wieder zusammengetrommelt und überrascht auf „Phantom Radio“ mit einer stark elektronischen Platte.
Denn bisher kannte man den Mann und sein whiskygetränktes, bluesiges Organ doch eher aus der rockigen Ecke. Aber dieses Mal beschloss Lanegan, seiner Liebe zu New Wave und Krautrock zu frönen. Also nahm er mit seiner Smartphone-App „Funk Box“ zunächst als Grundlage den Gesang und die Drumbeats auf und fügte dann später die Synthesizer und die eine oder andere Gitarre hinzu.
Und das Experiment ist überaus gelungen. Lanegan singt stark und eindrucksvoll wie immer, so dass man sich allein deswegen herrlich in die Platte verkuscheln kann. Aber im Hintergrund plingplongt es dazu ganz erstaunlich – und wenn man sich dran gewöhnt hat, funktioniert es wunderbar und zieht den Hörer mit in seinen eigenen Groove. Achtung: Man sollte sich das Album unbedingt in der 15-Track-(Deluxe-)Ausgabe zulegen, die fünf Bonusstücke bieten erheblichen Mehrwert! – 8 von 10 nützlichen Apps
P.S. Live hier: 31.01. Köln, 16.02. Hamburg, 17.02. Berlin, 21.02. München, 01.03. Wien, 06.03. Zürich
Wir bleiben in der Elektronik und werden etwas technoider. Dominic Gentry aus Colchester hat sich als DJ unter seinem Künstlernamen Attaque einen Ruf und – wo DJs heutzutage wie Popstars hofiert werden – eine Menge Fans erspielt. Was macht der Mann nun aber plötzlich? Veröffentlicht ein Debütalbum, dass eher Songs als Tracks enthält.
Will heißen: Auf „On Ly Ou“ gibt es kein Peaktime-Geballer, sondern elektronische Popmusik. Mit Gesang und Instrumenten (v.a. Gitarren, aber keine Angst, kein Gebratze in Sicht). Man höre nur das elegische „Change Your Mind“! Die Verbindungen zu Techno und House werden aber nicht gekappt, sondern alles wird gut integriert und gerne auch noch mit ein paar Glockensounds abgeschmeckt.
Da sind dann moderne Kollegen wie Bonobo, Pantha Du Prince (z.B. in „Isolation“) oder auch Moderat (in „Future Earth“) nicht fern, und das sind ja keine schlechten Referenzen. Vielleicht fehlt noch ein kleines bisschen der ganz eigene, wiedererkennbare Stil, aber das kann ja mit den nächsten Veröffentlichungen noch werden, vorerst ist Attaque hiermit ein atmosphärisches Debüt gelungen. – 7 von 10 sanften Attacken
Zum Schluss endlich mal wieder etwas frischer Pop von der Insel. Aus Birmingham, um genau zu sein. Von dort kommen Superfood, und diese vier Jungspunde (und -spundinnen, die Bassistin ist schließlich weiblich) um Sänger Dom Ganderton wagen sich an den Versuch, den guten alten Britpop der 90er Jahre, zusammen mit einer ordentlichen Ecke Rave, zurück ins Leben zu rufen.
Und die haben auf ihrem Debüt „Don’t Say That“ neben schönen Ravesounds (also der frühe, britische Rave, á la The Stone Roses) und Gitarren, die unvermeidlich an Graham Coxon und somit zwingend auch an die frühen Blur erinnern (Das kann aber nicht schaden, oder?), auch noch einen Strauß fröhlicher Popsongs im Gepäck.
Das ist aber nicht nur reiner Retrospaß hier, ein paar (wenige) neuere Klänge sind auch dabei. Vor allem jedoch merkt man der Band den Spaß an – und Ohrwürmer mit satten Mitsingteilen können die schreiben, dass man sehnsüchtig hofft, dass hier nicht mal wieder ein heller Stern nach dem tollen Debüt gleich wieder verglüht. Die beste Britpop-Gruppe mit „Super“ im Namen seit Supergrass. – 8 von 10 Supernasen
P.S. Live hier: 06.02. Berlin, 07.02. Hamburg
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