Es gibt sie auch heute noch, diese Fรคlle, dass da plรถtzlich eine Band auftaucht, von der man noch nie etwas gehรถrt hat. Von der auch die anderen noch nichts gehรถrt haben. Und deren Musik einen vรถllig unerwartet umhaut. So geschehen bei diesem wundervoll elektropoppigen Debรผtalbum eines Hamburger Geschwisterpaares.
Die Kรผnstler und ihr Label (Sinnbus) halten die Hintergrรผnde bewusst schemenhaft. Wie gesagt, Geschwister, Eva und Philipp Milner. Sie singt und schreibt die Texte, er ist fรผr Laptop, Keyboard und Klavier zustรคndig. Dazu gibt es einen sehr schรถnen Liveausschnitt auf der Bandhomepage, das ist schon alles.
Aber wichtiger ist doch auch, was man zu hรถren bekommt. Und das ist schlichtweg bezaubernd. Diese zwรถlf Songs schweben in einem eigenen, leichtfรผรigen Stil. Basis ist oft eine einprรคgsame Pianomelodie, รผber die sich Evas ausdrucksstarke und ebenso glasklare wie warme Stimme legt. Dazu werden dann Samples, Beats und Sounds programmiert und gelegentliche Details wie z.B. ein Glockenspiel ergรคnzt.
Bereits โSolaceโ macht zu Albumbeginn klar, dass hier jemand sein Handwerk beherrscht. Gesampelte Stimme, ein paar Beats, Steigerung, eingรคngiger Refrain, Songentwicklung. Ziemlich beeindruckend. Und das geht so weiter, ohne Schwachpunkte. โGrab The Sunsetโ ist flott inszeniert und hat zwischendrin diese kleine mollfarbene Pianolinie, die hรคngenbleibt. Wenn der Krankheitsverlauf des โHappy Virusโ so ist, wie der ungemein poppige Ohrwurm klingt, mรถchte man sofort infiziert werden. Ha! Und da fรคllt auch wieder ein, an wen die Sรคngerin gelegentlich (aber nur gelegentlich) erinnert: An eine bessere Dido, jawohl! Das ergibt, gepaart mit cleveren, oft reduzierten und dann ganz gezielt auftrumpfenden Sounds, wie sie auch diverse Grรถรen aus und um Weilheim benutzen (Concole, Notwist, Lali Puna), eine ausgezeichnete Mixtur.
Die meisten Stรผcke sind dabei durchaus tanzbar, wenn auch meist mit leicht melancholischem Einschlag. Und immer ist irgendein raffinierter Kniff drin. โMachineโ hat z.B. diesen mitreiรenden, leicht verschleppten Rhythmus, โSong For a Sailorโ tollen Hintergrundgesang im Refrain, โWait For My Racoonโ einen satten Synthesizersound und das grandiose โLet’s Write the Streetsโ… ach, seht Euch einfach das Video unten an! Auch die ganz ruhigen Songs (โI Love My Harbourโ) und die feinen Interludes (โBlankโ) รผberzeugen mit Atmosphรคre.
Wir wollen ja nicht schon wieder รผbertreiben โ aber Hundreds darf man getrost bereits jetzt als eine der Entdeckungen des Jahres 2010 bezeichnen. Hoffen wir mal, dass das noch viele andere entdecken!
(Addison)
P.S. Hundreds live: 18.05. Stuttgart, Schocken – 20.05. Augsburg, Schwarzes Schaf – 21.05. Heidelberg, Karlstorbahnhof – 22.05. Krauchenwies, No Stress Festival – 23.05. Wien, B 72 – 25.05.Mรผnchen, Ampere – 26.05. Berlin, Comet Club – 27.05. Leipzig, UT Connewitz – 08.06. Braunschweig, Theaterformen Festival – 19.06. Wรผrzburg, Umsonst & Drauรen – 25.06. Kรถln, c/o Pop – 03.07. Bremen, Breminale – 04.07. Jena, Sofatage – 10.07. Hagenwerder, La Pampa Festival – 31.07. Dortmund, Juicy Beats – 20.08. Hannover, Bootboohook Festival – 21.08. Basel, Stadtmusik Festival
Hundreds – Let’s Write The Streets | Live at Babylon, Berlin from Sinnbus on Vimeo.
http://www.hundredsmusic.com
http://www.myspace.com/twohundreds
SENSATIONELL!!!!!!!