Nach dem Auftritt beim Melt! im vorigen Jahr und der hervorragenden โStatic on The Wireโ-EP hatten wir uns Holy Ghost! als groรe Hoffnung vorgemerkt. Nun, da das Debรผtalbum nach laaanger Anlaufzeit endlich im Kasten ist, lรคsst sich frohgemut verkรผnden: Das Hoffen hat sich gelohnt. Synthiedisco deluxe!
Alex Frankel und Nick Millhiser, das dynamische Duo aus New York, kennen sich tatsรคchlich schon seit der Schuleinfรผhrung. Als Teenager grรผndete man mit Freunden die Hip-Hop-Kombo Automato und trat รผberall auf, wo man durfte. Irgendwann gab es einen Plattenvertrag und dann schlug das Schicksal zu, man lernte James Murphy und Tim Goldsworthy kennen, die gerade das kurz darauf schon legendรคre DFA-Label gegrรผndet hatten. 2004 erschien das Debรผt, es gab durchaus lobende Kritiken, doch die Band lรถste sich kurz darauf auf. Alex und Nick blieben jedoch am Ball und arbeiteten zunรคchst bei DFA als Studiomusiker fรผr Kรผnstler wie The Juan Maclean sowie als Remixer (u.a. fรผr U.N.K.L.E., spรคter auch fรผr Phoenix, Moby, Cut Copy und natรผrlich Murphys LCD Soundsystem) weiter.
Irgendwann entwickelten sie dann wieder eigene Stรผcke โ nun als Holy Ghost! – und mit โHold Onโ gab es die erste Single, die (von James Murphy produziert) auch auf dem vorliegenden Album enthalten ist und immer noch ein lรคssig groovender Clubhit ist. 80er Synthies, knackige Disco, trockene Beats und ein Hauch Funk โ das ist das Rezept der beiden, das aus den zehn Songs hier fast eine Singlesammlung macht. Aber auch als Album funktioniert das, weil man immer die richtige Mischung aus Eingรคngigkeit und Raffinesse, aus Geradlinigkeit und Elektrospielereien findet.
So liest sich das Arsenal der analogen Wunderkisten wie eine Inventarliste im Synthesizer-und-Keyboard-Paradies: Emulator II, Juno 106, Soundstrobe/RS 505, Korg MS 20, Roland SH101, Mellotron und ganz viele mehr. Dazu Piano und dynamische Drums, Letztere auf mehreren Stรผcken gespielt vom leider tรถdlich verunglรผckten Jerry Fuchs, dem man daraufhin das traurig-schรถne โJam For Jerryโ widmete.
Von eingangs erwรคhnter EP haben es รผbrigens mit โSay My Nameโ (mit den schรถnen Pet Shop Boys-Synthies, die einem auch auf dem poppigen โIt’s Not Overโ wiederbegegnen) und โStatic on The Wireโ zwei Stรผcke aufs Album geschafft, ansonsten gibt es reichlich neues Tanzflรคchen- und Indie-Disco-Futter mit Hitpotential. Wie die Single โDo It Againโ mit ihrer Lรคssigkeit oder das warm-flรคchige โWait & Seeโ oder auch das samtig glitzernde โSome Childrenโ.
Ob LCD Soundsystem jemals zurรผckkehren, ist noch unklar, MGMT sind sowieso รผberschรคtzt, Phoenix auf Dauer zu unspannend und Hot Chip kรถnnen es auch nicht alleine richten โ ja, das sind komische, aber berechtigte Grรผnde, Holy Ghost! zu feiern. Oder eben so: Tolle Popmusik aus dem Synthesizer stirbt niemals aus! Album des Monats!
(Addison)
P.S. Holy Ghost! live: 16.05. Zรผrich, 19.05. Kรถln (Electronic Beats)
Holy Ghost! – Wait & See from DFA Records on Vimeo.
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