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Fever Ray – Fever Ray

fever_ray Sonst gern hinter allerlei Masken, nun hinter Fever Ray. Verbirgt sich Karin Dreijer-Andersson, die weibliche Hรคlfte von The Knife. Auf ihrem Solodebรผt nimmt sie im Vergleich zur Hauptband das Tempo heraus, behรคlt aber deren unbestimmte synthetische Kรคlte bei. Wobei hier jedoch inmitten des Gefrierfachs eine innere Wรคrme zu glรผhen scheint.

Nachdem der Erfolg von The Knife nach dem dritten Album โ€žSilent Shoutโ€œ durch die Decke gegangen war (zahlreiche Grammys in Schweden, Album des Jahres bei den einflussreichen Kollegen von Pitchforkmedia, gefeierte Multimedia-Liveshows), beschlossen Karin und ihr Bruder Olof eine Auszeit. Sie bekam ihr zweites Kind, plรถtzlich war ihr (kรผnstlerisch) langweilig, dann schlug die Muse zu.

Heraus kam ein Album, das kaum tanzbar ist, dafรผr aber dรผster und dunkel glรคnzt (in der Musik und den Texten). Sehr elektronisch fรคllt das auch hier aus, an organischen Bestandteilen gesellen sich nur hin und wieder ein paar kalt klappernde Perkussionsinstrumente und die eine oder andere frรถstelnde Gitarre hinzu. Ihre Stimme hat Frau Dreijer-Andersson zumeist dermaรŸen bearbeitet – mal nach oben, mal nach unten, mal ins AuรŸerirdische -, dass es wirkt, als wรผrden Gastsรคnger auftreten.

Erstaunlich ist jedoch, dass sich unter all dem Minimalismus womรถglich mehr gute Songs entdecken lassen, als unter dem Experimentalbombast von The Knife. โ€žFever Rayโ€œ vermag es den Hรถrer in einen dunklen Sog zu ziehen, aus dem er so schnell nicht wieder herausfindet. Der mantra-artige Opener โ€žIf I Had A Heartโ€œ (man beachte auch das hervorragende Video, siehe unten) bindet einen an den kaltledernen Armsessel fest, von dem man nach den monoton-melodischen Ohrwรผrmern โ€žWhen I Grow Upโ€œ und โ€žDry And Dustyโ€œ nicht mehr loskommt. Macht aber nichts, lรคsst man den Rest eben wehrlos รผber sich ergehen, die leichte Tempoverschรคrfung auf โ€žSevenโ€œ, die asiatischen Anflรผge bei โ€žTriangle Walksโ€œ, die hoffnungsvollen Klรคnge auf โ€žNow’s The Only Time I Knowโ€œ, das irgendwie an etwas von OMD erinnernde โ€žI’m Not Doneโ€œ.

Ist aber schon besser, dass sich mit dem flieรŸenden Finale โ€žCoconutโ€œ selbst die Fesseln auflรถsen und man nach ein wenig Zeit des Sich-Sammelns wieder aus diesem kalten und doch so eigentรผmlich schรถnen Traum in die reale Welt taumeln kann/muss.

(Addison)

P.S. Live: 20.05. Graz, 21.05. Berlin, 22.05. Hamburg, 23.05. Kรถln

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Thomas Bรคstlein

Thomas Bรคstlein schreibt (frรผher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 fรผr depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im รถffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

1 Kommentar

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  1. Konnte mit The knife immer nur bedingt was anfangen. Jetzt weiss ich auch warum. Das war immer nur die Vorahnung zu diesem wirklich empfehlenswerten Album. Top!

Die Kommentare sind geschlossen.

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