Vanessa Lohse zรคhlte zu den glรผcklichen Gewinnern, die beim Konzert von Depeche Mode am Freitag im Berliner Funkhaus vor nur 1000 Gรคsten dabei sein durften. Bei depechemode.de erzรคhlt sie, wie sie einen aufregenden Tag erlebte.
Gewonnen!
14.03.17 โ Eigentlich ein Morgen wie jeder andere. Semesterferien bedeutet ausschlafen, das letzte Mal denn nรคchste Woche geht es ins Praktikum. In der letzten Woche habe ich gefรผhlt bei jedem Gewinnspiel mitgemacht fรผr den Telekom Street Gig mit Depeche Mode. Hoffnung hatte ich keine. Immerhin habe ich noch nie etwas gewonnen.
Also lieg ich im Bett und check meine Benachrichtigungen auf meinem Handy. Ein paar WhatsApp Nachrichten, Instagram und Facebook โ das รbliche eben. Dann denke ich mir aktualisiere nochmal deine Mails. Mist nur ein Spam-Report. Naja les‘ ich ihn mir mal durch und da steht es: eine Mail von Telekom Street Gigs. Bestimmt eine Absage, was sonst.
Ich schaue in meinen Spam-Ordner und da steht es: Du hast gewonnen! Ich reib mir unglรคubig die Augen. Bestimmt nur ein Traum. Aber nein da steht: Heute ist dein Glรผckstag. Wahnsinn. Meine Gefรผhle fahren Achterbahn. Ich habe wirklich gewonnen. Freude, Schock und Glรผck. Alles durcheinander eben.
Dann die Frage: Wie komme ich nach Berlin? Es ist schlieรlich schon am Freitag. Doch die lรคsst sich schnell klรคren. Wen sollte ich anderes mitnehmen als meinen Onkel, der natรผrlich schon eine Weile lรคnger Fan ist als ich mit meinen 20 Lenzen.
Sofort schreibe ich Nachrichten an alle meine Freunde. Jeder freut sich fรผr mich. Mein Onkel mag es mir erst nicht glauben. Noch drei Tage. Normalerweise hรคtte ich die Jungs erst in Leipzig gesehen und dann das. Kleiner Saal. Kleines Publikum. Und neue Songs. Aber selbst diese drei Tage fรผhlten sich an wie eine Ewigkeit.
Berlin, Funkhaus, 17. Mรคrz 2017
17.03.17 โ Drei ewig andauernde Tage schienen nun endlich ein Ende zu nehmen. Klar schaute ich stรคndig auf die Uhr. Wie viele Stunden noch?
Pรผnktlich um 10 Uhr klingelte dann noch der Postbote und รผberreichte uns das neue Album โSpiritโ. Natรผrlich wurde es gleich ausgepackt und in den CD-Player geworfen und schon beim ersten Hรถrer gefiel es mir sofort. Ich checkte auch ab und zu Facebook um zu schauen wie das Album bei den Devotees so ankam. Dabei muss ich sagen, jeder hat seine Meinung und seinen Geschmack und das ist doch auch gut so.
Um 14:20 Uhr holte mich mein Onkel ab, er wohnt nur im nรคchsten Dorf und hatte deswegen keinen weiten Weg. Wir wohnen im Norden von Thรผringen heiรt also drei Stunden Autofahrt und dann sollten wir da sein. Er musste an dem Tag leider noch arbeiten, sonst wรคren wir natรผrlich eher losgefahren. Und da war auch schon meine erste Angst. Was wenn wir in einen Stau geraten und nicht pรผnktlich da sind? Immerhin war es Freitag und das bedeutet viel Verkehr. Und spรคtestens 19:30 Uhr musste man dort sein.
Ich kann eh nichts essen
Meine Mutter machte uns noch ein Lunchpaket aber ich sagte: โIch kann eh nichts essen!โ Ich war viel zu nervรถs. Meine Hรคnde eiskalt. Mein Puls gefรผhlt 200.
Kaum ins Auto eingestiegen schon Spirit in den Player und dann wurde gelauscht und Gott sei Dank ab und zu zwar etwas zรคhflรผssig der Verkehr aber sonst ohne unnรถtige Pausen durchgekommen. Parkplatzsituation vor dem Gebรคude natรผrlich katastrophal, also stellten wir uns einige Straรen weiter hin in der Hoffnung, das Auto wรผrde da noch stehen nach dem Konzert.
Von auรen war der erste Eindruck erstmal: ja alles ganz schรถn alt hier. Auf dem Weg zum Saal รผberall Stage Trucks und erste Menschen gekleidet in schwarz. Einige Verzweifelte, die nach einer Karte suchten und Kameras.
Dann standen wir vor dem Einlass. Ich schรคtze ein paar 30 Leute waren bereits da. Hoffnung auf eine vordere Reihe schwand. Aber egal. Ich war hier. Das war schon besonders genug. Dann wurden wir weiter durchgelassen bis fast vor die Tรผr. Man fรผhlte sich fast wie, als wรผrde man รผber einen roten Teppich laufen. Kameras die einen verfolgten. Ungewohnt fรผr jemanden wie mich.
Dann Punkt 18 Uhr begann der Einlass. Kein Gedrรคnge kein Geschubse wie ich es schon oft erlebt habe besonders bei Daveโs Konzert im Tempodrom 2015. Alles lief ruhig ab. Die รผblichen Kรถrperkontrollen, dann kam man in eine Art Foyer wo vier junge Menschen standen die mit ihren Handys unsere Tickets checkten, die einige auf Papier andere auf ihrem Handy dabeihatten. Dann wurde uns ein Pass umgehangen. Man fรผhlte sich schon ein wenig wie ein VIP. Irgendwie besonders und ich fragte mich ob ich das wirklich verdient hatte.
Erste Reihe
Einige gaben noch ihre Jacken an der Garderobe ab, holten sich was zu Essen oder zu Trinken, aber fรผr uns gab es nur einen Weg: Hinein in den Saal eins. Einmal die Treppe hoch und dann wurden noch einmal unsere Pรคsse gecheckt. Dann waren wir drin und das erste was ich dachte: Wie klein ist das bitte. Die Bรผhne war in Reichweite. Viele standen auch noch nicht drinnen.
Also vor und tatsรคchlich an der rechten Seite in die erste Reihe gekommen. Wahnsinn. Erste Reihe. Bรผhne vielleicht einen Meter von uns entfernt. Kameras waren auch schon aufgebaut genauso wie alle Instrumente der Jungs. Ich wollte und konnte mich nicht beruhigen. Ich weiร nicht ob ich so etwas je wieder erleben werde.
Dann ging das Gewarte los. Diese Unruhe in dir. Fรผr uns war nur klar. Hier gehen wir nicht mehr weg. Eine Stunde rum. Noch immer war der Saal nicht ganz voll. Ich blickte mich um, vielleicht jemand bekanntes, aber ich habe leider niemanden gesehen. Immer wieder gingen Reporter umher um Leute zu interviewen. Es lag etwas Besonderes in der Luft.
Dann war es soweit um acht. Zwischendurch immer wieder Anfeuerungsrufe. Als erstes kam Peter auf die Bรผhne blickte sich um nach dem Rest. Dann kamen sie. Martin, Christian, Fletch und natรผrlich Dave, auf den ich am meisten gefiebert habe, weil er fรผr mich eine ganz besondere Bedeutung hat, die ich hier aber nicht weiter ausfรผhren will.
Erster Song: Going Backwards. Gleich vom ersten Ton wurde ich mitgenommen. Klingt live so viel besser als auf der CD. Die erste Reihe war hier die aktivste. Lob an die Leute. Haben super Stimmung gemacht. Und ein weiteres Lob: sehr wenige Handys waren zu sehen. Alle schienen sich wirklich nur auf den Auftritt zu konzentrieren. Ich persรถnlich habe natรผrlich ab und zu mal etwas gefilmt aber die meiste Zeit habe ich nur gelauscht und gestaunt.
Zweiter Song: So much Love. Gute Power. Dave, der richtig loslegte immer mal wieder zu meiner Seite herรผber kam, und ich natรผrlich am Eskalieren jedes Mal. Dann etwas was ich nie gedacht hรคtte. Sie spielten Corrupt mein absolutes Lieblingslied. Spรคtestens ab da, war alles vorbei. Text wurde mitgesungen und ich konnte mein Glรผck nicht fassen.
Nach dem Song schnappte sich Peter die Gitarre und mir war klar das jetzt A Pain that I’m Used to kommen musste. Ich habe mich schon auf der letzten Version in diese Version verliebt und immerhin ist dieses Lied ja auch aus meinem Lieblingsalbum.
Nรคchstes Lied. Erste Takte ich hatte keine Ahnung was kommen wรผrde, aber dann die bekannte Melodie: World in my eyes. Wahnsinn. Diesen Song live zu hรถren. Jetzt war auch der ganze Saal mit dabei den Text mitzusingen. Klar die Klassiker gehen immer. Und man kann ja auch nicht erwarten, dass alle jeden Text kรถnnen. Ich denke viele haben als Begleitperson Bekannte mitgenommen, die Depeche Mode zwar kennen, aber keine Fans sind, was natรผrlich sehr bedauernswert fรผr alle ist, die nicht dabei seien konnten.
Das nรคchste Lied war Cover Me. Ich liebe diesen Song. Ruhig. Dunkel. Kalt. Daves Stimme der Wahnsinn. Er fragt uns: Will you cover me? Und der ganze Saal schreit: Yes. Er animiert uns noch mit den Hรคnden zu klatschen und auf einmal verlรคsst er die Bรผhne, wรคhrend der Rest die letzten Tรถne des Lieds spielen. Am Ende verlassen dann noch Fletch und Christian die Bรผhne und das kann nur bedeuten: ein Solo von Martin.
Ich dachte vielleicht ein neues Lied,aber nein, er entschied sich fรผr Little Soul. Der ganze Saal still, alle lauschten gespannt ein paar Mรคdels riefen „Martin“ und er lรคchelt. Immer wieder etwas Besonderes. Schรผchtern bedankt er sich und der Rest betritt die Bรผhne wieder.
Dann kommen die ersten Takte von Whereโs The Revolution. Klar, der Text sitzt mittlerweile bei den meisten. Live hat der Song eine gute Dynamik. Dann sing Dave: The train is coming. Und er lรคuft zu uns herรผber, lehnt sich nach vorne und war so nah, ich hรคtte ihn berรผhren kรถnnen, war aber รผberwรคltigt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Klar er war รถfter bei uns aber so nah. Blickte jeden in der Ecke an, mich einbegriffen. Ich glaube, geatmet habe ich nicht mehr. Ich mรผsste lรผgen, wenn ich sage, dass das nicht der beste Moment meines Lebens war. Dann singt der Saal: Whereโs the Revolution, weil Dave es hรถren will. Beim ersten Mal war der Einsatz etwas daneben, aber beim nรคchsten Mal passt alles. Ich gebe alles und wie mir meine Mutter am Ende erzรคhlt, war es auch fรผr alle ersichtlich im Livestream.
Dann: Barrel of a Gun. Martins Gitarre bei diesem Lied der hammer. Will diese unbedingt mal in der Hand halten. Text wird ordentlich mitgesungen. Liedende. Dave geht zu uns rรผber zieht die Weste aus. Jetzt muss was mit viel Power kommen. Und das war es: Walking in my shoes. Jetzt macht auch noch der Letzte in der Halle mit und grรถhlt: Try walking in my shoes. Auch mein Onkel, der eher der stille Genieรer ist, legt so richtig los. Klar da kommen Erinnerungen hoch an alte Konzerte, die ich leider nie sah. Christians Solo โ Wahnsinn. Was der an dem Abend leistet, einfach nur unglaublich. Macht Lust auf diesen Song im groรen Stadion.
Und dann der nรคchste groรe Hit: Personal Jesus. Alle singen: Reach out and Touch Faith. Dave am herumwirbeln und der ganze Saal am Feiern. Die letzten Noten. Und dann sagt Dave: โThank you. See you next time.โ Alle kommen nach vorne. Andy applaudiert und alle lรคcheln. Dann zeigt Dave noch das Victory-Zeichen bevor er endgรผltig verschwindet. Der Saal verlangt minutenlang und lautstark Zugabe, aber die wird es nicht geben. Dann lรถst sich alles langsam auf.
Wir verlassen das Funkhaus, kriegen noch ein Plakat in die Hand gedrรผckt, das ich am nรคchsten Tag sofort aufhรคnge. Auf dem Weg zum Auto schรผtteln wir die Kรถpfe unglaublich, was wir gerade erlebt haben. Dann geht es Richtung Heimat wieder drei Stunden zwischendurch eine Pause, um endlich mal was zu essen, denn so langsam kommt der Hunger wieder.
Spirit lรคuft wieder. Mittlerweile habe ich Poison Heart als meinen Lieblingssong auserkoren. Es war nur eine Stunde, aber die beste meines Lebens. Ich habe Dinge erlebt die ich nie wieder vergessen werde. Das Publikum war natรผrlich teilweise verhalten, aber bei den alten Songs haben alle mitgemacht. Es war exklusiv intim und einzigartig. Es waren einige eingefleischte Fans wie ich dabei, aber auch einige, die sie einfach nur gerne hรถren. Klar wenn alle Hardcore-Devotees gewesen wรคren, hรคtte der Saal noch mehr geglรผht.
Ich bin einfach nur froh, dabei gewesen zu sein, Dave wiedergesehen zu haben und ein Konzert erlebt zu haben von den Jungs, was ich nie wieder vergessen werde. Wir sehen uns wieder in Leipzig. Dann Dresden und Hannover. Ich kann es kaum erwarten.
Klasse Bericht !
Wir waren leider nur via internet dabei(sogar unsere 6 jรคhrige wollte es unbedingt sehen-schon infiziert).Und selbst da war das kleine Konzert schon genial.
Wรคren zu gern auch da gewesen…
Die 4 neuen Nummern fand ich live auch genial.Stimme von Dave perfekt,gute Liveperfomance der ganzen Band !Habs inzwischen schon 3 x bei you tube angeschaut.
Freu mich auf Mai in Leipzig.
ein toller Bericht
Ich habe leider nicht gewonnen und konnte mir den Stream leider auch nur am Samstag im Netz anschauen. Aber wenn man deinen Bericht liest, kann man sich absolut vorstellen wie hammer es gewesen sein muss! Bin schon bissl neidisch, muss ich gestehen.
รbrigens: Ich hab auch bis zum Schluร gelesen! ?
Schรถn zu lesen :-)
Und ich las zuerst „Es war die beste Sรผnde meines Lebens“ :D