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Editors – The Weight Of Your Love

Eine schwere Geburt war es, das vierte Album der Editors. Eine schwere Geburt ist auch die Rezension eines Albums einer Band, die man sehr mag, deren aktuelle Entwicklung man aber nicht so positiv sieht wie die Band selbst. Warum doch noch alles gut wurde, steht weiter unten im Text.

Nach zwei guten („An End Has A Start“, 2007) bis sehr guten („The Back Room“, 2005) Alben hatten die Editors den Mut zu einem schroffen Richtungswechsel. Die Folge war 2009 das düster-intensive „In This Light And On This Evening“, vom großen Flood produziert und voller elektronischer Spielereien. In den Augen des Rezensenten auch heute noch ein Meisterwerk, bei den Fans ging die eine Seite begeistert mit, die andere wollte wieder mehr Gitarren, mehr Stadionrock. Tja, und innerhalb der Band sah es ähnlich aus. Was leider dazu führte, dass man sich schließlich sowohl vom – maßgeblich an der Ausrichtung des letzten Albums beteiligten – Gitarristen Chris Urbanowicz, als auch vom eigentlich erneut angedachten Produzenten Flood trennte.

Die Aufnahmen wurden nun mit zwei neuen Bandmitgliedern und Produzent Jacquire King in Nashville fortgesetzt… und die Stadionrockfraktion hat offensichtlich gesiegt. Keyboards gibt es zwar noch, aber man muss sie wieder mehr suchen. Dafür jede Menge „Ohoho“-Chöre und auf gleich sechs der elf Songs Streicher. Hmpf.

Doch halt, das wird hier trotzdem kein Verriss! Dafür hat diese Band zu viel Klasse. Der Auftakt des Albums beweist das eindrucksvoll: Das prächtige „The Weight“ mit seiner leicht an ein gewisses „Dream On“ erinnernden Gitarrenlinie, den unaufdringlichen, aber markanten Streichern, der melancholischen Melodie und natürlich Tom Smith‘ unverkennbarem Bariton ist ebenso ein Highlight wie das wummernde „Sugar“ mit seinen von Björk, äh, inspirierten Bässen.

Dann kommt die Single „A Ton Of Love“ mit ihren U2-“Desiiiiiiiireeee“-Rufen, und die Zweifel kehren zurück. Trotzdem v.a. live kein schlechter Song. Dem mit „What Is This Thing Called Love“ ein überraschender Gesangsausflug in die Kopfstimme und eine wirklich schöne Ballade folgt. An die sich allerdings danach wirklich die Tiefpunkte des Albums anschließen. „Honesty“ ist breitbeiniger und überproduzierter Mainstream und „Nothing“ weist zwar Streicher aus der Hand von Hollywood-Profi Clint Mansell auf, ist aber als Song an sich viel zu schwach um damit mithalten zu können.

Da braucht es schon eine gute, alte New-Wave-Basslinie und ein wuchtiges Schlagzeug zum Verlassen dieser Talsohle, was zum Glück mit der kommenden Single „Formaldehyde“ und dem ähnlich gelagerten „Hyena“ gelingt. „Two Hearted Spider“ vereint dann Pro und Contra in einem Stück: Der Song wird schon seit Jahren live gespielt und man hat ihn (z.B. beim Melt! 2011) in großartigen, elektronischeren Versionen gehört – gegen die die reduzierte Albumfassung zunächst nicht ankommt. Doch der Song ist so stark und Smith so eindringlich, dass man das Stück auch so lieben lernt.

Nach „The Phone Book“ (braucht etwas, wirkt anfangs unspannend mit seiner Fast-Country-Andeutung, wächst jedoch dank kleiner Spielereien im Hintergrund) und dem dynamischen Finale „Bird Of Prey“ kratzt man sich am Kopf und muss einige Durchläufe mehr nehmen um zum Fazit zu kommen: Schade, dass der Weg des überragenden Vorgängers nicht weiter verfolgt wurde, aber schön, dass die Editors trotzdem noch erstklassige Songs schreiben können. Und bei den stets empfehlenswerten Konzerten (Termine s.u.) gibt es ja von allem etwas.

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P.S. Hier nochmal die Tourdaten:
05.10. Westend Festival (Visions Party), FZW, Dortmund
07.10. Zenith, München
08.10. Gasometer, Wien (AT)
25.10. Docks, Hamburg
26.10. Columbiahalle, Berlin
30.10. Auensee, Leipzig
01.11. Schlachthof, Wiesbaden

www.editorsofficial.com
www.facebook.com/editorsmusic

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

5 Kommentare

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  1. obay feel trust

    Hey there. Lief prima mit dem Stream. Der neue „Mitarbeiter“ erinnert mich ein wenig an Simon Verhoeven, so ganz nebenbei. Sie experimentieren also mit Echos – naja – geht auch ohne finde ich. Feine Liveband, die echt Spaß macht. Das neue Video finde ich nun aber nicht so dolle.

    Hab´ gerade mal ein ansprechendes Live-Video von Dangervistit entdeckt. Daher nutze ich das mal wieder zur alphabetischen Gegenwerbung für die Band, bei der sich der Sommerschnitt jetzt noch nicht durchgesetzt hat. :-).
    http://www.youtube.com/watch?v=XLTvRpPgnRk

  2. editors.........

    mein gehirn werde ich nicht ficken…es gefällt mir nicht! somit eine band weniger….egal!

  3. Mark Twain würde sich im Grabe umdrehen wenn er wüsste welch dümmliches Zeug unter dem Namen eines seiner Helden hier verbreitet wird. Glücklicher Weise bist Du nicht maßgeblich dafür verantwortlich welche Bands oder gar Musikrichtungen auf dieser Seite Erwähnung finden, somit ist es auch nicht relevant was Du von den Editors hältst, da es ja wie immer bei Dir nur um die Provokation geht…

  4. U2 für Arme

    Schön war sie, die alte Zeit mit „The Back Room“, „An End Has A Start“ und „In This Light And On This Evening“. Dann verließ ein Mitglied die Band und die Arbeiten am neuen Album schienen kein Ende zu nehmen. Man stellte den Stil auf rockig-U2-mäßig um und landete im Niemandsland. Sie wären mal besser bei den Elektro-Einflüssen geblieben und hätten am letzten Album angeknüpft. Die Band hat auf dieser Seite nichts mehr zu suchen.

  5. Nach anfänglicher Skepsis möchte mein CD-Player diese wunderbar warme Platte garnicht mehr ausspucken – und was im heimischen Wohnzimmer nicht zu Ende gehört werden kann, übernimmt die Sicherheitskopie im Auto oder eben der MP3-Player im Freibad.
    Wenn man sich mal von den Army-of-me-Assoziationen verabschiedet hat, ist „Sugar“ einfach ein Kracher. Und ich liebe dieses reduzierte „The phone book“. „Honesty“ und „Nothing“ sind schon sehr getragen, aber wir werden ja alle nicht jünger. :-) „Formaldehyde“ ist eine gute Wahl als Single. Der einzige Schwachpunkt ist vllt. immer noch das U2-ige „A ton of love“, wobei auch dies mich inzwischen nicht mehr groß stört.

    Natürlich kann man zu „Bird of Prey“ wunderbar Fox tanzen, aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch. ;-)
    In diesem Sinne – ein Album das inzwischen überaus gut gefällt!

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