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Editors – EBM

EBM? Von den Editors? Ein spannender Titel allemal, damit haben sie doch sofort unsere volle Aufmerksamkeit. Und die wird mit einem packenden Album belohnt.

Natürlich gibt es auf dem siebenten Album der Jungs aus Birmingham jetzt keine Nitzer-Ebb-DAF-Front-242-Kopie, das wäre dann doch eigenartig (und dafür singt Tom Smith auch viel zu gut). Aber man bekommt das Gefühl, was die Band mit diesem Titel meint. Neben dem Buchstabenspielchen E(ditors) + B(lanck) M(ass) – Benjamin John Power, der schon dem Vorgänger „Violence“ in den „Blanck Mass Sessions“ ein experimentelleres Soundgewand verpasste, ist jetzt vollwertiges Bandmitglied – bezieht man sich durchaus auf jenen dunkel hämmernden Sound der 80er.

Die Editors haben es drauf, mit jedem neuen Album zu überraschen. Das macht sie ja so spannend. Dieses in den Pandemiejahren entstandene Werk unterstreicht das wieder. Man hat in den Studioabläufen einiges verändert. So kamen die ersten Songstrukturen erstmals nicht von Sänger Tom, sondern von „Neuzugang“ Benjamin, der den Kollegen Files schickte, mit denen sie dann, jeder für sich und schließlich alle zusammen, spielen konnten.

Heraus kam eine ungeheuer druckvolle Platte, bei der die Band den Fuß nur ganz kurz in der Mitte vom Gaspedal nimmt. Maximal reichhaltig schichten sich die Sounds übereinander – noch elektronischer können die Editors wohl kaum werden. Und trotz des hohen Tempos geben sie den Tracks Zeit, von den neun Songs landet nur einer unter der Fünf-Minuten-Grenze.

Das als erster Vorbote veröffentlichte „Heart Attack“ eröffnet auch hier den Reigen. Eine perfekte Wahl. Wummernde Drumbeats, Tom Smiths unverkennbar intensiver Vokalvortrag – und dann biegt das Stück nach über dreieinhalb Minuten nochmal komplett ab. Herrlich!

Gleich danach wird man mit „Picturesque“ herausgefordert. Ein wildes Soundgewirr reitet von allen Seiten aufs Ohr ein, aus dem sich (mit der Hilfe von Toms Stimme) erst allmählich ein feiner Song befreien lässt. Es folgt „Karma Climb“, das es dem Hörer mit seinen New-Order-Sounds und dem eingängigen Refrain deutlich leichter macht.

Und weil wir gerade New Order erwähnten, darf man die beim (ebenfalls vorab bekannten) „Kiss“ auch gleich nochmal nennen. Diese fast acht Minuten sind für die Tanzfläche geschaffen worden, das ist ganz klar. Inklusive Gitarrensounds à la (Depeche) Mode.

Nun aber der versprochene kurze Durchschnaufer. „Silence“ lässt die Beats mal weg und Tom Smith seine ganze Stimmbandbreite von sehr tief bis ziemlich hoch ausspielen. So ein Gegenpol ist immer gut. Doch gleich danach ballert es wieder ordentlich los. „Strawberry Lemonade“ fasziniert mit krachigen Sounds und entwickelt sich mit wiederholtem Hören zu einem Highlight des Albums.

Vibe“, mit seinen 3:40 das einzige Stück auf Radiolänge, geht als geradliniger Synthiepop durch. Danach schwingt sich „Educate“ durchs New-Wave-Dickicht, bevor das Grande Finale einsetzt: „Strange Intimacy“ ist garantiert nichts zum Runterkommen, im Gegenteil. Die Geschwindigkeit schließt den Kreis zum Anfang, und rundherum schwirren wilde Synthesizer, Störfeuersounds und allgemeine Bedrohlichkeit. Ein dickes Ausrufezeichen zum Schluss. Uff!

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (5/5)

PS: Wir freuen uns natürlich auch auf die anstehenden Konzerte:

09.10. Hamburg – Große Freiheit 36
10.10. Leipzig – Felsenkeller
13.10. Berlin – Tempodrom

16.10. Lausanne (CH) – Les Docks
17.10. Wien (A) – Gasometer

19.10. Zürich (CH) – Volkshaus
23.10. München – Motorworld Dampfdom
24.10. Düsseldorf – Mitsubishi Electric Halle

„Editors – EBM“ kaufen:

www.editors-official.com

www.facebook.com/editorsmusic

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

4 Kommentare

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  1. Klasse Editors!

    Platz 6 in den LP Charts und das für eine Indie Band in Deutschland.

    Tolle LP, sympathische Band und zurecht verdienter Erfolg.

  2. Schade…

    EBM, oder der krampfhafte Versuch elektronisch zu klingen.
    Ich hatte schon mit „Violence“ meine liebe Mühe, aber auf EBM bleibt nun wirklich garnicht‘s mehr hängen. Klingt für mich alles zu sehr gewollt, uninspiriert. Das Editors Elektronik können haben sie mit ITLAOTE ja eindrucksvoll bewiesen, nur hatten die Songs da viel mehr Tiefgang, umrahmt von den großartigen Songs „Bricks and Mortar“ und der Übersingle „Papillon.“ Auf EBM hingegen bleibt für mich überhaupt nicht‘s hängen. Schade um die fantastische Stimme von Tom Smith, die zu weitaus mehr berufen ist, als zu solch 0815 Musik. Prinzipiell gefallen mir Editors mit Alben wie TWOYL am besten, schade das man mittlerweile versucht auf eine Elektronikschiene aufzuspringen. Somit bleibt für mich nur zu sagen, das dies mittlerweile das zweite Album in Folge ist, was mich nicht mehr vom Hocker reist, im Fall von EBM sogar maßlos enttäuscht! Unerklärlich wie man hier 5 Punkte geben kann, selbst 3 sind schon zuviel.
    Aber keine Angst, eine Chance bekommt ihr noch von mir, beim nächsten mal.
    Heute und zu diesem Album kann ich nur sagen, das war ein glatter Schuss in den Ofen!

  3. WOW !!!!!

    Hi,
    danke für den tollen Kommentar zur neuen LP der Editors.
    Zu meiner Jugendzeit hätte ich die LP einfach als „abgespact“ ( im positiven Sinne) beurteilt.
    Druck voll ? Ja … und kraftvoll, dynamisch, mit vielen Nuancen, abwechslungsreich , die ersten Songs etwas rockiger, dann zunehmend auch poppig, wie der Song Vibe, der zwar mit dem „ hey“ Zwischenruf etwas cheesy daher kommt, aber doch nicht aufdringlich klingt. Oder Songs wie Strawberry Limonade oder Educate… einfach klasse.
    Viel elektronischer als ihre Alben zuvor, aber doch sehr viel von ihren Basics wahren, hier und da mal etwas New Order oder joy division, die Gitarrenriffs erinnern mich immer etwas an Echo and the Bunnymen, auch die Stimme des sympathischen Frontmann Tom ähnelt der von Ian McCulloch , dem Sänger der Bunnymen.
    Ach .. und das groovige Kiss, im letzten Drittel des Songs, klingt da nicht etwas wie btw von DM durch ?
    Nein, Editors machen nicht auf DM , genauso wenig sind die Jungs ne Kopie von New Order. Jeder der ihre vorherigen Alben kennt, weiß das die Jungs einfach gute Musik machen , sich am Post-Punk und New Wave orientieren und daraus einen eigenen zeitgemäßen Sound und Stil entwickeln.
    Genauso wenig sollte man bei der Doppeldeutigkeit des LP Namen ebm a la Nitzer Ebb oder Front erwarten, aber Elemente dieses treibenden Synthie Sounds und Beat, die sind mE in vielen Songs vorhanden, nur etwas anders interpretiert und auch das macht die LP für NewWave – , Alternativ u Indie Rock- Fans , als auch Freunde elektronischer Musik hörenswert. Und wenn einem die neue LP der Editors zu elektronisch , zu „treibend“ klingt? Songs wie „ Smokers outside the Hospital Doors“ oder „ an end has a Start“ anhören, die Jungs können auch anders, oder Munich z. Bsp für Freunde des Indie Rock.
    Aber letztlich gehts um ihre neue LP, mMn ein „Brett“, oder nach den Worten des Autor T. Bästlein einfach nur ….. Uff !

    Weils passt
    „ New Wave lebt“
    ( wir erleben mE zur Zt ein kleines Revival)

Kommentare sind geschlossen.

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