Elektronische Musik, die rockt. Das trifft im Moment genau den Trend, und das trifft exakt auf das zu, was Digitalism dem verblüfften und freudig erregten Hörer hier auf 15 Tracks um die Ohren blasen. Das derzeit schwer vorn liegende Label Kitsuné hat das erkannt und so sind die beiden Hamburger bei den umtriebigen Franzosen gelandet.
Digitalism, das sind Ismael ‚Isi‘ Tuefekci und Jens ‚Jence‘ Moelle aus Hamburg. Kennenlernen in den 90ern, gemeinsames Arbeiten und Über-Musik-Fachsimpeln in einem kleinen Plattenladen. Fast wie im wundervollen Buch/Film „High Fidelity“. Dann kam das Plattenauflegen, schnell erspielten die Zwei sich einen Ruf als unkonventionelle und abwechslungsreiche DJ’s. Schließlich versuchten sie sich an den ersten eigenen Edits, mit einer Version des White-Stripes-Überhits „Seven Nation Army“ gab es erste Vinylverkäufe. Dann erste eigene Maxis und schließlich griff Kitsuné-Profi Gildas Loaec zu.
Und nun das Debütalbum. Der Opener „Magnets“ gibt gleich Tempo (zumeist hoch) und ungefähre Richtung (in jedem Falle die Tanzfläche) vor. Bässe, Verzerrer, French House in modernem Gewand. „Zdarlight“ sollte der Clubbesucher bereits kennen. Ein Hit. Hit. Hit. Basslinien, daftpunkige (wobei hier stets die frühen, besseren Daft Punk gemeint sind) Sounds und immer ein eigener Dreh dabei. Von diversen Kollegen bereits mit Remixen geadelt. Dann ein raffinierter Übergang zu „I Want, I Want„, dieses packt dann auf die Beats ein paar Gitarren drauf, was aber keinen stören dürfte. „Idealistic“ donnert dann wieder direkt und ziemlich housig ins Gebein. Es folgt eine Überraschung. „Digitalism in Cairo“ ist eine freche und überaus gelungene Neuinterpretation des The Cure-Klassikers „Fire in Cairo“. Ein ruhiges Interlude leitet zum nächsten Hit über: „Pogo“ hat tatsächlich einiges von selbigem. Einer der Songs, die neben den bereits erwähnten auch andere Einflüsse wie New Order erkennen lässt. Hier ist der sonst oft nur wie ein zusätzliches Soundmerkmal (keineswegs negativ gemeint!) wirkende Gesang mal etwas vordergründiger integriert, eine echte Single. „Moonlight“ mit seinen traumhaften Flächen gibt dann Gelegenheit zum Luftholen, „Anything New“ zieht die Geschwindigkeitsregler wieder etwas höher. Danach wird der „Pulse“ im gleichnamigen Track von Minute zu Minute beschleunigt. Musik für reichlich Stroboskopeinsatz. In der „Homezone“ wird gleich darauf die ‚biggest party ever‘ gefeiert. Die nächsten beiden kurzen Stücke beruhigen und schweben über diverse Planetenoberflächen direkt auf den nächsten Dancefloorstürmer zu: „Jupiter Room„. Hier sind nun auf höchstem Niveau und Tempo House und Elektropop bestens vereint. Das poppig-verträumte „Echoes“ schließt dann das gelungene Debüt rund ab.
Ein Album mit viel Abwechslung, jeder Menge Hits und dem Versprechen einer glänzenden Live-Performance, was sich u.a. auf dem Melt!-Festival nachprüfen lässt.
(Addison)