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Der Review-Weihnachtskalender – Türchen 5: White Lies – Friends

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Diese drei Herren sind nicht mehr die Anfangzwanziger, die damals mit „To Lose My Life“ jede Menge Anhänger von schmachtendem Wave-Pop begeisterten. Es geht auf die 30 zu, man hatte keinen Labeldruck, man konnte einiges neu denken. Das tat gut.

Beim Albumpräsentationsevent in einem teuflisch schicken Berliner Boxenherstellergeschäft konnte man hören, was Harry McVeigh, Charles Cave und Jack Lawrence-Brown zu ihren neuen Songs zu sagen hatten. Man konnte aber auch Beobachtungen treffen. Da saß Frontmann McVeigh, der den ganzen Abend nicht aus dem Grinsen herauskam und sichtlich zufrieden mit seiner Arbeit schien. Oder Schlagzeuger Lawrence-Brown, der eher wenig sagte, wenn dann doch, aber genau auf den musikalischen Punkt kam. Und Bassist Cave, der mit trockenem Humor die meisten Lacher auf seiner Seite hatte.

Aufgrund abgelaufenen Plattendeals stand man nach drei erfolgreichen Alben zunächst ohne Label da. Das begriff die Band aber eher als befreiend. Also beschloss man, in Eigenregie tätig zu werden, im eigenen Tempo und mit selbst gewählten Partnern aufzunehmen. Dass man am Ende die seltene Chance hatte, die wertvollen Gerätschaften in Bryan Ferrys Studio zu nutzen und schließlich bei den renommierten Leuten von Infectious Recordings landete, war sicherlich großes Glück.

Klingt denn „Friends“ nun völlig anders als die Vorgänger? Natürlich nicht, die White Lies waren und sind ja auch nicht als große Innovatoren bekannt. Der sehnende Gesang McVeighs sticht weiterhin hervor, hymnischen Pop schreiben sie auch immer noch – nur sind der Synthie-Anteil und die 80er-Referenzen noch dominanter geworden, während die Gitarren eindeutig in die zweite Reihe rücken.

Die Songs perlen eingängig durch die Ohren, gleich zu Beginn darf sich „Take It Out On Me“ in die schon recht beachtliche Hitliste der Bandgeschichte einreihen. „Morning in L.A.“ zeigt dagegen gleich danach, dass die Band auch immer mal wieder zu seichten Belanglosigkeiten neigt. Mit dem 80er-Pop von „Hold Back Your Love“ ist man jedoch gleich wieder in der Spur.

Auch Don’t Want To Feel It All“, „Summer Didn’t Change A Thing“ und „Come On“ sind gelungener Pop, als Highlight stellt sich jedoch „Is My Love Enough?“ heraus, spätestens ab dem Break nach vier Minuten, nach dem der Song sich noch in gänzlich neue Sounds und Höhen schraubt. Das wird nur an einer Stelle noch erreicht, wenn nämlich das atmosphärische „Swing“ Gary Numan Referenz erweist. Insgesamt kann man den White Lies bescheinigen, von der einen oder anderen fehlenden Ecke und Kante abgesehen, bei „Friends“ das meiste richtig gemacht zu haben.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (3.5/5)

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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