John von Ahlen mal wieder. Sicherlich einer der produktivsten Arbeiter in der Electropop-Szene. Schon wieder gibt es ein neues Album. Nein, sogar zwei. Das reguläre heißt „Subculture“ – und zu Weihnachten legt er noch eine neue „Holiday“-Ausgabe mit Coverversionen seiner Helden (inklusive zweimal Depeche Mode!) dazu.
Leider hat Mr. von Ahlen bisher nur einen überschaubaren – dafür aber sehr treuen – Anhängerkreis gefunden. Zum Glück veröffentlicht er unbeirrt seine Musik, die man durchaus komplett als Hommage an den (Synthie-)Pop der 80er Jahre verstehen darf. Ab und zu gibt es zwar auch Einflüsse aus späteren Zeiträumen bei Parralox zu hören – auf „Subculture“ jedoch (fast) nicht, hier geht es konsequent ins immer noch sehr angesagte Jahrzehnt mit der Acht vornedran.
Bei insgesamt 28 (!) Stücken, wenn man beide Alben zusammenzählt, gibt es natürlich nicht nur Killer, sondern auch Filler, das ist klar. Und man muss sich eben auf den Sound einlassen können, der mit maximaler Cheesyness auf Eingängigkeit und Zitatfreude setzt. Mit allen Blubbersounds, die die analogen Maschinen so hergeben. Auf den eigenen Stücken, also auf „Subculture“, springt die Erinnerungsmaschine dann auch von The Human League (immer und immer wieder, dazu gleich noch mehr) über Stock-Aitken-Waterman-Produktionen (Kylie!) bis hin zu Cretu-Künstlern (Sandra, oder höre nur ich das?) und zurück. Der Albumtitel ist auch eher irreführend, denn diese Art Musik war damals äußerst chartträchtig.
Neben von Ahlen gibt es immer wieder Gäste zu hören. Ein echter Coup gelang ihm mit Marcella Detroit von Shakespeare’s Sister, die gleich zu Beginn das „Paradise“ besingt. Auf „Overdrive“ spielt Ian Burden (ehemals bei The Human League) den Bass, ansonsten hört man Lillia Auzou, Johanna Gervin und bei knapp der Hälfte der Stücke Louise Love. Alles schnittiger Pop, wie gesagt, ab und zu mal knapp über der Schmerzgrenze, aber meistens doch spaßig.
Nun zu den Coverversionen. Für die hat von Ahlen ja schon immer ein Faible. Und daher die neue Ausgabe seiner „Holiday“-Reihe. Von den 14 Songs stammen gleich fünf von The Human League (plus einmal Heaven 17), da macht der Australier keinen Hehl aus seinem Fantum (er hat ja sogar vor Ewigkeiten schon deren Fanpage geführt), und man hört es auch immer wieder aus seinem Gesangsstil heraus. Dementsprechend klingt das hier mitunter dem Original sehr ähnlich, aber zum Glück finden die Parralox-Versionen doch stilistisch oft noch einen kleinen eigenen Dreh. Highlight: „The Lebanon“.
Weitere „Opfer“ der Coverlust: Pet Shop Boys (überraschend kein 80er-Stück, sondern das viel spätere, wunderbare „Flamboyant“), Echo And The Bunnymen, Sparks – und eben auch Depeche Mode. Hier hat es nun auch wirklich die Mitte der 80er Jahre getroffen. Erst „A Question Of Time“, relativ dicht am Extended Remix des Originals gehalten – aber den Kontrast macht die weibliche Stimme (Louise), gut so. Der größere Knüller, weil deutlich eigenständiger, ist die saftige Interpretation von „Blasphemous Rumours“.
Insgesamt also wieder ein dickes Päckchen Parralox. Den Fan freut das sehr.
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P.S. Extra-Lob mal wieder fürs tolle/typische Artwork! Und in den detailreichen Beschreibungen der Tracks und Hintergründe auf der Bandhomepage (unter „Lyrics“) kann man sich auch verlieren.