„Die Rezension des aktuellen Langspielers „The False Foundation“ folgt morgen durch meinen liebreizenden Kollegen“ , schrieb die noch liebreizendere Kollegin im gestrigen Türchen. Na dann wollen wir mal.
Archive leiden ja keineswegs an Kreativmangel, wie die hohe Dichte an Veröffentlichungen zeigt. Jetzt ist man mit den Studioalben im zweistelligen Bereich angekommen. Und man darf jedes Mal gespannt sein, wohin das führt. Zu einem Soundtrack mit Experimentalfilm dazu, wie bei „Axiom“? Zu einer Platte voller Hitkandidaten wie „Restriction“? Oder bezieht man sich eher auf Meisterwerke der frühen („With Us until You’re Dead“) oder mittleren („Controlling Crowds“) Bandphase?
Nein, „The False Foundation“ ist wieder anders. Das recht offene Künstlerkollektiv um die zentralen Macher Darius Keeler und Danny Griffiths hat dieses Mal ein frauenloses Album aufgenommen, auf die zuletzt so stark auftrumpfenden Stimmen von Holly Martin und Maria Q muss man also leider verzichten (live zum Glück nicht). Ebenso wie größtenteils auf Gitarrenmomente. Und auf vordergründig Eingängiges (mit kleinen Ausnahmen).
Stattdessen haben die Soundbastler wieder einmal meterdicke elektronische Klangwände aufgefahren. Aus denen sich – und da muss man dem Album vielleicht etwas Zeit geben oder es unter Kopfhörern genießen – erst nach und nach Songs schälen. Der Opener „Blue Faces“ schleppt den Hörer beispielsweise über fünf Minuten durchs Sounddickicht, bevor doch noch harmonischere Strukturen einkehren.
Danach dann aber gleich ein Highlight mit dem gewaltigen „Driving In Nails“. Das wummert die erste Hälfte der sieben Minuten schon ordentlich herum, doch dann öffnet sich mit einem Synthesizer-Break der Himmel. Für diese Momente lieben ihre treuen Fans diese Band. Im Anschluss geht es zurück in eigenwillig wabernde Elektronik, bevor mit dem Titeltrack plötzlich ganz feiner Synthiepop aus der Dunkelheit schillert.
Gefolgt vom wunderschönen „Bright Lights“, das die ruhigere Phase des Albums einläutet, aus der sich aber auch wieder starke Momente (das federnde „Splinter“, das eigenwillige „Sell Out“) ergeben. Und mit „The Weight Of The World“ gibt es am Schluss noch eine richtige Überraschung. Gospel durch den Häcksler oder so. Insgesamt ein wie immer überzeugendes Archive-Album, dessen genauere Einordnung aber wohl erst in einer Weile gelingen wird.
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