Home > Magazin > Reviews > Depeche Mode – Playing the Angel Rezension
- Anzeige -

Depeche Mode – Playing the Angel Rezension

Von Ronny
/ 45 Kommentare

Nachdem sich im Spätsommer die erste Single „Precious“ den Weg via Internet, wohlgemerkt ungewollt, in die Öffentlichkeit bahnte, war für viele schon nach dem ersten Hören klar, dass Depeche Mode hier ein weiteres Meisterwerk in ihrer mittlerweile 25 jährigen Karriere verzapft haben. Der eingängige und geradezu poppige Sound verschafft diesem Song ein ungeahntes Hitpotential, wie es zuletzt bei „Enjoy the Silence“ vorhanden war. Für wenige Fans eröffnete sich mit der Aufzeichnung von „Top of the Pops“ schon im September die Möglichkeit, die zweite Single „A Pain I Used To“ zu Gehör zu bekommen. Schon nach den ersten Tönen tobten die ca. 220 anwesenden Fans, was nicht zuletzt am frischen Aussehen der drei „Synth-Poppern“ gelegen haben dürfte. Was aber erwartet die Fans auf dem neuen Depeche Mode Album? Poppige, eingänige Retro-Songs á la „Precious“ oder doch eine Auswahl von extravaganten und progressiven Tracks? Lest selber!

„Playing the Angel“ wird durch einen sirenenartigen Sound eröffnet, der in einen schleppenden, dahinblubbernden Rhythmus verfällt, getragen von Dave’s Gesang und einer überragenden Gitarren-Hookline. Die Erlösung des bis dahin eher ruhigen, leicht melancholisch wirkenden Songs A Pain I Used To bringt der fulminante Refrain der durch die Boxen prescht, um anschließend durch den anfänglichen Sirenensound wieder in seinen melancholisch, schleppenden Beat zu verfallen. Ein grossartiger Song und perfekter Albumopener, der schon jetzt erahnen läßt, dass es sich hier um ein völlig anderes Album handelt, als es „Precious“ zunächst suggeriert haben könnte.

John The Revelator ist der bis dato wohl ungewöhnlichste Song den Depeche Mode bisher abgeliefert haben. Rock meets Electro meets Electro-Clash. „John The Revelator“ benötigt durchaus ein paar Rotationen im Player, bevor er zündet, doch dann umso gewaltiger. Beim „Bye Bye“ werden während der Konzerte tausende Hände in deie Luft gehen und der Band zuwinken. Die electronischen Soundspielereien verleihen dem Song eine ganz eigene Dynamik, wie sie auf dem Album nicht mehr zu finden sein wird.

Suffer Well ist der erste von drei „Dave Songs“ auf dem Album und gleichzeitig eine potentielle Single. Neben „Lilian“ die einzig wahre Up-Tempo-Nummer die, getragen durch eine unglaublich kraftvolle und eingängige Gitarre, im Refrain zu einer „Symbiose“ aus Dave und Martins Vocals, dem Rythmus und einzelnen Sounds erstrahlt. Gegen Ende werden noch einige sehr nette Elemente in den Song integriert, so dass er geradezu als perfekt bezeichnet werden kann.

The Sinner In Me ist wohl einer der düstersten Songs auf diesem Album. Ein schleppendes, dunkles Soundgewand hüllt den Hörer in die melancholische Grundstimmung, die nur durch den hoffnungsvoll erscheinenden Chorus von Martin und Dave gebrochen werden kann. „The Sinner In Me“ ist einer jener Songs, die Depeche Mode schon immer hervorzauberten und der den Mythos als Soundvisionäre ein weiteres Mal unterstreichen kann.

Das sich anschliessende Precious fällt in Anbetracht der vier Vorgänger total aus der Rolle, was auch für das gesamte restliche Album gilt. Poppig, unbeschwert und ausgesprochen eingängig scheint es nach der „schweren Kost“ geradezu als Gegenpol für die zuvor verbreitete „düstere“ Stimmung erschaffen zu sein. Wie Thomas Venker einst schon schrieb:“Precious besitzt Catchiness und Signifikanz im Übermaß.“ Stimmt! Einer jener Songs, den sich viele Depeche Mode Anhänger seit Jahren gewünscht haben dürften.

Macro ist der erste von zwei Martin Gore Tracks auf diesem Album. Geradezu engelhaft erhebt sich die Stimme von Martin mit einem kräftig gesungenem „Overflowing senses“ über die düsteren Sounds. Der geradezu bittend gesungene Refrain und die pompösen Drums verleihen diesem Song eine spirituelle Stimmung, wie man sie seit „Sisters of Night“ nicht mehr verspüren konnte.

I Want It All ist der zweite von Dave beigesteuerte Song auf „Playing The Angel“. Eine wirklich wunderschöne Ballade die zum Schwelgen einläd. Der traurig bis zeitweise flehend gesungene Refrain setzt sich schon beim ersten Hören fest. Auch hier wurden mit einzelnen Elementen hoffnungschaffende Akzente in einem sonst traurig anmutenden Song gesetzt.

Nothing’s Impossible ist der dritte und letzte Beitrag von Dave und gleichzeitig der wohl unglaublichste dazu. Schon nach dem ersten Hören stand fest, dass dies einer der wohl besten Songs von Depeche Mode seit Jahren ist. Getragen von einer melancholischen Stimmung, wie man sie zuletzt auf Alben wie Songs of Faith and Devotion, Black Celebration oder Ultra hörte, geht der Song direkt ans Herz und verursacht schon beim ersten Hören Gänsehaut. „Nothing’s Impossible“ gilt in diesem Fall auch für diesen Track!

Introspectre ist das übliche und bekannte Instrumental auf „PTA“. Nette Sounds die am Ende in den 10. Track münden und als eine Art Einstieg in den letzten Abschnitt des Albums zu verstehen ist.

Damaged People ist der zweite von Martin gesungene Song. Langsam beginnend erstrahlt „Damaged People“ zusammen mit Martin’s Stimme wie ein Sonnenstrahl auf dem bisher so düsteren Album. Der Refrain verstärkt dieses Gefühl um ein Vielfaches. Ein wunderschön romantischer Song, der ein wenig an „A Question of Lust“ erinnert und die Sehnsüchte des Verfassers in Zeilen wie diesen: „When your lips touch mine, I lose control“, offenbar werden läßt.

Lilian ist ein weiterer Up-Tempo-Track, der nach den zuvor eher besinnlicheren Songs besser hätte nicht platziert werden können, um den „Drive“ des Albums wieder aufleben zu lassen. Ein wenig erinnert „Lillian“ mit seinem Charme und in seiner Art an „Sea of Sin“. Der eingängige Gesang, die leichten, geradezu unbeschwerten Sounds verleihen diesem Song eine ganz eigene Note.

Mit The Darkest Star ist auch schon der letzte Track des Albums erreicht. Es wird nochmal richtig „dark“ wie schon der Songtitel vermuten läßt. Sich langsam aufbauend erreicht „The Darkest Star“ durch den beschwörend wirkenden Gesang von Dave und Martin nach 4:30 Minuten seinen Höhepunkt und zieht sich danach langsam aus den Boxen zurück. Nach 6:50 Minuten verstummt auch der letzte Klang und „Playing The Angel“ ist vollbracht!

Mit „Playing The Angel“ liefern Depeche Mode nach über 4 Jahren der Abstinenz als Band eines der wohl besten Alben ihrer Karriere ab. „Precious“ und „Lilian“ dürften die wohl ausfallensten Songs sein, wobei dies insbesondere für „Precious“ gilt. Neben vielen verspielten Soundeffekten verblüffen Depeche Mode einmal mehr mit einer ausgefallenen und keineswegs kommerziellen LP. Vielmehr erschaffen sie ein Album, das gerade in der heutigen Zeit zwischen diversen Casting-Bands mit geringer Halbwertzeit und eingefahrenden Musikszenen neue Akzente setzen kann und somit ein weiteres Mal den Ausnahmecharakter dieser Band symbolisiert.
Sicherlich wird dieses Album nicht jedem gefallen und es benötigt darüber hinaus auch seine Zeit, um sich vollständig zu entfalten, dennoch liegt hier, reflektiert man die bisherige Geschichte von depeche MODE, ein geradezu typisches Album für die drei Briten vor.

CD/SACD
01. A Pain That I’m Used To
02. John The Revelator
03. Suffer Well
04. The Sinner In Me
05. Precious
06. Macrovision
07. I Want It All
08. Nothing’s Impossible
09. Introspectre
10. Damaged People
11. Lilian
12. The Darkest Star

DVD
01. Playing The Angel in 5.1 und Stereo:
– DTS 5.1 ( 24bit )
– Dolby Digital 5.1 Surround ( 24bit )
– PCM Stereo ( 24bit )
02. Making The Angel [8:07]
03. Precious ( Video ) [4:00]
04. Clean ( Spezielle Studio Performance) [3:42]
05. Foto-Galerie (Fotos von Ben Hillier von den Studioaufnahmen zu “Playing the Angel” )

CD vorbestellen.
Cd+DVD vorbestellen.
2 LP vorbestellen.

Von Ronny

Kommentare sind geschlossen.

- Anzeige -
Consent Management Platform von Real Cookie Banner