Depeche Mode auf der Leinwand: Daves zweistündige Verjüngungskur

Von Andreas Veith (Text + Fotos)

Berlin, 22. Oktober 2025, vis-á-vis des Luxushotels Waldorf Astoria. Hier befindet sich das wohl traditionsreichste Premierenkino der Hauptstadt. Der Zoo Palast. Auch an diesem herbstlichen Mittwochabend war Premierenzeit. „Depeche Mode: M“ feierte Deutschlandpremiere.

Marco Seiffert, Radioeins-Moderator und glühender Verehrer von Depeche Mode, nach der Filmvorstellung gefragt, wie ihm das Werk des mexikanischen Regisseurs Fernando Fríasgefällt, schwärmte spontan über die Verjüngung von Dave Gahan, die er während eines Konzertes zu durchlaufen scheint. Marco Seiffert beschrieb seine Eindrücke sinngemäß so:

Das Konzert beginnt und Dave betritt im Alter von Anfang 60 die Bühne und verlässt jene gut zwei Stunden später 15 Jahre jünger. So war es auf der Tour. Und der Film, der sich im Verlauf steigert und dadurch zu keiner Zeit langweilt, bringt diesen Verjüngungsprozess perfekt auf die Leinwand. Beeindruckend sei auch, Martin und Dave wieder so innig vereint gesehen zu haben.

Die Verbundenheit zwischen Martin und Dave wird in der Tat gerade dann deutlich, wenn die Kamera beide fast formatfüllend erfasst. Das hierdurch erzeugte Gefühl, seinen Musikgöttern ganz nah zu sein und zu sehen, wie pudelwohl sie sich gemeinsam auf der Bühne fühlen, dürfte für Gänsehaut und sogar die eine oder andere Freudenträne sorgen. Jenen Moment vollkommener Glückseligkeit – Achtung Spoiler – erlebte im September 2023 wohl auch der vollbärtige Fan in der ersten Reihe am Bühnensteg im Foro Sol Stadion in Mexico-City, während Martin und Dave keine zwei Meter von ihm entfernt gemeinsam Condemnation zum Besten gaben. Nur beiläufig hat die Kamera aufgezeichnet, wie der Blick des von der Situation offensichtlich völlig überwältigten Fan stetig von einem zum anderen wandert.

Während Anton Corbijn seinen Konzertfilmen einen „old look“ verlieh, wartet „DepecheMode: M“ mit detailreich scharfen Bilder auf – auch wenn Frías zwischen Aufnahmen in Schwarz-Weiß und Farbe wechselt und sich stellenweise verschiedener filmischer Gestaltungsmittel bedient.

Spektakuläre Drohnenaufnahmen

Spektakuläre Drohnenaufnahmen, eine mitunter kreative Kameraführung und satter Sound machen den Film zu einem audiovisuellen Erlebnis. Fernando Frías gelingt es, die besondere Atmosphäre einer Black Celebration spürbar zu machen. Und so sangen die zahlreich erschienenen Fans im Zoo Palast mit, klatschten im Takt oder schwenkten in gewohnter Tradition die Arme zu Never Let Me Down Again.

„Depeche Mode: M“ ist kein gewöhnlicher Konzertfilm. Denn das Konzert wird nicht in voller Länge gezeigt. Vielmehr sind Filmsequenzen zwischen den Songs eingebettet, die denTod thematisieren. Der Erzähler redet in seiner Landessprache. Die Untertitel sind in Englisch verfasst. Insgesamt wirkt der Film mit den kurzen Einspielern keinesfalls überfrachtet. Der mexikanische Fankult hätte aber durchaus mehr zur Geltung kommen können. Schließlich ist die Fangemeinde in Mexiko mindestens genauso verrückt wie der deutsche Black Swarm.

Schönes Rahmenprogramm

Wo sich Fans von Depeche Mode versammeln, ist auch immer Party angesagt. Kaum verwunderlich, dass sich das Foyer vom Zoo Palast kurzerhand in eine Partylocation verwandelte.

Musikalisch heizte DJ Psycho-Jones den Premierengästen ein, von denen einige sogar das Glück hatten, unter ihrem Kinosessel ein 12″-Vinyl aus der White Label Remix Series zu finden.

Stark nachgefragt war zudem das Tote Bag mit „Depeche Mode: M“ –Motiv, wobei leider nicht alle Anwesenden ein Exemplar mit nach Haus nehmen konnten.

Dank einer Fotobox war es aber allen möglich, ein kleines Andenken von diesem unvergesslichen Abend in den Händen zu halten.