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Das Berlin Festival 2014 im Rückblick

berlin_festival_stephan_fladOder: Wie man ein einst sehr schönes Festival fast komplett vergeigen kann. Liebe eigentlich sehr geschätzte Macher des Berlin Festivals! Lasst euch was einfallen für 2015, so kann’s nicht weitergehen!

Wo liegt denn nun das Problem? Hm, wo anfangen? Also: Im Frühjahr gab es die ersten Ankündigungen, Namen wie Moderat, Editors, Zoot Woman und Woodkid klangen schon mal nicht schlecht, man freute sich darauf, Anfang September auf dem einmaligen Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof eine Menge Spaß und guter Musik geboten zu bekommen.

Doch dann kam außer stetigen Versprechungen nicht mehr viel. Dann wurden – zum Hohn gegenüber denjenigen, die die ursprünglich als deutlich günstiger angepriesenen (und nun letztlich nahezu gleich viel kostenden) Early-Bird-Tickets gekauft hatten – die Preise gesenkt, mit einem Verweis auf ein spannendes neues Konzept, das viel mehr Berlin in den Mittelpunkt rücken sollte. Oder so ähnlich. Dann kam wieder nix, und schließlich verkündete man Anfang August mal eben den Umzug in das Gelände rund um die Arena Treptow, neuerdings vollmundig Arena Park getauft.

Nicht gut, dachte man sich, aber man wollte dem Ganzen natürlich trotzdem eine Chance geben und trudelte schließlich gut gelaunt, auch aufgrund des Minuten vorher zu Ende gegangenen Partnerfestivals, der zweiten Ausgabe des ganz wunderbaren First We Take Berlin Showcase Festivals (mehr dazu lest ihr in den nächsten Tagen bei uns), an der Arena ein.

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Was schön war: Das Art Village (das aber letztes Jahr mehr und Einfallsreicheres bot), die entspannte (aber viel zu kleine) Liegewiese und die Nähe zur Spree (an die man aber kaum herankam, da rund ums Badeschiff viel zu wenig Raum war). Das war’s – von den vielen guten Acts, die sich allesamt Mühe gaben, abgesehen – aber auch schon.

Die Mängelliste ist länger: Ganz oben muss hier die Arena selbst stehen, die die Hauptbühne berherbergte und einfach die miserabelste Konzertlocation von ganz Berlin ist. Und das war auch schon vorher bekannt. Vor allem der unterirdische Sound dort ist einfach ein Grundhindernis für gelungene Konzerte. Dazu kommen noch Kleinigkeiten wie grausame (und leider auch ziemlich lieblose) Beleuchtung, schlechte Luft (Hallo Rauchverbot!) und extrem spärliches sowie qualitativ minderwertiges Getränkeangebot.

Darüber hinaus herrschte an den Ein- und Ausgängen aufgrund der Beengtheit ständiges Gedränge, und wer die zweite Bühne im Glashaus oder gar die Bühne im White Trash erreichen wollte, durfte Schlange stehen oder hatte gänzlich Pech und verpasste so großartige Künstler wie Neneh Cherry oder Bilderbuch. Die einzige schöne Bühne war daher die Outdoor-Bühne – doch die hatte man als Splash! Mag Stage einzig und allein für Hip-Hop-Acts reserviert, da freute sich die musikalische Vielfalt.

Man machte es sich letztlich also mit einem gelegentlich leckeren Happen (vom ursprünglich angekündigten umfangreichen Angebot an Berliner Street Food blieben allerdings auch nur wenige – gute – Stände übrig) und einem Bier vom einzigen Stand, der nicht nur das ekelhafte … (Name der üblen Biermarke ist der Redaktion bekannt) ausschenkte, gemütlich und versuchte sich trotzdem an guter Musik und netten Menschen zu erfreuen.

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Denn da gab es natürlich schon ein paar feine Künstler. Am Freitag boten Austra (bei Soundbrei und viel zu niedriger Lautstärke) ihren zauberhaft eigenwilligen Electropop dar. Am Samstagnachmittag durfte man Großmeister Dieter Meier dabei erleben, wie er entspannt aus dem Nähkästchen plauderte und mit vielköpfiger Band (Bandleader: T.Raumschmiere!) und vor viel zu wenigen Zuschauern Stücke seines tollen Albums „Out Of Chaos“ darbot. Seine Hauptband Yello wurde dagegen komplett ignoriert, schade, aber konsequent.

Am Badeschiff legte Nina Kraviz gekonnt Tanzbares auf, so dass man, wenn man einen Platz erkämpft hatte, auch mal an der frischen Luft das Knie wippen lassen konnte. Zurück in der dann gut gefüllten Halle gaben die Editors als Headliner alles und spielten, angetrieben vom wild über die Bühne wedelnden Tom Smith, ein hervorragendes Set, das in einer extralangen Version ihres Überhits „Papillon“ gipfelte. Und da man alle Songs mitsingen konnte, musste man ja auch nicht versuchen, die Feinheiten aus dem Klangmatsch zu pulen.

Auch Zoot Woman wussten anschließend zu überzeugen. Minimalistisch bot man zu zweit (fast) alle Hits der letzten 14 Jahre dar und steigerte sich von entspanntem Synthiepop am Ende fast in einen Rave hinein. Am Sonntag schließlich gab es noch Auftritte der großartigen Waliser von Man Without Country, der zuletzt von Flood produzierten Damenbande Warpaint, des gern mal opulent überproduzierenden Woodkid, der live immer überzeugenderen Moderat und schließlich des stets lohnenswerten Trentemøller.

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An der Musik lag es also nicht. Aber an fast allem anderen. Dass das Berlin Festival entgegen veranstalterseitiger Behauptungen (wenn man in ein deutlich kleineres Gelände umzieht, sollte man sich vielleicht nicht allzu sehr mit einem ab Tag Zwo ausverkauften Festival brüsten) von nicht zu vernachlässigenden Teilen der Besucher als nicht so wirklich gelungen bezeichnet wurde. Better luck next year!

Fotocredits: Vielen Dank an Stephan Flad!

Videos von den Auftritten diverser Künstler (u.a. Editors, Dieter Meier und Moderat) gibt es hier bei arte.tv.

www.berlinfestival.de

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

1 Kommentar

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  1. Bei dem schlechten Line Up war klar, dass die keine Tix verkaufen. Das Festival wurde in dem Jahr zerstört als es frühzeitig beendet wurde. Die Leute verzeihen sowas nicht. Die Arena sucht als schlechte Konzertlocation seinesgleichen in ganz Deutschland. Mit Sicherheit die schlimmste Halle von Berlin. Schade für die Leute die sich Libertines Tickets für die Columbia Halle gekauft haben.

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