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Crystal Castles – Crystal Castles

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Kennt noch jemand Chris Hülsbeck? Der Soundmagier der späten 80er, ohne den C64 und Amiga nicht dasselbe gewesen wären, müsste an diesem Album eigentlich seine Freude haben. Oder Fans des guten alten Atari. Und nach diesem schrägen Werk zweier offensichtlich leicht verrückter Kanadier möchte ich eigentlich sofort wieder „Turrican“ spielen.

Doch zum Thema: Ethan Kath programmiert, Alice Glass singt (oder schreit, je nach persönlicher Definition). Beide kommen aus Toronto und um die Entstehungsgeschichte ranken sich diverse Mythen, von denen kaum alle stimmen können. Bitte googlen Sie selbst nach! Jedenfalls beginnt die Erfolgsgeschichte wohl mit einem Soundfragment, über das die Dame als Mikrofoncheck drüberkreischte. Das Ganze landete auf MySpace, in den Blogs der Bescheidwisser und wurde als „Alice Practice“ schließlich erste Single.

Dieses nervenzerfetzende Gebrüll zu schrägen Sounds ist die eine Seite der Band. Eine ganz eigene Form von Noise, die noch in mehreren Stücken aufgegriffen wird („Xxzxcuzx Me“, „Love And Caring“, „Through The Hosiery“) und das wiederholte Hören des Albums im Ganzen sicher nicht leicht macht.

Aber bevor man schreiend den Raum verlässt, sollte man noch ein Ohr riskieren und den anderen Songs ihre Chance einräumen. Vor allem dem zauberhaften Retropop von „Crimewave“ (in Zusammenarbeit mit der Gruppe Health). So klingen melancholische Schaltkreise, womöglich. Ähnlich gelagert: Die verträumten Instrumentale „Magic Spells“ und „Reckless„. Anders, aber auch interessant: Der wirre Blubberpop von „Air War“ und die zwischen allem Gefiepe richtig melodischen „Courtship Dating“ und insbesondere „Vanished„. Und ganz zum Schluss verläuft sich plötzlich eine akustische Gitarre auf die Platte und verleiht dem atmosphärisch schwebenden „Tell Me What To Swallow“ einen Hauch von Zukunft.

Ja, die Zukunft. Die wird es zeigen müssen, ob dies hier nur ein schnell verglühender Internethype war oder doch viel mehr in diesem Duo steckt. Bis dahin bleibt „Crystal Castles“ ein spannendes Erlebnis, auf dem man durchaus einiges entdecken kann. Und wenn mir jemand sagen kann, wo ich die „Turrican„-Spiele für den PC von heute herbekomme, wäre ich sehr dankbar.

(Addison)

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www.myspace.com/crystalcastles

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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