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Buchtipp: Karl Bartos – Der Klang der Maschine

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Für die Spätentschlossenen und Spontangeschenkekäufer haben wir da noch eine, nein, zwei Empfehlungen. Erstens: Schenkt Bücher! Zweitens: Vielleicht die Biografie von Karl Bartos?

Lange und von vielen Menschen (Kraftwerk-Fans, Bartos-Fans, Fans elektronischer Musik im Allgemeinen, Düsseldorfer…) erwartet, erschien „Der Klang der Maschine“ nun endlich – und wer auf eine ordentliche Portion persönlicher Schmutzwäsche gehofft hatte, kennt den Charakterkopf Bartos nicht und darf gerne woanders weitersuchen.

„Dieses Buch ist die Geschichte meines Lebens, es ist die Geschichte meiner Klangbiografie, und gerade deshalb ist es auch ein Buch über die Musik.“

Natürlich spart Bartos die bandinternen Querelen, die auch zu seinem Abschied von Kraftwerk am 23. Juli 1990 führten, nicht aus. Er zeigt auf, wie es dazu kam, dass er mit den bandinternen Strukturen (organisatorischer, musikalischer und sicherlich zum Teil auch finanzieller Art) nicht mehr zufrieden war und sich schließlich entschied, eigene Wege zu gehen. Das beschreibt er jedoch nüchtern, keineswegs bitter und ohne unsachlich oder gar beleidigend zu werden.

Darüber hinaus schildert er jedoch auch seine Kindheit in den 50er und 60er Jahren, von Berchtesgaden bis Düsseldorf, seine Studienzeit am Konservatorium, wie er sein Schlagzeugspiel Stück für Stück verfeinerte – und vor allem bringt Bartos seine vielseitige Begeisterung für Musik und Klang herüber.

„Ich empfand unsere erste Session als ziemlich locker, geradezu unbeschwert. Der Klang der Musik entfaltete sich im hellsten, klarsten Dur. Wunderbar.“

Um diese Worte zu Bartos‘ erstem Besuch im Studio in der Mintropstraße 16 herum, beginnt der große Teil des Buches, der sich seiner Zeit bei Kraftwerk widmet. Ausführlich werden die Aufnahmen von Albumklassikern wie „Trans Europa Express“, „Die Mensch-Maschine“ und „Computerwelt“ beschrieben, es gibt technische Details, kurze Anekdoten, Gedanken zum Drumherum, auch der erweiterte Horizont mit Einflüssen aus Kunst, Literatur und Film wird schön dargestellt.

Dabei fällt zwar auf, dass Karl Bartos kein großer Schriftsteller ist (und ein paar Fehler, z.B. bei Eigennamen, hätten beim Lektorat durchaus auffallen dürfen), aber dafür merkt man stets, dass das hier derjenige geschrieben hat, der es selbst erlebt hat. Und man erkennt das sympathische, gerne auch mal mit lakonischem Humor gesegnete Wesen von Karl Bartos in seinen Worten wieder.

„Es ist mir gelungen, die Vergangenheit nachzuvollziehen, aber es fällt mir schwer, mir vorzustellen, wie die Zukunft aussehen wird.“

Im letzten Teil behandelt das Buch die Solokarriere (von dem eher gescheiterten Experiment Elektric Music bis zu den Alben „Communication“ und „Off The Record“), Zeiten der Gastprofessur in Berlin, Freundschaften mit Musikern wie Andy McCluskey (OMD) und Bernard Sumner (New Order) – und ein paar Ausblicke in die Zukunft, wobei Bartos, trotz seiner stetigen Neugier und musikalischen Vorwärtsgewandtheit, eben auch so ratlos wie wir alle ist, wo das alles noch hingeht. Warten wir es ab – und genießen wir den Klang der Maschine dazu.

www.karlbartos.com
www.facebook.com/karlbartos

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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