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Automatic – Excess

Aufmerksame Leser warten bestimmt seit Wochen auf ein neues Album des Monats. Na gut, dann reichen wir jetzt das für den Juni nach, und das für den Juli gibt’s auch demnächst. Okay? Dafür haben wir uns aber auch ein besonders schnittiges Werk aufgehoben. Drei Damen aus Los Angeles rufen zum Exzess auf.

Ende 2019 sendeten Izzy Gaudini, Halle Saxon und Lola Dompé ein „Signal“ an die Welt: Gesang, Bass, Schlagzeug und ein paar Synthesizerspuren reichen immer noch aus für einen amtlichen Sound. Minimalistisch, trocken, postpunkig.

Nun ein Absatz für die Statistiknerds: Während es auf dem Debüt nicht nur soundtechnisch, sondern auch zeitlich zackig zuging (kaum über 30 Minuten, sieben der elf Stücke unter drei Minuten), hat man nun eine Schippe draufgelegt. Obwohl es einen Track weniger gibt, kommen wir nun auf mundgestoppte 36:24 Minuten, (ganz knapp) unter der Dreiergrenze bewegen sich nur noch zwei Songs, und einmal gibt man einem Stück sogar über fünf Minuten Zeit für seine Entwicklung.

Warum wir das so ausführlich erwähnen? Weil das auch auf den Klang von „Excess“ hindeutet. Denn Besetzung und Instrumentarium sind zwar gleich geblieben, und am postpunkigen Grundgerüst hat sich auch nicht viel geändert, aber ansonsten erkennt man schon Unterschiede. Vor allem die Synthies sind saftiger und prägnanter geworden, während die Rhythmussektion weiterhin cool ihren Groove in Hirn und Beine klopft. Und die Songs haben an Vielschichtigkeit und Eingängigkeit gewonnen. Wie gleich bei „New Beginning“ zu erkennen ist:

Ja, das ist der Übergang vom coolen Ende der 70er zum coolen Anfang der 80er, der immer noch so viele Künstler und Hörer fasziniert. Völlig zu Recht. Also maschint es weiter, „On The Edge“ hält uns gespannt auf der Sesselkante, und „Skyscraper“ lässt die Synthesizer erstmals so richtig schillern. Wozu es auch ein gewohnt stylishes Video gibt:

Inhaltlich geht es natürlich nicht unbedingt um fröhliche Exzesse, bzw. wenn, dann um Eskapismus im Angesicht des Weltuntergangs. Was ja der Weltsituation angemessen ist. „Realms“ fährt dazu bei gedrosseltem Tempo auch die passenden spooky Synthies auf. Dagegen huldigt „Venus Hour“ wieder ganz dem Joy-Division-Erbe:

Die zweite Albumhälfte eröffnet das bereits erwähnte Fünf-Minuten-Stück. Und „Automaton“ ragt auch sonst heraus, dieser Song sollte Synthiepopfans Freudentränen in die Augen treiben. Mit „Teen Beat“ (mit lustigem Gekicher) und „NRG“ klopft man sich dann flott und minimalistisch Richtung Finale, wo zunächst elektronisch im Dunkel von „Lucy“ geträumt wird, bevor „Turn Away“ ein wunderschön melancholisches Finale zu diesem kurzweiligen Vergnügen liefert.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4/5)

„Automatic – Excess“ bestellen:

https://automatic.band

http://automatic-band.bandcamp.com

www.facebook.com/automaticbandla

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

1 Kommentar

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  1. Das Video zu „New Beginning“ ist ja cool! Sieht man heutzutage echt selten. :D

Kommentare sind geschlossen.

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