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Aurora – The Gods We Can Touch

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Wer Aurora Aksnes einmal live erlebt hat, ist diesem norwegischen Bühnenderwisch verfallen. Ein Einergiebündel mit Verbindungen nach ganz oben. Also zu den Musikgöttern. Und um die Götter geht es auch auf ihrem dritten Album.

Die Künstlerin aus Bergen war sehr früh musikalisch aktiv. Ihr großes Talent zeigte sich schon bei den ersten Songs des Teenagers. Und als 2016 das vielseitige und faszinierende Debütalbum „All My Demons Greeting Me As A Friend“ mit so einigen Hits („Running With The Wolves“, „Runaway“, „Conqueror“) erschien, war sie auch gerade mal 19 Jahre alt. Den Nachfolger musste sie aufgrund überbordender Einfälle gleich auf zwei Teile („Infections Of A Different Kind“ und „A Different Kind Of Human“) ausweiten – was dem (ordentlichen) Album allerdings nicht gut tat, das franste hier und da zu weit aus.

Doch auf „The Gods We Can Touch“ ist Aurora wieder fokussierter und ganz bei sich. Bzw. bei den griechischen Göttern. Denn in jedem der 15 Stücke trifft sie auf eine andere antike Gottheit. Die alten Griechen hatten da ja einiges im Angebot. Aber keine Sorge, man muss keine Mythologie studiert haben, um Freude an dieser Musik zu haben. Begeisterung für große Popsongs – wie die erste Single „Cure For Me“ – genügt völlig.

Und auch hier können wir Entwarnung geben. Noch zeitgenössischer in Richtung Charts und Radio winkend wird es nicht. Das Album bleibt ansonsten dem besonderen Aurora-Sound zwischen wilden Percussions, vielinstrumentigen Arrangements, elektronischem Pop und elfenhaftem Gesang treu. Was keineswegs zulasten der Eingängigkeit gehen muss, wie Single Nr. 2, das bezaubernde „Giving In To The Love“ beweist.

Taucht man weiter in diese Platte ein, finden sich reichlich Höhepunkte. „You Keep Me Crawling“ beeindruckt mit seinem warmen Sound und prachtvollem Arrangement, und wo wir gerade bei reichhaltig sind, müssen wir auch das gleich danach folgende Streicherfest „Exist For Love“ nennen. Während wir direkt danach durch „Heathens“ weiterschwelgen wollen, rollt Aurora plötzlich die Tribaldrums herein.

Überall gibt es schillernde Details: Französische Gastvocals („Everything Matters“, feat. Pomme), flottes Piano mit Discostreichern („The Innocent“), Schlenker in Richtung Chanson („Artemis“) oder Western („Blood In The Wine“), ein finales Goodnight Lovers an den Mond „A Little Place Called The Moon“ – oder halt perfekten Electropop, der mindestens „A Temporary High“ erzeugt.

Ob die norwegische Morgenröte also mit Waldelfen, Dämonen oder griechischen Gottheiten spricht und tanzt – am Ende kommen alle mit Spaß aus der Sache heraus. „This Could Be A Dream“? Was soll’s, sprach Zeus, die Götter sind besoffen.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4/5)

„Aurora – The Gods We Can Touch“ bestellen:

PS: Aurora live: 21.06. Berlin (Tempodrom)

https://auroramusic.lnk.to/thegodswecantouch

www.facebook.com/iamAURORA

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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