Wer beim Melt! am Strand gestanden und erlebt hat, wie der Apparat-Auftritt die sonst tanzwütigen Festivalmenschen nahezu komplett ausgebremst hat – neudeutsch heißt das wohl entschleunigt -, bis alle nur noch selig im Sand hin- und herwippten, der wird bestätigen, welche Magie Musik auch heute noch auszulösen imstande ist. Mit Apparat ist dem (wiederbelebten) Mute-Label ein großartiger Neuzugang gelungen.
Sascha Ring alias Apparat hat eine ziemliche Entwicklung hinter sich. Seit Ende der 90er in Berlin aktiv, produzierte er zunächst recht experimentelle Elektronik im Felde des Techno, die er auf Shitkatapult veröffentlichte. Die Aufmerksamkeit wuchs zusehends, als er mit Ellen Allien „Orchestra Of Bubbles“ aufnahm (wo er sich auch erstmals als Vokalist versuchte), sich dann mit seinem Album „Walls“ in zugänglichere, fast poppigere Elektronik vorwagte und schließlich mit den Modeselektor-Kumpels zum Dreamteam Moderat verschmolz.
Nun ist Ring aber noch einige Schritte weiter gegangen. Während die Rockbands auf diesem Planeten derzeit fast alle mehr oder weniger erfolgreich versuchen, elektronischer zu werden, hängt der Apparat eine Band an seinen Namen und arbeitet plötzlich komplett songorientiert (dabei immer noch reichlich elektronisch). Das wird nicht jedem gefallen, und tanzbar ist hier auch nix mehr… aber: Es. Ist. Wunderschön.
Zusammen mit Co-Produzent Nackt (von Warren Suicide, deren feines neues Album wir in Kürze an dieser Stelle besprechen werden) hat Ring ein perfekt zusammenhängendes Album aufgenommen, das nicht zu Unrecht Vergleiche mit Sigur Ros und Radiohead nach sich zieht. Mit Letzteren sicher auch deswegen, weil Rings Stimme der von Thom Yorke nicht ganz unähnlich klingt (wenn er auch längst noch nicht dessen Variabilität erreicht).
Die zehn Stücke sind allesamt perfekt dramaturgisch aufgebaut. Nachdem „Sweet Unrest“ mit sanftem Klingeln und milden Chorstimmen (wieder Nackt, ergänzt um Warren-Suicide-Kollegin Cherie) ein verlängertes Intro abgibt, summen die tiefen Bässe von „Song Of Los“ auf einen unwiderstehlichen Refrain zu. Das bereits vorab veröffentlichte „Black Water“ steigert sich in fast epische Dimensionen, während „Goodbye“ durch den Gastgesang von Anja Plaschg (Soap & Skin) in Erinnerung bleibt.
Später zeigt „The Soft Voices Die“ mustergültig, wie man Streicher und weitere klassische Instrumente mit elektronischen Sounds verknüpft, dann liefert „Ash/Black Veil“ ein hektisches Meisterstück ab, bevor das Album mit ruhigeren Klängen endet. Der Apparat hat sich verändert, aber er funktioniert immer noch bestens und hat eine äußerst spannende Platte geschaffen.
(Addison)
P.S. Apparat Band live: 31.10. Leipzig – 02.11. Frankfurt – 08.11. Wien – 09.11. München – 10.11. Stuttgart – 11.11. Heidelberg – 12.11. Dresden – 19.12. Berlin
Apparat – Song of Los (Director’s Cut) from Saman Keshavarz on Vimeo.
Apparat – Black Water (Official Video) from Apparat on Vimeo.
das würde ich jetzt allerdings persönlich nicht so unterschreiben. einige sachen waren mir dann doch etwas zu strange.
aber hier ist genau das gegenteil zu hören. :-)
alles was von mute kommt ist erste sahne!
Dem schließe ich mich einfach mal an. Tolles Album!
Jetzt könnten die Jungs von Modeselektor & Apparat gerne nen neues Album unter Moderat raushauen. :-)