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Apparat – LP5

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März. Zeit für ein neues Album des Monats. Vielleicht von Apparat? Hat der riesige Erfolg mit Moderat zu viel Druck fürs nächste Soloalbum aufgebaut oder eher befreiend gewirkt? Sascha Ring gibt die richtige Antwort.

Was die beiden anderen Moderaten (alias Modeselektor) daraus gemacht haben, besprechen wir in Kürze anderswo, an dieser Stelle ist für heute erst einmal Schluss mit den M-Worten. Denn das so schlicht betitelte (der Künstler kann das gut begründen, mehr dazu nächste Woche in unserem ausführlichen Interview) fünfte Apparat-Album hat genug interessanten Stoff zu bieten.

Man war gespannt, wohin die Reise gehen würde. Wieder zurück zu den technoid-frickelig-sperrigen Wurzeln rund um „Multifunktionsebene“? Eher zum elektronischen Pop von „Walls“ oder zur Bandversion dessen („The Devil’s Walk“)? Haben die Ausflüge in die Filmmusik sich niedergeschlagen? Oder doch der stetig zunehmende Erfolg mit den Herren Bronsert und Szary, auch auf größeren Bühnen?

Man könnte wohl sagen, von allem etwas. Bei jedem Hören entdeckt man mehr fein gemeißelte Details in den zugleich vielschichtigen und aufgeräumten Sounds. Echte Instrumente (Streicher, Bläser, Gitarre und wunderbare Drums von Battles-Klopfer John Stanier) finden sich reichlich, aber stets zielgerichtet eingesetzt. Filmische Atmosphäre bieten diverse ruhige Zwischentöne und die geschickt austarierte Trackreihenfolge. Und man muss weder auf Popmomente noch auf beatgetriebene Tanzausbrüche verzichten, wiewohl beides nur wohldosiert eingesetzt wird.

Nachdem „Voi_do“ mit Bläsern eröffnet, dann ganz allmählich ins Klackern kommt und mit manipulierten Vocals überrascht (auch zu dem Thema gibt es mehr im Interview zu lesen), fährt die Vorabsingle „Dawan“ die ersten Beats auf und entwickelt sich zu einem dieser herrlich schwelgerischen Stücke. „Laminar Flow“ malt mit ganz feinem Pinsel eine zarte Soundlandschaft, bevor es zum Ende hin so etwas wie Druck aufbaut.

Das fabelhafte (nach einfallsreichen Tourvisuals rufende) „Heroist“ gehört sicher zu den schwungvollsten Apparat-Stücken bisher, bevor sich in der Albummitte etwas Ruhe nicht nur in „Brandenburg“ ausbreitet. „Caronte“ fährt dann einen ganz besonderen Film, in dem zunächst Streicher und verzerrte Vocals dominieren und in der zweiten Songhälfte plötzlich Strom auf die Schiene gegeben wird.

Die beiden letzten Stücke sind zugleich die längsten von „LP5“, zunächst das minimalistisch-introspektive „Outlier“ und schließlich das, ha, gravitätische „Gravitas“, bei dem es nach knapp zweieinhalb Minuten noch einmal richtig flott ausbricht und man somit optimistischer aus dem Album gelangt als das womöglich der Fall gewesen wäre, wenn Ring seiner ursprünglichen Idee gefolgt wäre und bereits nach dem vorherigen Song gestoppt hätte.

Zum Schluss noch ein paar Empfehlungen: In Ruhe hören, wirken lassen, Kopfhörer benutzen. Ein Genießerglas Rotwein oder Whisky dazu, Augen schließen, versinken. Und dann gespannt sein, wie das Ganze demnächst auf den anstehenden Konzerten umgesetzt wird.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4.5/5)

Apparat – LP5“ bestellen: Amazon

P.S. Apparat auf Tour (u.a. mit Lea Porcelain und K Á R Y Y N): 16.04. München, 18.04. Hamburg, 23.04. Leipzig, 04.05. AT-Krems, 10.05. Berlin; außerdem in Tschechien, Italien, Litauen, Ukraine, Frankreich, Niederlande, Großbritannien, Belgien, Russland und Spanien.

P.P.S. Wer am Wochenende in Berlin weilen sollte, kann ja die folgende audio-visuelle Installation besuchen (und sich so vielleicht ein Unikat von Albumartwork sichern, Details unter www.facebook.com/events/368076270445464):

www.apparat.net

www.facebook.com/apparat.official

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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