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Retrospektive

Anton Corbijn – Retrospektive zum 60. Geburtstag in Den Haag

/ 14 Kommentare

„Ich fotografiere Menschen, die ich interessant finde“. Anton Corbijns Arbeitsmotto hat sich in all den Jahren, die er nun hinter der Kamera verbringt, nicht verändert. Durch die Linse entdeckt er Dinge, die wir nicht sehen, fängt den richtigen Moment ein und zieht seine Bewunderer gleichsam mit dem Ergebnis in Bann. Anton Corbijns Handschrift und Bildsprache sind unverkennbar – man hat sofort das ein oder andere grobkörnige, in schwarz weiß gehaltene Foto vor Augen. Ob Depeche Mode, deren Stil er wie kein anderer geformt und geprägt hat, U2 oder Joy Division – Corbijns Bildsprache drückt auch immer ein wenig die Melancholie aus, die er selbst in sich trägt. Im Film Anton Corbijn – Inside Out, einem selten Einblick in Corbijns Leben, bekommt man es von ihm erklärt. Fotografie als Schlüssel zur Welt der Musik, die ihn, den scheuen und zurückhaltenden Mann aus dem kleinen Dorf Strijen, seit frühester Jugend so sehr faszinierte.

Zu seinem 60. Geburtstag findet nun die Retrospektive „Hollands Deep“ zu Ehren Anton Corbjins statt. Im Fotomuseum Den Haag werden bis zum 21. Juni 2015 mehr als dreihundert seiner Werke ausgestellt. Die Retrospektive erstreckt sich über sämtliche Serien, beginnend bei den grobkörnigen und kontrastreichen schwarz-weiß Bildern, die er in den 70er- und 80er Jahren von Musikern gemacht hat, bis hin zu neueren Themen, die viel über seine Persönlichkeit enthüllen. In der Serie „a.somebody“ von 2001/2002 schlüpft Anton Corbijn in die Rollen verschiedener Musiker wie John Lennon, Kurt Cobain, Jimi Hendrix, Sid Vicious und George Harrison. Anschließend fotografierte er sich so verkleidet vor seinem Elternhaus in Strijen. Der Gedanke dahinter war, seine eigene Besessenheit mit der Musik mit der Besessenheit seiner Eltern – Leben nach dem Tod – zu verschmelzen. „Diese Serie thematisiert den Tod an dem Ort, an dem ich geboren wurde“. Inwards and Onwards, das 2002 begann, greift seine Wurzeln in der grobkörnigen schwarz-weiß Fotografie wieder auf – jedoch dieses Mal mit visuellen Künstlern wie Anselm Kiefer, Luc Tuymans oder Ai WeiWei.

Die Ausstellung beinhaltet natürlich auch Corbijns kürzliche Hinwendung zum Genre des Films. Internationale Kinoerfolge wie sein Regiedebüt Control, über das Leben des britischen Joy Division Sängers Ian Curtis, sein Nachfolgewerk The American mit George Clooney sowie sein aktuellster Film A Most Wanted Man, die Verfilmung des gleichnamigen Spionagethrillers von John Le Carrée, finden sich in Form von Fotografien in der Ausstellung wieder.

Anton Corbijn, der sich selbst als eine Mischung aus traditionellem Portraitfotografen und Dokumentarfotografen betrachtet, lichtet seine Subjekte bevorzugt in ihrer sozialen und physischen Umgebung ab. Besonders an seiner Arbeit sind die langen Partnerschaften, zum Teil sogar Freundschaften, die Corbijn mit zahlreichen Sängern und Bands verbindet. Eine Seltenheit in der Musikwelt, die ihn einzigartige Momente einfangen lässt. Bestes Beispiel sind seine Zusammenarbeiten mit U2 und Depeche Mode. Seit den frühen Achtzigern arbeitet Corbijn mit ihnen zusammen und gilt oft als fünftes Mitglied von U2 oder viertes von Depeche Mode. Sämtliche Illustrationen, Fotos und Videoclips, die er für diese Bands produziert hat, haben die öffentliche Wahrnehmung der Bands bis heute massiv und nachhaltig geprägt. So bestätigte Martin Gore im Interview, dass erst Anton Corbijn ihnen dank seiner künstlerischen Visionen zu ihrem heutigen Kultstatus verhalf – fernab des künstlichen Synthiepop-Bildes, das viele zu Anfang von Depeche Mode hatten. Seit 1993, mit Beginn der legendären Devotional-Tour, designt Corbijn auch die Stage-Sets der Band.

Besonders interessant für Depeche Mode Fans: Anton Corbjins Arbeit für Depeche Mode wird in einem Extraraum ausgestellt – als ein einziges großes Gesamtkunstwerk. Für alle Depeche Mode Fans also ein Muss!

Adresse:
Fotomuseum Den Haag, Stadhouderslaan 43, The Hague

Eleni Blum

"The only truth is music" (Jack Keruac)

14 Kommentare

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  1. Lohnt meiner Meinung nach nicht!

    DM-Wand ca. nur 6/7 Meter mal 3 Meter, dazu zwei kleine Vitrinen mit den gestalteten Covern und Tourbüchern.
    Alle gezeigten Bilder kennt man schon aus diversen Tourbüchern oder CDs.
    Und ein eingener Raum ist das ganz bestimmt nicht!!!
    Vertreten, mit ca. gleicher Wandgröße, Metallica, Rolling Stones, U2 und noch ein paar Andere.
    Eintritt 8€, Gesamtfläche der Fotoausstellung schätzungsweise 300m2.

  2. Ich war vor einigen Jahren mal auf einer Ausstellung von A.C. Der Mann hat es echt drauf, mal abgesehen von seinen DM Fotos, haben alle seine Bilder das gewisse etwas. Anton hat einen Blick, seine Fotos sprechen all die gleiche Sprache, er hinterlässt auf seinen Fotos seine Handschrift. Ich glaube, unter hundert Fotos die von Anton zu erkennen. Starker Künstler, alles Gute zum Geburtstag und bleib uns und vor allem DM erhalten.

  3. Schließe mich dem an…,würde auch gern diese Ausstellung besuchen. Wäre toll,wenn Corbijn mit seinen/diesen Bildern nach Deutschland kommen würde. Schöne Grüsse

  4. Hat die Ausstellung Strom für Licht? Ich frag nur – Anton mag es ja schliesslich “ Old school“ ……

    • Heul doch.

      Du musst auch über gewisse Sachen hinweg kommen. Meine Güte, wie kann man nur so nachtragend sein…

    • P.s.

      Ich schau’s mir im Mai an. Freu mich wie Bolle drauf.

    • Der Depeche Mode Bereich wird ausgeleuchtet mit den schicken Kerzen aus der Devotional Zeit (siehe Judas live auf dem Video/DVD selben Namens). Das gibt wärmeres Licht und die richtige Atmosphäre. Wer braucht dann noch Strom? :)

  5. Ich find Corbijn auch super, aber ich muss zugeben meine Seele war bei Depeche schon bevor er voll eingestiegen war – eigentlich war mein Fan-Maximum etwa bei „Music for the Masses“ – danach gab es irgendwie mit dem Aufkommen der CD auch keine so guten Maxis mehr die für mich einfach die zentrale Rolle gespielt hatten.

    „Songs of Faith and Devotion“ und die Devotional Tour und die ganze Aufmachung seit Violator eher befremdlich/eine Herausforderung – auch wenn ich inzwischen dazu herumgekommen bin. Und natürlich spielen Anton’s Videos in einer ganz anderen Liga als das was es davor zu sehen gab.

    Trotzdem super … würde die Ausstellung auch gern sehen!
    Vielleicht wird sie ja getourt? Könnte doch sein :)

    • Allerherzlichsten Glückwunsch natürlich – zum Geburtstag, zur Karriere, zu den tollen Arbeiten!

    • Das stimmt. Schon vorher hatten sie durch Brian Griffin einzigartiges Cover-Artwork (z.B. A broken Frame). Das wird bei aller Laudatio für Anton Corbin leider immer etwas vergessen. Brian Griffin hat ja auch Cover für Ultravox, Echo & the Bunnymen, Iggy Pop, Psychedelic Furs, Joe Jackson u.a. gestaltet.

      Die Videoclips von Clive Richardson und Peter Care waren auch nicht schlecht. Richardson hat auch Clips für Siouxsie & the Banshees, Tears for Fears, Blancmange u.a. gedreht. Peter Care hat Clips für REM, NewOrder und Cabaret Voltaire gedreht.

      Meine erste bewußte visuelle Erinnerung an Depeche ist der Videoclip zu People are People.

      Stripped (Director: Peter Care)
      https://vimeo.com/59319950
      Somebody (Director: Clive Richardson)
      https://vimeo.com/87579558

  6. Der beste Fotograf der welt! ;)
    Seine Kreativität und seine gedanken sind einfach unglaublich, wenn er sie realisiert hat. :)
    Leider ist den haag für mich zu weit, aber interessieren würde es mich natürlich sehr. ;)
    Und das angesprochene bühnenbild für die devotional- Tour ist für mich das allergeilste bühnenbild überhaupt! ;)
    Unglaublicher künstler!

    • Ich finde das Bühnenbild der devotional tour auch einfach genial! Die Austellung ist auch leider für mich zu weit…

Kommentare sind geschlossen.

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