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Andreas Dorau – Todesmelodien

Nanu, so düster hatten wir ihn doch gar nicht in Erinnerung. Den Dorau, in der deutschen Musikszene sicherlich eine originelle und mit niemandem vergleichbare Erscheinung. Der es schafft, gute NDW und guten, ähem, Schlager mit cleverer Elektronik zu kreuzen und dazu unvergessliche Texte zu singen. Dieses Mal nur eben etwas dunkler als sonst.

Obwohl, wenn man sich recht erinnert, nahm ja schon einer seiner größten Hits (und sein womöglich bester Song) „Girls In Love“ vom großartigen „70 Minuten Musik ungeklärter Herkunft“ ein ziemlich unschönes Ende. Und es ist ja auch längst nicht alles deprimierend hier auf Doraus achtem Studioalbum. Der Mann ist eben auch gereift und keine unfassbaren 17 Jahre mehr wie bei seinem allerersten Hit („Fred vom Jupiter“, 1981). Da macht man sich schon mal Vergänglichkeitsgedanken, die hier zu Themen wie Tod, Altersheim und Autounfällen führen.

So dreht sich schon der opulente Eröffnungssong „Größenwahn“ um den Meister von Opulenz und Wahnsinn, Phil Spector. Streichfidele Grüße in den Knast! Gleich danach werden die Verblichenen verbrannt und zum „Edelstein“ gepresst, egal, wie unsympathisch sie im Leben gewesen sein mögen. Das gibt’s ja wirklich und wird zu hübsch groovenden Sounds kongenial lyrisch umgesetzt. Da taucht dann auch der typische Humor des Dorau’schen Schaffens auf.

Unterstützung bei den Texten gab es von Dorau-Freund Wolfgang Müller, bei der Musik waren so einige dabei: Die Vögel aka Mense Reents (Egoexpress) und Jakobus Siebels (JaKönigJa), dazu Andi Thoma (Mouse on Mars). Für die schönen Damenchöre im Hintergrund sorgt Inga Humpe und dann taucht sporadisch noch Francois Cactus (Stereo Total) auf, am markantesten im herrlich trockenen „Schwarz Rot Gold“ („… hat das die Natur wirklich so gewollt?“). Entsprechend ist die musikalische Umsetzung vielfältig wie selten. Dorau hat viel an einem passend verstimmten Klavier eingespielt, Elektronik spielt sowieso immer eine Rolle, mal markanter, mal kaum. Dazu viele Instrumente, je nach Bedarf.

Zu den Höhepunkten zählen auf jeden Fall die melodiöse Geistergeschichte „Stimmen in der Nacht“, das mit bitteren Lebenswahrheiten um sich werfende und dabei absolut tanzbare „Inkonsequent“, das elektronische Aufbruchsstück „Und dann“ sowie das von Erobique geschriebene Geigenfinale „Gehen (Baby, Baby)“.

Andreas Dorau ist mit seinen „Todesmelodien“ sein bestes Album seit erwähnten „70 Minuten…“ gelungen, er liefert uns in einer einzigen Packung Stoff zum Tanzen oder Mitwippen zum Lachen und Weinen sowie einiges zum Nachdenken.

(Addison)

P.S. Andreas Dorau spielt live auf dem Melt!

Andreas Dorau – Stimmen in der Nacht (EB Premiere) from Electronic Beats TV on Vimeo.

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www.myspace.com/adorau
www.facebook.com/andreasdorau

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

3 Kommentare

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  1. dunkel lese ich oft über da album…, dabei reflektiert AD nur allzusehr seine umwelt
    genial schon immer

  2. „Stimmen In Der Nacht“ klingt sehr melodisch und schön und ein würdiger Nachfolger zu „Girls In Love“ aus den 90ern….
    … und das Telefon sagt Duuuuuu

  3. Aaaaah, krasser Ohrwurm. Total lustig zum mitschunkeln! Dorau is back! So ist das nun mal. :)

Kommentare sind geschlossen.

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