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25 Jahre Wave Gotik Treffen in Leipzig – Teil 1

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Ja, ich gebe zu, das diesjährige Wave Gotik Treffen liegt schon eine Weile zurück. Vielleicht habt ihr schon viele Bilder gesehen und euch mit zurückgekehrten Freunden unterhalten und deren Einblicke erfahren. Vielleicht können wir meinen diesjährigen Bericht als Rückblick ansehen und nicht als Direktbericht und gehen so einen Kompromiss ein. Meine Verlangsamung bei diesem Bericht hat zum einen berufliche Gründe und ich gebe es offen zu: Es ist nicht einfach ein komplettes Festival als nur ein Schreibmensch abzudecken und allein am Bericht zu sitzen. Das soll keine Entschuldigung für meine Verzögerung sein, ist aber einer der Gründe, die dazu geführt habe, dass es eben erst jetzt Worte von mir dazu gibt. Ob man das Problem mit mehr Akkreditierungen pro Magazin lösen könnte, weiß ich nicht genau. Vermutlich führt das wohl eher zu Fotografenstau im Graben, weil die wenigsten in Laune sind sich aktiv mit Bildern „auszuhelfen“ und jeder „sein“ Magazin als das wichtigste ansieht (was ich zu einem gewissen Prozentsatz auch nachvollziehen kann). Ich stehe dem Ganzen wirklich sehr zwiegspalten gegenüber. Konnte ich mich im vergangenen Jahr noch mit zwei Kolleginnen austauschen und mir Fotos „borgen“, hatte ich in diesem Jahr das Problem weder befreundete Schreiber anwesend zu haben und mich entscheiden zu müssen, ob ich einfach „irgendjemanden“ mitnehme, der noch „irgendetwas“ schreibt oder ob ich mich nach einem Fotopass erkundige. Die Wahl fiel dann auf letzteres und so weist dieser Bericht im Vergleich zum letzten Jahr eine kleine Galeria auf. Auch nicht schlecht, oder? Seht diesen Bericht ein bisschen als Einstimmung auf das in wenigen Wochen stattfindende Amphi Festival in Köln und natürlich auch auf das M’era Luna in Hildesheim. Von beiden Festivals wird es in diesem Jahr Berichte geben – schneller veröffentlicht und mit einer geplanten Neuerung. Organisation ist alles: Manchmal ein bisschen Glückssache und manchmal zum Glück durch liebe Menschen erst möglich. Lange Einleitung, aber das musste mal gesagt werden. Ich lege dann mal los…

In diesem Jahr was das WGT kein Heimspiel für mich, da ich gut 500km von meiner ostdeutschen Heimat entfernt die Reise antreten musste. Es war ein warmer Donnerstag, gepackt hatte ich natürlich wie immer auf den letzten Drücker und uns erwischte der Stau. Mit uns meine ich den Mann, der für depechemode.de in diesem Jahr die Bilder gemacht hat. Mutig war er ja schon, wie er mit seinem wenige Tage alten Fahrzeug vor meiner Tür aufschlug, wohlwissend, dass es in den nächsten Tagen in Glitzer und meinem Zettelchaos versinken würde. Die Fahrt gestaltete sich als eine Art Ewigkeitsreise, da wir im Stau landeten und so das Feuerwerk im Belantis verpassten. Halbwegs unbetrübt darüber, aber glücklich das Sofa einer Freundin als Schlafmöglichkeit zu haben, landeten wir kurz nach 23 Uhr am Donnerstagabend in Leipzig. Der Freitag begann mit einem Frühstück, für mich mit zu erledigenden Terminen im Heimatsektor und ein wenig aufhübschen, bevor wir zum Viktorianischen Picknick aufbrachen.

Ich gebe zu, mich hatte es noch nie in den Clara-Zetkin-Park verschlagen und so war ich an jenem Nachmittag reichlich neugierig, was mich wohl erwarten würde. Neben zauberhaft zurecht gemachten Püppis, unsagbar toll geschminkten Anwesenden, reichlich Schaulustigen, Menschen in Ponykostümen (Wer mir logisch erklären kann, was ein Pet Play auf einem Picknick verloren hat, bekommt von mir ein Eis!) und allerliebst zurechtgemachten Kindern, huschten vor allem die Fotografen in Scharen umher, um möglichst viele nett zurecht gemachte Gestalten zu erwischen. Nicht ganz so meins, ein wenig mehr Ruhe hätte ich besser gefunden, aber WGT ist eben teilweise auch eine Schlacht um das beste Fotomotiv. Da kann man nichts machen.

Vom Picknick ging es direkt in den Kohlrabizirkus, wo Patenbrigade: Wolff spielten. Das Electrotrüppchen mit dem riesigen Partyfaktor hatte natürlich wieder reichlich Baustellendeko und Mitgrölsongs im Gepäck. Schon am Nachmittag herrschte also ausgelassene Stimmung und mit breitem Grinsen wurde seitens des Publikums der Hopfensaft aus dem Rohr der Baustellenmitarbeiter getrunken. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der eine oder andere nicht auch seine Kleidung in Bier ertränkt hat. Egal, wie heißt es doch in einem Lied der Band? „Der Brigadier trinkt Bier“. (Der geneigte WGT-ler übringens auch ganz gern). Ich kann jedem nur wärmstens empfehlen sich mindestens einmal im Leben die Brigadisten anzusehen. Was auf Platte vielleicht nur nach Gepiepse klingt, hat live einen richtig hohen Spaß- und Unterhaltungsfaktor.

Gefolgt von Xavier Morales und Ruined Conflict aus den USA, wurde es zeitweilig sehr futurepoppig im Kohlrabizirkus. Ja, der liebe Xavier klingt ein wenig wie VNV Nation. Die Vergleiche machten um mich herum wieder die Runde. Wer aber genau hingehört hat, konnte eine Entwicklung in seinen Songs hören. Nicht mehr nur Futurepop sondern Electropop mit Gitarrenklängen bot der sympathische Sänger dar und zeigte so, dass er viel mehr als nur ein VNV Abklatsch ist. So schnell kann man die Meinung der Leute über sich und sein Schaffen aber auch nicht ändern, daher wird er wohl noch ein wenig mit den Vergleichen leben müssen bis alle das aktuelle Album „A Voice For The Voiceless“ durchgehört haben.

Mein Glitzerkollege Henric de la Cour wartete dann schon im Alten Stadtbad, der für mich schönsten Location des Festivals. Und während ihm Glitzer aus dem Gesicht fiel, ich ihm gedanklich dafür applaudierte und im Fotograben sich die französische Fotokollegin grinsend über schimmernde Krümelchen freute, ihre andere weibliche Grabengesellschaft eher zu knirschen begann, spielte Herr de la Cour ein unsagbar gutes Konzert. Gänsehaut bei „Dracula“, wo wirklich der komplette Saal anfing mitzusingen inklusive. Perfeckte Mischung aus Sound, Songauswahl und Licht im Alten Stadtbad machten den Auftritt des Schweden und seiner Band zu einem wundervollen Abendabschluss, bevor es auf die Partypiste in die Moritzbastei ging.

 

Der Samstag begann leicht angeschlagen nach einer durchfeierten Nacht in der Moritzbastei. Lange wach sein, viele Konzerte sehen, Umarmungen geben und mit zwei der Lieblingsmenschen einfach nur da sitzen und quatschen bis es schon fast hell wird, führte dann doch zu leichten Augenringen. Verständnisvolle Gastgeber sorgten für Kaffee und leckere Brötchen, damit wir den kommenden Konzerttag überstehen konnten.  Am frühen Nachmittag verschlug es uns ins Täubchenthal ins wunderschöne Plagwitz (Wer noch nie da war: Den Karl-Heine-Kanal müsst ihr gesehen haben und auch die kleinen Cafés und Bistros sind einen Aufenthalt wert), um Sigue Sigue Sputnik anzugucken. Mit so viel Andrang hatten wir nicht gerechnet und so quetschten wir uns durch den Eingangsbereich, bis vor zur Bühne. Die Band hat an Skurillität und Wow-Faktor in all den Jahren nichts verloren. Bunte Federn auf dem Kopf, wild geschminkt, Nietenkleidung und dazu Wave-Klänge: Was will man eigentlich an so einem Samstag mehr zur Eröffnung sehen? Martin Degville kann es jedenfalls noch. Ihr fragt euch was? Einfach alles! Ich habe selten ein sofortiges Gute-Laune-Gefühl gehabt nachdem ich mich durch eine Menschenmasse gequetscht hatte, durch die positive Ausstrahlung der Band, ihren Klang und diese kunterbunte Mischung auf der Bühne konnte aber auch gar kein Grummelzustand aufkommen.

Nicht um zu trinken, sondern um Synthiepop zu hören, zog es uns in die Absintherie Sixtina. Überraschungsgäste aus Dresden waren angekündigt und bereits am Freitag war klar, dass es Versus sein würden, die auch im vergangenen Jahr an selber Stelle gastierten. Mit reichlich Soundproblemen hatten André Steinigen und seine Bandkollegen zu kämpfen. Das lag wohl auch an der für Konzerte einfach nicht ausgelegten Anlage und den Boxen. Im vergangenen Jahr im Innenhof klang der Auftritt jedenfalls nicht so quietischig und knarksend. Die gute Laune blieb und Sänger André versuchte wegzulächeln, was noch wegzulächeln war. Auch er schien ein wenig gestresst ob des Boxenproblems. Mit dem neuen Album, was derzeit produziert wird und ganz viel Wodka-Ahoi (Bandmottogetränk) werden die kommenden Auftritte wieder viel besser, da bin ich sicher!

Und schwupp, ab ins alte Landratsamt. Beim Warten auf eine Freundin liefen mir bekannte Gesichter aus den Halberstädter Sandsteinhöhlen entgegen, begrüssten mich mit „Wir haben jetzt auch Glitzer dabei“ und verzuckerten mir so meinen frühen Abend. Es ist schön, wenn man andere Menschen mit ein bisschen Kindlichkeit anstecken kann. Geglitzert wurde dann bei Reaper allerdings nicht, sondern fleißig geschwitzt und gehüpft. Während sich der bandeigene Grieche im Hintergrund fast schon versteckte und seinem ekstatischen Kollegen Gregor Beyerle den Vortritt ließ, hüpfte eine Masse aus Cyber-Goth und Electrofans zu Songs wie „X-Junkie“ oder dem im letzten Jahr erschienenen „Der Schnitter“. Gregor Beyerles Energie war einfach ansteckend und sein Grinsen reichte wohl noch für Vasi Vallis mit, der konzentriert an Keyboard und Reglern starrt. Es bleibt nur den beiden maximalen Erfolg und viel Spaß auf der Herbsttour mit Project Pitchfork zu wünschen. Reißt die Hütte ab, so wie ihr das im Landratsamt getan habt!

Ja, so ein Samstag kann stressig werden. Vor allem, wenn der geneigte Fotograf als Stage-Fotograf bei DIE KRUPPS zugesagt hat und zum Briefing muss. Wenn dann noch die seit einer gefühlten Ewigkeit bestehende Sperrung des Direktweges von der Leipziger Innenstadt zur Agra dazu kommt, macht man schon ein langes Gesicht. Zum Briefing haben wir es pünktlich geschafft und nach einer Runde Setlisten abschreiben, ging es dann für mich und die Fotoleute in den Bühnenbereich. Ziemlich episch ist es, wenn deine Freunde wissen, dass du dich hinter einem der Banner rumtummelst und sie einfach mal durch die komplette Agra deinen Namen brüllen. (Leute, ihr habt echt keine Schamgrenze, aber ich liebe euch trotzdem <3) Jürgen Engler war in richtig guter Laune und das trotz Flug von Austin nach Deutschland und Reise von Düsseldorf nach Leipzig. Ich glaube, ich habe ihn auch noch nie mit mieser Laune erlebt. Nils und Marcel gaben an den Saiteninstrumenten alles und auch der neue Drummer schien sein Handwerk besser zu verstehen als sein Vorgänger. „Der Amboss“ sorgte für umfassende Pogorunden im Frontbereich des Publikums und „Wahre Arbeit, Wahrer Lohn“ wurde frenetisch gefeiert. Über das Ende des Konzertes mit einer massiven Gitarrenzerschmetteraktion kann man geteilter Meinung sein. Die einen taten es als trashige Achtzigeraktion ab, die anderen freuten sich über die kleinen Teile, die sie erhaschen konnten und wieder andere waren einfach nur geschockt. Auf jeden Fall gab es umfassende Diskussionen zu dieser Aktion, PR-Ziel mehr als erfüllt, oder?

Für mich hieß es an dieser Stelle: Feierabend! Und somit mit meinen durch die Agra brüllenden Leuten noch eine Runde tanzen in der Agra 4.2, wo es nicht nur umfassend Pfeffi gab, sondern mit gestiegenem Alkoholpegel auch ein flummiartiges Hüpfen meinerseits zu Harsh-Electro-Klängen. Das Kopfweh am nachfolgenden Tag war es absolut wert!

Mehr Fotos findet ihr bald in der hier angelegten Galerie. Heute ging die Bilderfestplatte unseres Fotografen sterben. Wenn ihr mögt, gebt ihm doch auf Facebook ein Like, weitere Bilder reicht er nach, sobald die Technik wieder mitspielt.
Übrigens gibt es die Electro-Beiträge auch auf Facebook? Wusstet ihr noch nicht? Wird aber Zeit, sonst verpasst ihr noch was!

Josie Leopold

Ich bin die kleine Schnatterschnute vom Dienst: bunt, glitzernd, voller verrückter Ideen. Wenn ich nicht gerade Interviews führe, Beiträge verfasse oder versuche Wordpress davon zu überzeugen doch bitte nett mit mir zu sein, versuche ich die Welt ein bisschen besser und bunter zu machen.

7 Kommentare

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  1. Lieber V.N. :)

    Ich biete dir hiermit an, alles was dich stört in einer Mail zusammen zu fassen und mir mit Anmerkungen, Hinweisen und Verbesserungsvorschlägen versehen zuzusenden.
    Meine E-Mail-Adresse ist: josie@depechemode.de

    Dann hab ich das zusammengefasst und kann es als Komplettfassung lesen :)
    Gerne kannst du dich auch am Amphi-Bericht als Gastschreiber beteiligen. Meld dich bitte.

    An den Rest, ich gebe zu, Flüchtigkeitsfehler unterlaufen mir auch. Und es ist als Momentaufnahme gedacht. Abhandlungen schreiben so viele, ich mag die Ich-Perspektive bei Festivalberichte, weil sooooo viel passiert, so viele Kleinheiten, Feinheiten, lustige Momente, Zusammentreffen, die man in einem Sachlichkeitsbericht gar nicht unter bekommen würde. Ein Festival lebt von den Besuchern und deren Erlebnissen, gerade die Zwischensequenzen halte ich für wichtig, um das Gefühl einer solchen Veranstaltung transportieren zu können. Wer mir an dieser Stelle eine gewisse Abgehobenheit unterstellen möchte, darf das gerne tun, ich sehe es eher als Stilmittel :)

  2. ......nicht schlecht.....

    Dein Bericht liest sich wie eine Momentaufnahme….wie ein unverstelltes Bild…..finde ich gut. Jedoch habe ich einige Rechtschreibfehler gesehen oder waren es Flüchtigkeitsfehler??? Das wird beim nächsten Mal garantiert besser. Das wichtigste ist ….lass Dich von unserer Kritik nicht aus der Bahn werfen. Im Gegenteil. Sie soll Dich ermutigen, besser und „lauter“ zu werden.

  3. Ist auch echt voll episch, wenn deine Freunde deinen Namen durch die komplette agra brüllen. Die haben keine Schamgrenze. Sie brüllen deinen Namen! Und du tummelst dich hinter dem Banner, während Nils und Marcel alles geben.
    Aber ihr tanzt nachher alle. Die, die deinen Namen brüllen, und du, die hinter dem Banner lümmelt. Ja, was wäre das Festival ohne dich? Und wer das nicht versteht hat schlechte Laune, es regnet auch so viel.
    Toller Beitrag! Der beste seit Langem! Du bist toll! Ich brülle deinen Namen! Aber ich schäme mich nicht!
    Mach weiter so!

  4. @V.N.

    Wenn du eher auf flache und eintönige Schreibe stehst (so scheint es), dann lebe das doch gern mit dir allein aus und belasse es dabei :) Wenn du Frust spüren solltest, gibt es auch andere Lösungen für dich, als andere Leute mit deinem negativen und überflüssigen Müll zu belästigen. Hol dir die Popcorn oder Bild, da stehen auch ganz tolle Berichte die dir vielleicht eher zusagen :)

  5. Endlich mal Frisch

    Endlich mal ein erfrischender Bericht und keine Aneinanderreihung Chronologischer Vorfälle wie bei der Aufnahme eines Unfallhergangs. Lustiger Hasskommentar betreffend „Praktikantin“. Absolut nicht sachlich sondern schon fast ein persönlicher Angriff auf den Journalisten.

  6. Da bekommt jemandem der verregnete Sommer nicht und er mag Menschen, die sich über Kleinigkeiten freuen und Spaß haben können nicht so ;)

    Ich wünsch dir trotzdem ne tolle Festivalsaison! Und ein schönes Wochenende!

  7. "Mein liebes Tagebuch"?

    Ist das die neue 15-jährige Praktikantin von dm.de oder warum liest sich das wie das wie das selbstverliebte Geschreibsel einer Göre und nicht wie eine Konzertrezension? Glitzi Glitzi! Passendere Überschrift wäre „Liebes Tagebuch…“

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