Ja, ich gebe zu, das diesjรคhrige Wave Gotik Treffen liegt schon eine Weile zurรผck. Vielleicht habt ihr schon viele Bilder gesehen und euch mit zurรผckgekehrten Freunden unterhalten und deren Einblicke erfahren. Vielleicht kรถnnen wir meinen diesjรคhrigen Bericht als Rรผckblick ansehen und nicht als Direktbericht und gehen so einen Kompromiss ein. Meine Verlangsamung bei diesem Bericht hat zum einen berufliche Grรผnde und ich gebe es offen zu: Es ist nicht einfach ein komplettes Festival als nur ein Schreibmensch abzudecken und allein am Bericht zu sitzen. Das soll keine Entschuldigung fรผr meine Verzรถgerung sein, ist aber einer der Grรผnde, die dazu gefรผhrt habe, dass es eben erst jetzt Worte von mir dazu gibt. Ob man das Problem mit mehr Akkreditierungen pro Magazin lรถsen kรถnnte, weiร ich nicht genau. Vermutlich fรผhrt das wohl eher zu Fotografenstau im Graben, weil die wenigsten in Laune sind sich aktiv mit Bildern „auszuhelfen“ und jeder „sein“ Magazin als das wichtigste ansieht (was ich zu einem gewissen Prozentsatz auch nachvollziehen kann). Ich stehe dem Ganzen wirklich sehr zwiegspalten gegenรผber. Konnte ich mich im vergangenen Jahr noch mit zwei Kolleginnen austauschen und mir Fotos „borgen“, hatte ich in diesem Jahr das Problem weder befreundete Schreiber anwesend zu haben und mich entscheiden zu mรผssen, ob ich einfach „irgendjemanden“ mitnehme, der noch „irgendetwas“ schreibt oder ob ich mich nach einem Fotopass erkundige. Die Wahl fiel dann auf letzteres und so weist dieser Bericht im Vergleich zum letzten Jahr eine kleine Galeria auf. Auch nicht schlecht, oder? Seht diesen Bericht ein bisschen als Einstimmung auf das in wenigen Wochen stattfindende Amphi Festival in Kรถln und natรผrlich auch auf das M’era Luna in Hildesheim. Von beiden Festivals wird es in diesem Jahr Berichte geben – schneller verรถffentlicht und mit einer geplanten Neuerung. Organisation ist alles: Manchmal ein bisschen Glรผckssache und manchmal zum Glรผck durch liebe Menschen erst mรถglich. Lange Einleitung, aber das musste mal gesagt werden. Ich lege dann mal los…
In diesem Jahr was das WGT kein Heimspiel fรผr mich, da ich gut 500km von meiner ostdeutschen Heimat entfernt die Reise antreten musste. Es war ein warmer Donnerstag, gepackt hatte ich natรผrlich wie immer auf den letzten Drรผcker und uns erwischte der Stau. Mit uns meine ich den Mann, der fรผr depechemode.de in diesem Jahr die Bilder gemacht hat. Mutig war er ja schon, wie er mit seinem wenige Tage alten Fahrzeug vor meiner Tรผr aufschlug, wohlwissend, dass es in den nรคchsten Tagen in Glitzer und meinem Zettelchaos versinken wรผrde. Die Fahrt gestaltete sich als eine Art Ewigkeitsreise, da wir im Stau landeten und so das Feuerwerk im Belantis verpassten. Halbwegs unbetrรผbt darรผber, aber glรผcklich das Sofa einer Freundin als Schlafmรถglichkeit zu haben, landeten wir kurz nach 23 Uhr am Donnerstagabend in Leipzig. Der Freitag begann mit einem Frรผhstรผck, fรผr mich mit zu erledigenden Terminen im Heimatsektor und ein wenig aufhรผbschen, bevor wir zum Viktorianischen Picknick aufbrachen.
Ich gebe zu, mich hatte es noch nie in den Clara-Zetkin-Park verschlagen und so war ich an jenem Nachmittag reichlich neugierig, was mich wohl erwarten wรผrde. Neben zauberhaft zurecht gemachten Pรผppis, unsagbar toll geschminkten Anwesenden, reichlich Schaulustigen, Menschen in Ponykostรผmen (Wer mir logisch erklรคren kann, was ein Pet Play auf einem Picknick verloren hat, bekommt von mir ein Eis!) und allerliebst zurechtgemachten Kindern, huschten vor allem die Fotografen in Scharen umher, um mรถglichst viele nett zurecht gemachte Gestalten zu erwischen. Nicht ganz so meins, ein wenig mehr Ruhe hรคtte ich besser gefunden, aber WGT ist eben teilweise auch eine Schlacht um das beste Fotomotiv. Da kann man nichts machen.
Vom Picknick ging es direkt in den Kohlrabizirkus, wo Patenbrigade: Wolff spielten. Das Electrotrรผppchen mit dem riesigen Partyfaktor hatte natรผrlich wieder reichlich Baustellendeko und Mitgrรถlsongs im Gepรคck. Schon am Nachmittag herrschte also ausgelassene Stimmung und mit breitem Grinsen wurde seitens des Publikums der Hopfensaft aus dem Rohr der Baustellenmitarbeiter getrunken. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der eine oder andere nicht auch seine Kleidung in Bier ertrรคnkt hat. Egal, wie heiรt es doch in einem Lied der Band? „Der Brigadier trinkt Bier“. (Der geneigte WGT-ler รผbringens auch ganz gern). Ich kann jedem nur wรคrmstens empfehlen sich mindestens einmal im Leben die Brigadisten anzusehen. Was auf Platte vielleicht nur nach Gepiepse klingt, hat live einen richtig hohen Spaร- und Unterhaltungsfaktor.
Gefolgt von Xavier Morales und Ruined Conflict aus den USA, wurde es zeitweilig sehr futurepoppig im Kohlrabizirkus. Ja, der liebe Xavier klingt ein wenig wie VNV Nation. Die Vergleiche machten um mich herum wieder die Runde. Wer aber genau hingehรถrt hat, konnte eine Entwicklung in seinen Songs hรถren. Nicht mehr nur Futurepop sondern Electropop mit Gitarrenklรคngen bot der sympathische Sรคnger dar und zeigte so, dass er viel mehr als nur ein VNV Abklatsch ist. So schnell kann man die Meinung der Leute รผber sich und sein Schaffen aber auch nicht รคndern, daher wird er wohl noch ein wenig mit den Vergleichen leben mรผssen bis alle das aktuelle Album „A Voice For The Voiceless“ durchgehรถrt haben.
Mein Glitzerkollege Henric de la Cour wartete dann schon im Alten Stadtbad, der fรผr mich schรถnsten Location des Festivals. Und wรคhrend ihm Glitzer aus dem Gesicht fiel, ich ihm gedanklich dafรผr applaudierte und im Fotograben sich die franzรถsische Fotokollegin grinsend รผber schimmernde Krรผmelchen freute, ihre andere weibliche Grabengesellschaft eher zu knirschen begann, spielte Herr de la Cour ein unsagbar gutes Konzert. Gรคnsehaut bei „Dracula“, wo wirklich der komplette Saal anfing mitzusingen inklusive. Perfeckte Mischung aus Sound, Songauswahl und Licht im Alten Stadtbad machten den Auftritt des Schweden und seiner Band zu einem wundervollen Abendabschluss, bevor es auf die Partypiste in die Moritzbastei ging.
Der Samstag begann leicht angeschlagen nach einer durchfeierten Nacht in der Moritzbastei. Lange wach sein, viele Konzerte sehen, Umarmungen geben und mit zwei der Lieblingsmenschen einfach nur da sitzen und quatschen bis es schon fast hell wird, fรผhrte dann doch zu leichten Augenringen. Verstรคndnisvolle Gastgeber sorgten fรผr Kaffee und leckere Brรถtchen, damit wir den kommenden Konzerttag รผberstehen konnten.ย Am frรผhen Nachmittag verschlug es uns ins Tรคubchenthal ins wunderschรถne Plagwitz (Wer noch nie da war: Den Karl-Heine-Kanal mรผsst ihr gesehen haben und auch die kleinen Cafรฉs und Bistros sind einen Aufenthalt wert), um Sigue Sigue Sputnik anzugucken. Mit so viel Andrang hatten wir nicht gerechnet und so quetschten wir uns durch den Eingangsbereich, bis vor zur Bรผhne. Die Band hat an Skurillitรคt und Wow-Faktor in all den Jahren nichts verloren. Bunte Federn auf dem Kopf, wild geschminkt, Nietenkleidung und dazu Wave-Klรคnge: Was will man eigentlich an so einem Samstag mehr zur Erรถffnung sehen? Martin Degville kann es jedenfalls noch. Ihr fragt euch was? Einfach alles! Ich habe selten ein sofortiges Gute-Laune-Gefรผhl gehabt nachdem ich mich durch eine Menschenmasse gequetscht hatte, durch die positive Ausstrahlung der Band, ihren Klang und diese kunterbunte Mischung auf der Bรผhne konnte aber auch gar kein Grummelzustand aufkommen.
Nicht um zu trinken, sondern um Synthiepop zu hรถren, zog es uns in die Absintherie Sixtina. รberraschungsgรคste aus Dresden waren angekรผndigt und bereits am Freitag war klar, dass es Versus sein wรผrden, die auch im vergangenen Jahr an selber Stelle gastierten. Mit reichlich Soundproblemen hatten Andrรฉ Steinigen und seine Bandkollegen zu kรคmpfen. Das lag wohl auch an der fรผr Konzerte einfach nicht ausgelegten Anlage und den Boxen. Im vergangenen Jahr im Innenhof klang der Auftritt jedenfalls nicht so quietischig und knarksend. Die gute Laune blieb und Sรคnger Andrรฉ versuchte wegzulรคcheln, was noch wegzulรคcheln war. Auch er schien ein wenig gestresst ob des Boxenproblems. Mit dem neuen Album, was derzeit produziert wird und ganz viel Wodka-Ahoi (Bandmottogetrรคnk) werden die kommenden Auftritte wieder viel besser, da bin ich sicher!
Und schwupp, ab ins alte Landratsamt. Beim Warten auf eine Freundin liefen mir bekannte Gesichter aus den Halberstรคdter Sandsteinhรถhlen entgegen, begrรผssten mich mit „Wir haben jetzt auch Glitzer dabei“ und verzuckerten mir so meinen frรผhen Abend. Es ist schรถn, wenn man andere Menschen mit ein bisschen Kindlichkeit anstecken kann. Geglitzert wurde dann bei Reaper allerdings nicht, sondern fleiรig geschwitzt und gehรผpft. Wรคhrend sich der bandeigene Grieche im Hintergrund fast schon versteckte und seinem ekstatischen Kollegen Gregor Beyerle den Vortritt lieร, hรผpfte eine Masse aus Cyber-Goth und Electrofans zu Songs wie „X-Junkie“ oder dem im letzten Jahr erschienenen „Der Schnitter“. Gregor Beyerles Energie war einfach ansteckend und sein Grinsen reichte wohl noch fรผr Vasi Vallis mit, der konzentriert an Keyboard und Reglern starrt. Es bleibt nur den beiden maximalen Erfolg und viel Spaร auf der Herbsttour mit Project Pitchfork zu wรผnschen. Reiรt die Hรผtte ab, so wie ihr das im Landratsamt getan habt!
Ja, so ein Samstag kann stressig werden. Vor allem, wenn der geneigte Fotograf als Stage-Fotograf bei DIE KRUPPSย zugesagt hat und zum Briefing muss. Wenn dann noch die seit einer gefรผhlten Ewigkeit bestehende Sperrung des Direktweges von der Leipziger Innenstadt zur Agra dazu kommt, macht man schon ein langes Gesicht. Zum Briefing haben wir es pรผnktlich geschafft und nach einer Runde Setlisten abschreiben, ging es dann fรผr mich und die Fotoleute in den Bรผhnenbereich. Ziemlich episch ist es, wenn deine Freunde wissen, dass du dich hinter einem der Banner rumtummelst und sie einfach mal durch die komplette Agra deinen Namen brรผllen. (Leute, ihr habt echt keine Schamgrenze, aber ich liebe euch trotzdem <3) Jรผrgen Engler war in richtig guter Laune und das trotz Flug von Austin nach Deutschland und Reise von Dรผsseldorf nach Leipzig. Ich glaube, ich habe ihn auch noch nie mit mieser Laune erlebt. Nils und Marcel gaben an den Saiteninstrumenten alles und auch der neue Drummer schien sein Handwerk besser zu verstehen als sein Vorgรคnger. „Der Amboss“ sorgte fรผr umfassende Pogorunden im Frontbereich des Publikums und „Wahre Arbeit, Wahrer Lohn“ wurde frenetisch gefeiert. รber das Ende des Konzertes mit einer massiven Gitarrenzerschmetteraktion kann man geteilter Meinung sein. Die einen taten es als trashige Achtzigeraktion ab, die anderen freuten sich รผber die kleinen Teile, die sie erhaschen konnten und wieder andere waren einfach nur geschockt. Auf jeden Fall gab es umfassende Diskussionen zu dieser Aktion, PR-Ziel mehr als erfรผllt, oder?
Fรผr mich hieร es an dieser Stelle: Feierabend! Und somit mit meinen durch die Agra brรผllenden Leuten noch eine Runde tanzen in der Agra 4.2, wo es nicht nur umfassend Pfeffi gab, sondern mit gestiegenem Alkoholpegel auch ein flummiartiges Hรผpfen meinerseits zu Harsh-Electro-Klรคngen. Das Kopfweh am nachfolgenden Tag war es absolut wert!
Mehr Fotos findet ihr bald in der hier angelegten Galerie. Heute ging die Bilderfestplatte unseres Fotografen sterben. Wenn ihr mรถgt, gebt ihm doch auf Facebook ein Like, weitere Bilder reicht er nach, sobald die Technik wieder mitspielt.
รbrigens gibt es die Electro-Beitrรคge auch auf Facebook? Wusstet ihr noch nicht? Wird aber Zeit, sonst verpasst ihr noch was!
Lieber V.N. :)
Ich biete dir hiermit an, alles was dich stรถrt in einer Mail zusammen zu fassen und mir mit Anmerkungen, Hinweisen und Verbesserungsvorschlรคgen versehen zuzusenden.
Meine E-Mail-Adresse ist: josie@depechemode.de
Dann hab ich das zusammengefasst und kann es als Komplettfassung lesen :)
Gerne kannst du dich auch am Amphi-Bericht als Gastschreiber beteiligen. Meld dich bitte.
An den Rest, ich gebe zu, Flรผchtigkeitsfehler unterlaufen mir auch. Und es ist als Momentaufnahme gedacht. Abhandlungen schreiben so viele, ich mag die Ich-Perspektive bei Festivalberichte, weil sooooo viel passiert, so viele Kleinheiten, Feinheiten, lustige Momente, Zusammentreffen, die man in einem Sachlichkeitsbericht gar nicht unter bekommen wรผrde. Ein Festival lebt von den Besuchern und deren Erlebnissen, gerade die Zwischensequenzen halte ich fรผr wichtig, um das Gefรผhl einer solchen Veranstaltung transportieren zu kรถnnen. Wer mir an dieser Stelle eine gewisse Abgehobenheit unterstellen mรถchte, darf das gerne tun, ich sehe es eher als Stilmittel :)
......nicht schlecht.....
Dein Bericht liest sich wie eine Momentaufnahme….wie ein unverstelltes Bild…..finde ich gut. Jedoch habe ich einige Rechtschreibfehler gesehen oder waren es Flรผchtigkeitsfehler??? Das wird beim nรคchsten Mal garantiert besser. Das wichtigste ist ….lass Dich von unserer Kritik nicht aus der Bahn werfen. Im Gegenteil. Sie soll Dich ermutigen, besser und „lauter“ zu werden.
Ist auch echt voll episch, wenn deine Freunde deinen Namen durch die komplette agra brรผllen. Die haben keine Schamgrenze. Sie brรผllen deinen Namen! Und du tummelst dich hinter dem Banner, wรคhrend Nils und Marcel alles geben.
Aber ihr tanzt nachher alle. Die, die deinen Namen brรผllen, und du, die hinter dem Banner lรผmmelt. Ja, was wรคre das Festival ohne dich? Und wer das nicht versteht hat schlechte Laune, es regnet auch so viel.
Toller Beitrag! Der beste seit Langem! Du bist toll! Ich brรผlle deinen Namen! Aber ich schรคme mich nicht!
Mach weiter so!
@V.N.
Wenn du eher auf flache und eintรถnige Schreibe stehst (so scheint es), dann lebe das doch gern mit dir allein aus und belasse es dabei :) Wenn du Frust spรผren solltest, gibt es auch andere Lรถsungen fรผr dich, als andere Leute mit deinem negativen und รผberflรผssigen Mรผll zu belรคstigen. Hol dir die Popcorn oder Bild, da stehen auch ganz tolle Berichte die dir vielleicht eher zusagen :)
Endlich mal Frisch
Endlich mal ein erfrischender Bericht und keine Aneinanderreihung Chronologischer Vorfรคlle wie bei der Aufnahme eines Unfallhergangs. Lustiger Hasskommentar betreffend „Praktikantin“. Absolut nicht sachlich sondern schon fast ein persรถnlicher Angriff auf den Journalisten.
Da bekommt jemandem der verregnete Sommer nicht und er mag Menschen, die sich รผber Kleinigkeiten freuen und Spaร haben kรถnnen nicht so ;)
Ich wรผnsch dir trotzdem ne tolle Festivalsaison! Und ein schรถnes Wochenende!
"Mein liebes Tagebuch"?
Ist das die neue 15-jรคhrige Praktikantin von dm.de oder warum liest sich das wie das wie das selbstverliebte Geschreibsel einer Gรถre und nicht wie eine Konzertrezension? Glitzi Glitzi! Passendere รberschrift wรคre „Liebes Tagebuch…“