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Trentemøller – Fixion

/ 1 Kommentar

Album Nummer Vier, Großtat Nummer Vier. Dessen können sich wohl nur wenige Künstler rühmen. Anders Trentemøller schon. Und jedes Mal ist man geneigt auszurufen: Jetzt ist er auf seinem Karrierehöhepunkt angekommen!

Vor fast genau zehn Jahren war es, als uns das Debüt „The Last Resort“ umwarf. Kaum jemand hatte es bis dahin vermocht, Techno (und der war das damals noch, zumindest auf weiten Strecken, auch wenn „richtige“ Songs und Pop bereits zart ihr Köpfchen hoben) so viel Wärme zu entlocken. Mit „The Great Wide Yonder“ trieb der Däne seine atmosphärischen Sounds dann ein Stück weit in die psychedelische Wüste hinaus, um dann mit „Lost“ noch mehr wohlig-düstere Eingängigkeit in die nunmehr von zahlreichen Gastvokalisten bevölkerten Nebelwelten zu bringen.

Und nun? Hat er vielleicht häufiger mal „Drive“, das Meisterwerk seines Landsmannes Nicolas Winding Refn, gesehen? Ist er tiefer in die dunklen Soundwelten der frühen 80er (und späten 70er!) eingetaucht? Hat er sich ausgiebig dem Studium des Postpunks und der Musik Joy Divisions (und New Orders in ihren Anfangstagen) gewidmet? Könnte alles sein und Gründe für dieses suchterzeugende „Fixion“ liefern.

Gaststimmen erklingen zwar wieder auf immerhin sieben der 12 Tracks, aber die Anzahl der Gäste ist deutlich reduzierter (wie der Sound eben auch) – die treue Begleiterin Marie Fisker darf viermal ran, Jehnny Beth (von den Savages) zweimal und Lisbet Fritze (von Giana Factory) einmal. Das sorgt für ein kongruenteres Album, das man eigentlich stets in seiner Gesamtheit hören sollte.

Trentemøller: River In Me

Da mochte die enorm poppige Vorabsingle „River In Me“ noch darüber hinwegtäuschen, doch grundsätzlich geht es Trentemøller eigentlich immer mehr um die Atmosphäre. Und die ist hier eben wie für uns Kellerkinder gemacht. Die zweite Single, das kaltwellige „Redefine“, stellt das schon deutlicher heraus. Und auf dem Rest des Albums kann man sich nun in nahezu jeden weiteren Track verlieben. Vom minimalistischen Start mit „One Eye Open“ und „Never Fade“, nach denen man sofort Joy Division und The Cure auf die Referenzenliste malt, über instrumentale Feinarbeiten wie „Sinus“ und „Phoenicia“ und genannte Singles bietet die erste Hälfte bereits reichlich Klasse.

Doch so richtig zum Meisterstück gerät das Album durch seine B-Seite (wie wir alten Säcke das nennen, wobei das ja nicht mehr stimmt, denn heutzutage ist so etwas Doppelvinyl, und wir haben somit die C- und D-Seite, aber wir schweifen ab…). Da wabert erst „My Conviction“ düster durch stoisch geklopfte Retrowelten, in die man sich einmummeln möchte. Dann träumt man sich mit „November“, dem vielleicht ganz heimlichen Albumhöhepunkt vollends weg, bevor „Spinning“ mit seinen Bässen von innen den Magen wieder aufweckt und das geradlinige „Circuits“ die Stroboskope flackern lässt. In „Complicated“ singt sich Jehnny Beth in Siouxsie-Sphären hinauf/hinab, und schließlich beendet „Where The Shadows Fall“ diesen großen Wurf angemessen. Zauberhaft!

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4.5/5)

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P.S. Trentemøller auf Tour:
01.02.17 Köln – Essigfabrik
04.02.17 Berlin – Astra
21.02.17 Zürich – Kaufleuten
22.02.17 München – Freiheizhalle
23.02.17 Hamburg – Markthalle

Trentemøller: Redefine

www.trentemoller.com
www.facebook.com/trentemoller

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

1 Kommentar

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  1. Das ist...

    70er / Anfang 80er Synthpop der Extraklasse ohne das auch nur eine Kleinigkeit aufgewärmt, kopiert oder imitiert wirkt. Weit entfernt von heutzutage versuchten Industrial / Düsterrock der immer das einundselbe ist.

    Es geht also doch die alten Zeiten heute GANZ NEU weiterzuführen.

    DM nehmt euch ein Beispiel!!!

Kommentare sind geschlossen.

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