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T.Raumschmiere – I Tank U

traumschmiere_tankDa hat uns der Marco Haas aber ganz schön getäuscht. Wer anhand der Vorabsingle „E“ dachte, die T.Raumschmiere würde sich mit dem neuen Album in Richtung vergleichsweise entspannter Bereiche des geradlinigen Techno entwickeln, der sieht sich gehörig getäuscht. Mit „I Tank U“ werden stattdessen erneut Maßstäbe in Hinsicht Brachialität und Vielfalt gesetzt.

T.Raumschmiere stammen aus dem Techno-Sektor, was auch das Debüt „The Great Rock’n’Roll Swindle“ zeigte. Doch spätestens auf dem vielbeachteten „Radio Blackout“ (2003) war darüber hinaus eine deutliche Vorliebe für Rockmusik, wenn möglich, laut und dreckig, zu erkennen. Stücke wie „Monstertruckdriver“ oder „Querstromzerspaner“ fuhren mit massivem Druck in Ohren und Beine. „Blitzkrieg Bop“ setzte die Rockwerdung fort und übertrieb sie fast etwas, während die „Random Noize Sessions Vol. 1“ diverse Reste veröffentlichten und überraschend ambient daherkamen. Daneben legte Marco Haas viel auf und machte sich als Remixer (u.a. als Teil des Shrubbn!!-Duos und mit Mixen z.B. für Dave Gahan oder Goldfrapp) einen Namen.

Nun heißt es also gewohnt wortspielerisch „I Tank U“ und kommt angerauscht wie der Panzer, der dem fliehenden Durchschnittshörer durch den Notausgang hinterherbrettert (freie Auslegung des Albumcovers). Und zusammen mit Produzent Moses Schneider (Beatsteaks, Tocotronic) und zahlreichen Gästen wurde in Berlin ein elektronisch rockendes Brett zusammengezimmert.

Los geht es noch mit einem der entspannteren Tracks. Das instrumentale Titelstück knarzt dynamisch voran und lässt Tanzbeine fröhlich wippen bis stampfen. Doch mit wippen ist dann erstmal Ende. „The Front Row Is Not For The Fragile“ heißt es und so ist das auch gemeint. Herr Haas singt selbst, Sounds und Gitarren rocken und Marilyn Manson erblasst (sofern schminktechnisch möglich) vor Neid. Danach einer von vielen Richtungswechseln. Die Puppetmastaz machen aus dem elektrisch stampfenden „Animal Territory“ einen HipHop-Bastard.

Luft! Die wird (kurz) gewährt. „111 kg DNA“ (ein weiterer dieser originellen Songtitel) lässt mit Barbara Panther weibliche Vocals und streckenweise richtigen Gesang zu. Ein Stück, zwar auch mit Störsounds, aber immerhin mit ein paar ruhigen Momenten. Bevor es mit „Crack A Smile“ wieder in Manson-Gefilde geht. Denen wiederum das bereits erwähnte „E“ folgt. Repetitiv, direkt für den Club gemacht. Danach tritt man mit Gene Serene das „Pedal To The Metal„, allerdings eher so bis zur Mitte. Ein sehr elektronisches Stück mit verschlepptem Beat.

Auf „Untilted“ treffen wir mit Warren Suicide Labelkollegen (und hier kürzlich Album-des-Monats-Gekrönte). Schräges Stück. Zeit für ein bisschen Remmidemmi. Und siehe da, Deichkind und die Crack Whore Society (Marco Haas‘ Punkband) duellieren sich bei „Brenner“ direkt am Tresen, nein, wohl eher darauf (und am nächsten Morgen darunter). Mitreißend! Da kann auch der belgische Gast Tim Vanhamel (dEUS, Millionaire) nur fragen: „What Are You Talking About?“ Und weil man bei dem Lärm nichts versteht, schreit er die ganze Zeit. Jetzt sind wir aber auch durch mit uns, dem verschwitzten Hemd und der Welt an sich. Noch eine „Nuclear Bedtime Story„, atmosphärisch gehaucht von Lilian Hak und spukigen Sounds und dann Gute Nacht, Marie!

Will meinen: Ein spannendes Album, das man nicht immer und überall hören kann und möchte. Aber eines, das viel Spaß bringt, einen auf- und ordentlich durchrüttelt. Und sicher auch den Nachbarn erfreuen wird.

(Addison)

P.S. Wer meint, die Vocals stören nur, die Sounds sind an sich klasse genug, sollte versuchen, die limitierte 3-LP-Fassung zu ergattern (auf 180 g Vinyl), da gibt es die Instrumentale dazu.

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www.t.raumschmiere.com
www.myspace.com/traumschmiere

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

3 Kommentare

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  1. … wie gewohnt guter Stoff von Herrn Haas. Es rockt!

    ich kann das Album nur empfehlen …

    btw. gibt es die Instrumentals auch auf CD, wenn man sich die limitiere Edition bestellt zb. im labeleigenen Store.

  2. Hey Ho,
    sehr gute krasse Sounds und Vermischung von Geschmack,zum „Startklarmachen“ fürs „Wochendepartymachen“ echt cool;-)!
    Gruß DocMatyl

Kommentare sind geschlossen.

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