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Im Electro-News-Interview: Sono

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Sono - Panoramic View Am 05.10. haben Sono ihr ausgezeichnetes drittes Studioalbum „Panoramic View“ veröffentlicht. Grund genug, den Jungs einmal auf den Zahn zu fühlen. Sänger Lennart A. Salomon beantwortete unsere Fragen.

Nach Eurem brillanten Debüt „Solid State“ gab es ja diverse Probleme vor der Veröffentlichung des Nachfolgers und „Off“ hinterließ auch als Album (trotz einiger Highlights) gemischte Gefühle. Mit „Panoramic View“ habt Ihr meiner Meinung nach wieder zur Klasse des Debüts zurückgefunden (mindestens), obwohl das neue Album ganz anders klingt. Wo würdet ihr „Panoramic View“ einordnen, auch im Vergleich zu seinen Vorgängern?

Panoramic View ist ein Album, das auf sehr angenehme Weise entstanden ist und auch sehr routiniert – in positivster Weise. Wir mussten uns nur auf die Musik konzentrieren und nichts anderes. Das war eine sehr angenehme Erfahrung, und so hatten wir auch den Kopf frei, um Dinge auszuprobieren und uns von der Musik leiten zu lassen.

Ein erstes Album ist natürlich etwas extrem Spannendes und Besonderes, das zweite Album war bei uns sehr überschattet, hat aber trotzdem schon den Entwicklungsschub gezeigt, und jetzt sind wir sicherer und haben ein würdiges drittes Werk hingelegt – es klingt natürlich immer sehr nach Promotion, wenn man sein neues Album als das Beste beschreibt, aber es ist das Homogenste, das wir bisher gemacht haben.

Wie läuft bei Euch das Songwriting ab, Ihr kommt ja musikalisch durchaus aus recht unterschiedlichen Bereichen, wie sich auch an Euren persönlichen Lieblingen (von Depeche Mode bis zu den Beatles) zeigt? Hat sich an der Art, wie die Songs geschrieben und produziert werden, etwas geändert über die Jahre?

Bestimmte Arbeitsweisen haben sich gefestigt und verfeinert, so zum Beispiel, dass Martin und Florian sich zu zweit an Stücke ransetzen und ich sie dann im zweiten Schritt bekomme und anfange, eine Gesangsmelodie darauf zu komponieren. Oder eben andersrum, dass ich mit einem Song ankomme, den ich nur mit Akustik Gitarre aufgenommen habe und Martin und Florian anfangen, den auszuproduzieren.

Diesmal haben wir aber auch zusammen gejammt, zu dritt Ideen entwickelt und bis zum Ende der Produktion alles zusammen gemacht. Das wäre vorher noch nicht möglich gewesen, glaube ich.

Das neue Album klingt streckenweise mehr nach den 80ern als zuvor, ohne dass es jedoch rückwärtsgewandt wirkt. War diese Richtung von vornherein beabsichtigt?

Nein. Wir haben uns kein Korsett aufgezwungen und kein Konzept-Album machen wollen. Wir haben einfach angefangen zu komponieren und aufzunehmen und dieser Sound kristallisierte sich einfach heraus.

„All Those City Lights“ ist mit seinem Tempo und seiner Geradlinigkeit sicherlich eine gute Single-Auswahl. Das Video passt auch gut zum Text (Geht es darin eigentlich u.a. um die Wirkung, die das nächtliche Hamburg auf einen haben kann?), ich habe es aber leider bislang nie im TV sehen können. Zum Thema Qualität des Musikfernsehens in Deutschland muss man sicherlich kaum noch etwas sagen (ähnliches gilt ja auch für die meisten Radiosender), ärgert Euch das trotzdem?

Ich würde lügen, wenn ich nein sagen würde. Es ist einfach traurig zu sehen, welche Bands und Projekte Rotationen bekommen und welche dafür zurückstecken müssen. Sobald man aus dem Studio raus ist und mit einem fertigen Album dasteht, geht das Format-Gerede los: „das ist zu poppig“, oder „das ist aber zu melancholisch“ und so weiter. Man kann es keinem Sender Recht machen, und deswegen bekommt man auch immer dasselbe im Radio und TV zu hören. Manchmal macht einen das einfach müde.

Im Song geht es übrigens nicht nur um Hamburg, aber um eine große, oder einfach fremde Stadt und die Wirkung, die sie auf einen haben kann.

Der Instrumentalpart von „Always Something Missing“ ist stark, war der von Anfang an dabei oder wurde er erst später hinzugefügt? Gleiches gilt auch für das Ende von „Your Favourite Place“.

Danke. Freut uns, dass die Parts auch gut ankommen. Die Parts sind nicht von Anfang an da gewesen. Das ist beim Schreiben entstanden. Manchmal schreibt man einen Song (oder nimmt ihn auf) und dann kommt man an einen Punkt, wo man etwas hört, was noch gar nicht da ist. So esoterisch das klingt, aber das gibt der Song einem vor, nicht umgekehrt. Und so „mussten“ diese Parts an den jeweiligen Stellen einfach kommen.

Die Gitarre ist wieder sehr gut integriert, ohne dominant oder überflüssig zu sein (nur bei „Carry On“ gefällt mir irgendwie die elektronische Strophe deutlich besser als der rockige Refrain). Die Gitarrenparts sind alle von Lennart, oder?

Ja. Diesmal haben wir tatsächlich alles alleine gemacht. Alle Instrumente, die ihr hört, wurden von uns dreien gespielt.

„Stuck In The Middle“ wirkt textlich so ein bisschen wie eine aktuelle Zustandsbeschreibung sowohl Eurer Position als auch des Musikgeschäftes im Allgemeinen. Wie steht ihr dazu?

Der erste Teil deiner Frage stimmt genau. Es ist eine Beschreibung unserer Situation. Wir haben von Anfang an zwischen den Stühlen gesessen und diesmal waren wir endlich so weit, daraus eine Stärke zu machen und keine Schwäche. Also haben wir es erstmal in einem Song verarbeitet. Du kommst dann schnell zurück an deine Frage zum Thema Radio und Musikfernsehen. Früher waren wir dem Radio zu „dancig“, jetzt werden wir gefragt, warum wir auf einmal so bandmäßig klingen. Wir machen jetzt einfach unser Ding. Wir sind Sono und klingen wie Sono. Und das ist auch gut so.

Die Texte sind ja generell kein Hort der Fröhlichkeit (Gut so!). Wer sind eigentlich die „Too Many Madmen“? Und muss man sich nach „Dear Body“ Sorgen um Eure Gesundheit machen, lässt der Song gar auf Euren Lebenswandel schließen?

„Dear Body“ habe ich geschrieben, als es mir tatsächlich nicht besonders gut ging. Aber Sorgen muss man sich trotzdem nicht unbedingt machen. Als Songschreiber ist man ja nie an die Wahrheit gebunden und kann immer noch etwas dazudichten, oder weglassen. Das ist ja das Schöne daran.

So auch bei „Too Many Madmen“. Geh einfach mal eine halbe Stunde in der Stadt spazieren und nimm auf, was um dich herum passiert. Dann wirst du schnell wissen, wer gemeint ist.

Ein absolutes Highlight ist m.E. „Someday“. Wie seid Ihr auf die Idee verfallen, ausgerechnet „Lullaby“ (vielleicht einer der besten Songs von The Cure) eine Art Frischzellenkur zu verpassen? Mit solchen Klassikern kann man sich ja auch schnell übernehmen. Ein Freund von mir lässt die Frage ausrichten, ob Lennart sich dann auf den Konzerten auch mit weißgeschminktem Gesicht und blutroten Lippen in ein Bett mit Spinnweben legt? ;-)

Auf jeden Fall. Ich habe meiner Freundin schon den Lippenstift geklaut.

Martin hatte diese Idee schon relativ lange und hat immer gedacht, dass man den Titel doch mal verwenden müsste. Wir haben es dann einfach ausprobiert. Und siehe da: es funktioniert. Wobei wir den Song so geschrieben haben, dass man das Sample auch einfach weglassen könnte. Wir wollten weder eine platte Coverversion, noch einen Song produzieren, der nur aufgrund eines Samples funktioniert.

Aber das Gitarrenlick ist einfach toll und so haben wir uns die Freiheit genommen, es einfach zu tun. Wir haben ja auch die rechtliche Freiheit von The Cure bekommen. Insofern hat das auch alles seine Richtigkeit.

Apropos Live: Ihr seid ja als sehr dynamische und mitreißende Liveband bekannt. Gibt es besondere, neue Ideen auf der aktuellen Tour? Besteht die Möglichkeit, Euch mal wieder mit ergänzenden Musikern zu erleben? Einige der neuen Stücke rufen geradezu nach einem Live-Schlagzeug.

Einige Songs haben ja sogar echtes Schlagzeug mit drin. Wir spielen immer wieder mit dem Gedanken, mal wieder weitere Live Musiker mitzunehmen. Aber das ist mehr Aufwand, als man glauben mag. Insofern sind wir erstmal weiterhin zu dritt unterwegs. Aber der Schritt zu einer Vergrößerung der Band ist einer, von dem wir nicht mehr weit entfernt sind.

Da Eure Liveversionen oft sehr anders klingen als auf Platte, fast wie Eigenremixe zum Teil, wäre doch ein Livealbum sicher eine Idee, oder? Man könnte das ja auch über das Internet (über Eure Homepage z.B.) vertreiben.

Es gibt schon ein Live Album von uns. Bei iTunes und musicload gibt es das Album „Live in Cologne“ zu kaufen. Es ist zwar eher eine EP als eine LP und von der ersten Tour, aber mit 3 Gastmusikern.

Aber es wird bestimmt noch ein weiteres Live Album kommen.

Zum Thema Remixe: Ihr habt ja schon verschiedenste Künstler geremixt. Wen würde Ihr gerne noch remixen? Und, andersherum, was sind Eure persönlichen Favoriten auf Eurem „Rmxd“-Album, wo sich sehr unterschiedliche Künstler auf gelungene Weise an Euren Stücken „vergangen“ haben?

Es ist immer spannend, Bands zu remixen, die nicht direkt aus dem selben Umfeld kommen wie wir. Also Rock Bands zum Beispiel. Radiohead zu remixen wäre zum Beispiel extrem reizvoll.

Auf RMXD sind zu viele und zu unterschiedlich Remixe, um zu sagen, welcher der Beste ist. Die Stilpalette, die auf dem Album ist, finde ich persönlich so großartig, dass ich das Gesamt-Ding sehr spannend finde. Aber ein Highlight ist auf jeden Fall der Bodzin/Huntemann Mix von „Blame“!

Zum Schluss noch: Was hört Ihr aktuell für Musik, was rotiert im Tourbus von Sono?

Momentan rotiert bei uns eine Platte, die schon 2005 erschienen ist, aber die ich jetzt gerade erst entdeckt habe: „The Dissociatives“ mit dem Album „The Dissociatives“. Das ist ein Projekt vom „Silverchair“ Sänger Daniel Johns und Paul Mac.
Es ist eine im weitesten Sinne elektronische Platte, hat aber auch sehr viele akustische Elemente und ist sehr schwer zu beschreiben. Ein absolutes Meisterwerk, meiner Meinung nach, weil ein guter Song nach dem anderen kommt. Diese Platte würde ich jedem empfehlen!

(Das Interview führte Addison.)

Sono live:
13.10. – Freiberg, Tivoli
14.10. – Hamburg, Knust
21.10. – Berlin, Magnet
26.10. – Nordhausen, Alte Weberei
27.10. – Parchim, Flame
02.11. – Koblenz, Agostea
10.11. – Katowice (Polen), Mayday
24.11. – Rostock, Theater des Friedens
29.11. – Krefeld, Kufa
01.12. – Zwickau, BPM-Club
08.12. – Weißenfels, Club Plan B

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www.sono.fm
www.myspace.com/sonomusic

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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