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Eine Neue Welle!

Review: Drangsal – Harieschaim

31 Minuten und eine Sekunde. Mehr braucht es manchmal nicht für ein Meisterwerk. Also die Zeit, das Blut, die Spucke und die sonstigen inneren und äußeren Flüssigkeiten, die der junge Künstler für dessen Schaffung aufwenden musste, mal nicht eingerechnet.

Max Gruber haben wir ja hier bereits vorgestellt und mit ihm auch im ausführlichen Interview über alles Mögliche gesprochen, vor allem aber über seine Musikvernarrtheit und sein Wesen, alles, was ihn begeistert, schwammartig aufzusaugen. Und das hört man diesem umwerfenden Debüt auch in jedem Moment an, vor allem hinsichtlich der vom Maxe zugegebenen (The Smiths, Morrissey, XTC, Prefab Sprout, Echo & The Bunnymen) und nicht zugegebenen (Joy Division, The Cure) Einflüsse.

Dass „Harieschaim“ (für Herxheim, die Heimat Grubers) bei all dem eindeutigen Willen zu den 80ern topmodern und eigenständig klingt, ist eine große Leistung – für die man sicherlich auch Produzent und Freund Markus Ganter (Sizarr) Dank aussprechen muss. Doch krempeln wir nun die Hosenkanten etwas hoch und springen mit unseren Docs durch die zehn schillernden Songs (jaja, iTunes hat noch ein paar Exklusivitäten mehr und so…):

Sobald er in der allerorten gefeierten Auftaktsingle „Allan Align“ auffordert: „Align! (to the sound of the drums), Align! (to the beat of my heart), Obey! (to the chimes of the bells)“, wollen wir ihm folgen, willige und begeisterte Nerdlemminge, die wir sind. Und das lässt nicht nach im weiteren Verlauf. In „Der Ingrimm“ erkannte ja der Rezensent in den ersten Takten leichte Ähnlichkeiten zu a-has „Take On Me“, danach biegt das Stück aber dynamisch nach ganz anderswo ab und rockt ordentlich das Haus. Mit dem recht spät in der kreativen Phase des Albumschreibens entstandenen „Will ich nur dich“ (dessen Record-Store-Day-3-Track-Single der Künstler gerade für begrenzte Zeit hier als freien Download verschenkt) ist auch ein deutscher Beitrag auf dem Album, der auf das Interesse der Drangsal an den guten Teilen der NDW und des Deutschpunks verweist (auch die Pflastersteine im Text tun dies) – und davon könnte es zukünftig mehr geben, deutete Gruber an.

Ab Stück Nummer 4 setzt die elektronischere Phase ein. „Hinterkaifeck“, erklärtes Lieblingslied des Künstlers selbst, eigenwilliger Songaufbau, perlende Gitarren, Drumbreak, schimmernde Synthies – wundervoll. Als Kontrast wummert im Anschluss „Do The Dominance“ einen geradlinig-pulsierenden Synthiepophit heraus, den man sofort mitsingen will. Und ein teuflisch grinsender Gruber jubelt dem Hörer zum wiederholten Male textliche Abgründe wie „Ropes hold fast to my sore skin at last, pull me up higher – into purgatorial fire“ unter.

An dieser Stelle des Albums folgt aber ohnehin Hit auf Hit. In „Moritzzwinger“ fährt die Elektronik ordentlich Druck auf, bevor das grandiose „Love Me Or Leave Me Alone“ den Höhepunkt der Eingängigkeit erreicht. Mit „Schutter“, dem jüngsten Stück auf dem Album, wird es wieder kantiger, die Gitarren wirbeln ordentlich Staub auf, während garstige Sprachbilder von Sklavenhütten und Stacheldraht auf Verstörung aus sind, und das anschließende „Sliced Bread #2“ wagt sich gar scheppernd an Industrial-Elemente.

Das kurze, aber opulente „Wolpertinger“ setzt schließlich einen druckvollen Endpunkt unter ein Debütalbum, das sprachlos macht. Vor Begeisterung. Und Mehrwollen. Album des Monats, klar. Aber da sind noch mehr Titel drin.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (5/5)

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depechemode.de präsentiert die Drangsal-Tour:
28.10.2016 Köln – Gebäude 9
29.10.2016 Nürnberg – nürnberg.pop
03.11.2016 Münster – Gleis 22
04.11.2016 Wiesbaden – Schlachthof Wiesbaden
11.11.2016 Stuttgart – Keller Klub
12.11.2016 Dortmund – FZW
18.11.2016 Dresden – GrooveStation Dresden
19.11.2016 Berlin – Lido Berlin
23.11.2016 AT – Salzburg – Rockhouse Bar
24.11.2016 AT – Wien – B72
27.11.2016 CH – Zürich – Amboss Rampe
09.12.2016 Leipzig – Moritzbastei

Darüber hinaus gibt es Auftritte auf folgenden Festivals:

15.05.2016 Leipzig – Wave-Gotik-Treffen
16.05.2016 Essen – PFINGST OPEN AIR Werden
27.05.2016 Augsburg – MODULAR Festival
28.05.2016 Neustrelitz – Immergut Festival 2016
04.06.2016 Mannheim – Maifeld Derby
25.06.2016 Chemnitz – Kosmonaut Festival
15. – 17.07.2016 Gräfenhainichen – Melt! Festival
30.07.2016 Dortmund – Juicy Beats Festival
04. – 06.08.2016 Münster – Auf weiter Flur Festival
12.08.2016 Rees-Haldern – Haldern Pop Festival
19. – 21.08.2016 Hamburg – MS Dockville
24. – 28.08.2016 Köln – c/o pop Festival

www.facebook.com/Drangsal-519599308068019
www.soundcloud.com/diedrangsal

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

2 Kommentare

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    • Meisterwerk ???? Ich glaub ich bin im falschen Film!!!

Kommentare sind geschlossen.

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