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Querbeats – Mit Koop, Local Natives und Gil Scott-Heron

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querbeats Heute mal Querbeats mit relativ wenig Beats, dafür aber durchweg guten Alben. Schwedische Lounge-Jazz-DJs mit einer Best Of, kalifornische Indie-Pop-Newcomer mit sonnigen Chorgesängen sowie ein alter amerikanischer Haudegen hinter schwedischen Gardinen mit einem beeindruckend coolen siebzehnten Album.

Zwei Schweden – Oscar Simonsson und Magnus Zingmark – vermählen seit 1997 Dance mit Jazz, und eine Portion Swing ist auch dabei. Zeit für eine Werkschau.

Man weiß es kaum, aber die beiden sind in Schweden extrem erfolgreich. Und auch darüber hinaus kennt man ihre Musik, meist ohne es zu wissen. Aus Werbespots, Fernsehsendungen und sicher auch zahlreichen Kaffeehäusern, denn genau da passt diese entspannte Loungemusik hin.

Raffiniert werden Orchester-, Band- und sachte Elektroniksounds zurechtgesampelt, dass man eine große Band vermutet, wo doch nur zwei Tüftler im Studio sitzen. Dazu kommen dann noch die Stimmen verschiedener Gastsänger – wie z.B. Ane Brun auf dem Hit “Koop Island Blues”, fertig ist der vertonte Caramel Macchiato.

Eine sehr angenehme Scheibe, die man auch bequem nebenher genießen kann, ohne dass sie dabei zu oberflächlich wäre.

Harmonische, mehrstimmige Jungsgesänge sind wieder in Mode, man frage nach bei den Fleet Foxes oder Mumford & Sons. Auch die kalifornischen Local Natives haben nun ein sonniges Debüt voller hübscher Chöre aufgenommen.

Das ist nun aber nicht alles. Schöne Gesangsstimmen übereinander zu schichten ist schon ein wesentliches Merkmal, doch es kommen auch noch gut geschriebene Popmelodien dazu, verspielte Gitarren – zumeist luftig-leicht, aber dann überraschend auch mal ganz zackig zupackend – und abwechslungsreiche Arbeit in der Rhythmusfraktion.

Überdies schlagen die zwölf Stücke immer wieder unerwartete Schlenker, da wäre der Euphorieschub in “Wide Eyes”, der plötzliche Kraftausbruch in der Single “Sun Hands” oder die süßen Geigen in “Camera Talk” und weiteren Stücken. Und wer die Talking Heads und ihr “Warning Sign” so zauberhaft neu interpretiert, gehört auf jeden Fall zu den Guten.

Ein starkes Debüt, gelassen, melodisch, gute Laune verursachend.

Von wegen neu hier. Der Mann wird allerorten als Großvater des Rap bezeichnet, hat mittlerweile bereits 60 Jährchen auf dem Buckel und bekam letztens im Gefängnis auf Rykers Island (jaja, die Drogen) Besuch aus London.

Richard Russell, Chef von XL Records, wollte unbedingt eine Platte mit der Sprechgesangslegende aufnehmen und hat nun mit dieser zuammen eine sehr spezielle Mixtur erschaffen. Scott-Heron spricht mit seiner markanten, brüchigen, vom Leben gezeichneten Stimme, er nuschelt, vereinzelt singt er sogar wunderschön bluesig – wie im überragenden “Me And The Devil” – und Russell baut die Sounds drumherum.

Die Songs bestehen nur zum Teil aus wirklich neuem Material, oft sind es alte Stücke, mitunter Traditionals, alles wird jedoch völlig neu variiert. Während der Dauer von leider nur knapp einer halben Stunde, entsteht so eine faszinierende Mixtur aus Dubstep-Rhythmen, Trip Hop, wie er von Massive Attack & Co. direkt aus Bristol stammen könnte – man höre u.a. den trockenen Beat von “Your Soul And Mine” -, (Electro-)Blues (das schlicht-schöne Titelstück oder das Moby-meets-Recoil-eske “New York Is Killing Me”) und Spoken Word-Nummern.

Eine überraschend andere und ziemlich tolle Platte.

(Addison)

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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