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Muse – The Resistance

„Jetzt, zum erstenmal bestand die Möglichkeit, allen Untertanen nicht nur vollkommenen Gehorsam gegenüber dem Willen des Staates, sondern auch vollkommene Meinungsgleichheit aufzuzwingen.“ (George Orwell, „1984“) – „They will not force us, they will stop degrading us, they will not control us, we will be victorious.“ (Matthew Bellamy, „Uprising“). Muse rufen zur Revolution auf!

Erst mal langsam. Diskographie. „Showbiz“, „Origin Of Symmetry“, „Absolution“, „Black Holes And Revelations“ – vier Studioalben, vier – nehmen wir große Worte ruhig in die Tastatur – Meisterwerke. Gesellt sich mit „The Resistance“, erstmals komplett in Eigenregie entstanden, Nummer Fünf dazu? Wir greifen vorweg: Jawohl!

Dabei sind Muse Spalter. Schon beim Debüt maulten Kritiker etwas von „Radiohead-Klonen“ und übertriebenem Bombast und Pathos. Wenn die geahnt hätten, wie unpathetisch und unbombastisch das damals im Vergleich zu heute war! Die Produktionen wurden immer ausgefeilter und mächtiger, spannen immer weitere Bögen, der Radiohead-Vergleich war alsbald hinfällig. Gitarrenepen, Klavierirrsinn – der kleine Mr. Bellamy schafft es bei Konzerten sogar, beide Instrumente gleichzeitig zu spielen. Dazu vor allem auf dem letzten Album zahlreiche elektronische Elemente. Und gar Spaghettiwestern. Die einzigen, die Muse vor dem kompletten Abflug in ihre eigene Galaxie bewahrten, waren die höchst fähigen Produzenten.

Doch Fremdproduzenten gab es dieses Mal nicht. Im schicken, eigenen Studio am Comer See (Nachbar George Clooney hat sich jedenfalls nicht über den Lärm beschwert) ließ man den Ideen völlig freien Lauf. Und dabei kommt dann etwas wie „The Resistance“ heraus, das nach wie vor so manchen überfordert und eine Kritikerin von einer ansonsten überaus geschätzten (und gerade verdientes Jubiläum feiernden) Musikzeitschrift eine derartig unsachliche und vor Fehlern strotzende Hasskritik daherschreiben ließ, dass man sich fremdschämte.

Was haben wir denn nun alles auf dem neuen Album? Typischen Muse-Rock, na klar (der siebenminütige Powerritt von „Unnatural Selection“ oder das saftige „MK Ultra“). Auch die Unterstützung durch satte Beats findet wieder statt, wie auf der fantastischen Vorabsingle „Uprising“ (mit Dr. Who-Sounds) oder dem sicher auch als Single erscheinenden Titelsong. Ein Stück ist sogar erstmals komplett am Rechner entstanden, auf das groovende „Undisclosed Desires“ wären auch die Herren Timbaland und Timberlake stolz.

Doch es gibt auch Songs, die ihre Zeit brauchen und den Hörer fordern. „United States Of Eurasia“ z.B., ein weiteres Stück, das inhaltlich klar vom eingangs zitierten George Orwell beeinflusst wurde und dabei Queen mit Chopin kreuzt. Oder „Guiding Light“, das für die um die Ecke denkenden Muse dann doch fast ein bisschen zu schmalztriefend ist. Dafür entschädigt aber die wunderbar leichte, klaviergetriebene Romantik von „I Belong To You“, in die mittendrin mit „Mon Coeur S’ouvre A Ta Voix“ ein Stück Oper (!) und später noch eine Bassklarinette bricht.

Apropos Klassik: Angedeutet hatte es sich ja schon früher, hier passiert es nun. Muse haben ihre erste Sinfonie vertont und das dreiteilige „Exogenesis“ ans Ende gesetzt. Eine knappe Viertelstunde Dramatik, Orchester, Auf und Ab der Gefühle und ernsthafte Kunst. Mut, den sich leisten kann, wer zwei Abende hintereinander in Wembley spielt und niemandem etwas beweisen muss.

Hach, jetzt ist die Rezension um und wir sind kaum auf die Texte eingegangen. Dabei lohnen die wirklich des Lesens und Vertiefens. In Kürze: Überwachungsgesellschaft, Übermacht des Staates (insbesondere der USA), Verhältnisse wie in „1984“ eben. Und der kaum verhehlte Wunsch nach einem Umsturz. Nach dem Kauf dieses Albums also: Ab in die Bibliothek, Orwell lesen!

(Addison)

P.S. Eine der besten Livebands der Welt erleben: 28.10. Hamburg, 29.10. Berlin, 16.11. Köln, 20.11. München.

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http://www.muse.mu
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Themen: Schlagwörter
Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

3 Kommentare

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  1. hintenraus wird das album mir zu queenlastig…ein album was ich mir nicht am stück anhören kann.

  2. Dieses Video ist aufgrund des Urheberrechtsanspruchs von Warner Music Group nicht mehr verfügbar.

    Glückwunsch an Warner zum erfolgreichen Unverfügbarmachen von Promomaterial…

    Anm. d. Red.: Wir haben den Link geändert und nun denjenigen verwendet, den Muse selbst auf ihrer Homepage angeben. Sollte jetzt wieder klappen.

  3. ein super album!!! mit(nach) dm , placebo und prodigy ein highlight 2009.!
    aber noch besser finde ich es alle innerhalb kurzer zeit live zu erleben.

    danke

Kommentare sind geschlossen.

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