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Melt! Festival 2007 – Das Interview

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Melt 2007 Noch wenige Wochen, dann ist es Hochsommer, Mitte Juli, und mit dem 10. Melt-Festival steht ein Highlight der Festivalsaison an. Das Line-Up ist mittlerweile fast vollständig – neu dazugekommen sind u.a. Ladytron, Jamie T, Cold War Kids, The Dance Inc und Olli Schulz. Zeit für ein Interview mit den Machern. Dirk Völler vom Intro-Verlag gab Auskunft:

Wie immer großes Lob für das individuelle, interessante Line-Up, das sich sehr von anderen Festivals abhebt. Was so die vermeintliche Größe der Namen angeht: Da könnten in diesem Jahr die Meinungen ja auch ein bisschen gespalten sein. Manch einer könnte sagen, es fehlt so ein bisschen der große Name ganz oben auf dem Plakat.

Also, was den elektronischen Part angeht: Da sind sich eigentlich alle Experten einig, dass es mit das beste elektronische Line-Up ist, was es je irgendwo gegeben hat. Auch insgesamt würde ich sagen, dass wir namentlich gut dabei sind. Zum Beispiel Kelis als großer amerikanischer Act. Jan Delay ist auch mittlerweile ein großer Act für ein 15.000-Leute-Festival. Unkle halte ich für einen absoluten Kracher, den man sonst nirgendwo sehen können wird, und der für mich persönlich, was die Attraktivität angeht, in Richtung Aphex Twin geht.

Wobei bei Unkle sogar anzunehmen ist, dass er auf der Hauptbühne ein ganzes Stück besser kommt als Aphex Twin im vergangenen Jahr.

Stimmt. Aphex Twin halte ich nach wie vor für ein grandioses Booking. Da haben sich alle tierisch drauf gefreut, und als es dann los ging, er irgendwo hinten in der Bühnenecke, da waren doch einige etwas skeptisch. Aber zumindest der zweite Teil der Show war doch musikalisch absolut überzeugend. Ähnlich polarisierend, nur auf eine andere Weise, waren sicher auch die Pet Shop Boys. Einige fanden das total toll, andere fragten, warum müssen die auf so einem Festival spielen? Letztendlich denke ich, ist es eine Band, die da sehr gut hinpasste. Was man in diesem Jahr einfach hervorheben muss, ist, dass wir wahnsinnig viele Exklusivauftritte haben werden. The Notwist, Motorpsycho, The Rifles, Trentemøller und viele mehr. Auf Hot Chip freuen wir uns z.B. wieder sehr.

Ja, das hat große Freude ausgelöst und ein bisschen über die Absage von The Faint hinweggetröstet.

Ja, für uns kam das auch überraschend. Man denkt ja, so eine Studioaufnahme ließe sich besser im Voraus planen. Aber dann wird gesagt, es muss ein paar Wochen am Stück gearbeitet werden, damit die neue Platte fertig wird. Da kann man dann nichts machen. Das ist sehr schade, denn vor zwei Jahren war das einer der besten Auftritte auf dem Festival.

Noch einmal zur Ausrichtung. Was in diesem Jahr auffällt, ist ein ganzer Schwung Hip Hop, wobei das ja nicht der klassische Hip Hop ist, sondern schon eher der elektronisch verstärkte.

Das stimmt schon. Obwohl wir das in der Planung gar nicht so gezielt beabsichtigt hatten, bot sich das dieses Jahr einfach an. Und, wie du schon sagtest, das alles ist ja kein klassischer Hip Hop wie z.B. auf dem Splash-Festival. Das ist schon noch so im Geschmacksbereich des Melt-Publikums. Das ist ja auch unsere Philosophie. Man hat nicht nur einen Musikgeschmack, sondern ein breiteres Spektrum, wo das eben auch hineinpasst. Wir hatten aus diesem Bereich auch schon The Streets dabei. Klassischen Hip Hop mit Rappern wie Eminem oder 50 Cent haben wir aber nicht. Ein Jan Delay macht ja mittlerweile eigentlich eher Pop. Und Pop kann das Melt gut. Den Dendemann hatten wir schon im Rahmen von Intro Intim, der ist ein großartiger Entertainer. Lady Sovereign ist dieses Jahr angesagt und passt gut hin, Kelis ist auch und vor allem eine tolle Performerin, über die wir ganz glücklich sind. Also ein krasser Schritt ist das alles nicht, aber eine Entwicklung gibt es da schon. Dizzee Rascal beispielsweise hat die Red Hot Chili Peppers supportet, das ist ja auch beachtlich. Letztendlich geht es uns um Qualität, und genreoffen waren wir immer schon.

Stimmt. Letzte Frage zum Line-Up. Da schwirrten noch Namen umher, wie Kraftwerk und Björk. Ist da irgendwas dran?

Beide sind ziemlich sicher nicht dabei, wobei einer von beiden Acts – du kannst ja raten, welcher [lacht] – stand ganz groß bei uns auf dem Zettel, sah auch lange ganz gut aus, ließ sich dann aber nicht realisieren. Wenn man in die diversen Internet-Foren zum Melt schaut – da spielt Geld ja auch keine Rolle – da könnte man auch Depeche Mode reinschreiben. Die würden wir sicher gern nehmen, aber für das Geld buchen wir fast unser ganzes Festival. Manche Wünsche lassen sich realisieren, es ist auch nicht immer nur eine Geldfrage, es gibt unterschiedlichste Faktoren. Wobei man eben in den letzten Jahren schon sagen muss, seitdem die Leute lieber brennen, als CDs zu kaufen, haben die Künstler einfach den Konzertmarkt für sich entdeckt und verlangen daher inzwischen ganz andere Gagen. Wenn man sich nur die aktuelle Police-Tour ansieht… Hinzu kommt, dass es mittlerweile in ganz Europa einen boomenden Festivalmarkt gibt. An jedem Wochenende finden mehrere Festivals statt, dadurch ist es echt ein Kampf.

Das wäre auch die nächste Frage. Hat es sich gravierend ausgewirkt, dass z.B. gerade parallel zum Melt in Spanien das Summercase stattfindet, das so einige Namen im Programm hat, die man sich auch hier gut hätte vorstellen können?

Das stimmt. Wir haben aber auch einige Namen, die die Jungs vom Summercase gern gehabt hätten. Klar, man muss das einfach so sagen, die Konkurrenz ist da. Die Bands haben z.T. für ein Wochenende fünf, sechs Angebote. Nicht nur das Finanzielle entscheidet da. Letztes Jahr sind die Pet Shop Boys auf uns zugekommen, da war Geld überhaupt nicht der Faktor. Ähnlich Aphex Twin, der hat sich die fünf Festivals, auf denen er weltweit gespielt hat, genau ausgeguckt. Das ist so ein Faktor, wo das Melt in den letzten Jahren einen wirklich guten Ruf gewonnen hat, nicht nur bei den diversen Leserpolls, wo wir ja mehrfach ganz vorn lagen.

Verglichen mit euch sind eben auch andere Festivals, wie z.B. das Hurricane, irgendwie zu groß und auch vielleicht zu teuer geworden.

Wobei das Hurricane schon ein tolles Line-Up auffährt. Aber was uns angeht, 60 Euro für diese Künstler, das ist schon ein klasse Preis. Andererseits muss man andere Veranstalter, was die Preise angeht, etwas in Schutz nehmen. Die Gagen sind einfach dermaßen explodiert.
Um aufs Booking zurückzukommen, man kann seine Wünsche nicht hundertprozentig erfüllen. Aber: Wir haben da mal so ein internes Ranking darüber gemacht, was in den Foren am häufigsten gefordert wurde. Rate mal, wer an Nr. 1 stand!

Gute Frage. Ich würde fast auf Deichkind tippen.

Stimmt genau. Man würde irgendwelche Riesenacts vermuten, aber Deichkind lagen mit Abstand vorn. Die spielen nun auch wieder bei uns und haben sich noch dazu diese tolle Nummer mit Snap! ausgedacht. Da möchte ich nochmal den Punkt Exklusivität und Specials aufgreifen. Gerade diese Kombi wird es so wohl kaum noch einmal geben.

Ist denn absehbar, ob Deichkind etwas früher spielen werden oder wieder morgens gegen Fünf in der Dämmerung?

Ja, das fing irgendwie im Dunklen an und hörte im Hellen auf. Es ist auf jeden Fall angedacht, das als großen Festivalabschluss Samstagabend/-nacht zu platzieren. Zu dieser Kombi wird auch noch was dazukommen, weitere Special Guests. Das ist eben auch toll, mal so mit einem Augenzwinkern auf alles zu gucken und nicht zu sagen: Was sollen denn Snap! da? Aber nirgends gab es wohl letztes Jahr so viel Spaß wie bei Deichkind.

Gibt es schon Angaben darüber, wie der Vorverkauf – vergleichsweise zum Vorjahr – läuft?

Also, aktuelle Zahlen habe ich nicht, aber unsere erste Verkaufsphase zum Jahresanfang lief um ein Mehrfaches besser als letztes Jahr. Es ist deutlich ein Vertrauenszuwachs zu spüren. Die Leute kaufen Tickets, bevor irgendwelche Bands bekannt sind.

Zu den Verbesserungen vor Ort: Letztes Jahr lief ja der Einlass, zumindest freitags, nicht reibungslos, und ein Mangel an Toiletten auf dem Campinggelände war auch zu verzeichnen.

Wir haben ja bereits kurz nach dem Festival einen Newsletter veröffentlicht, wo wir auf die Kritikpunkte eingegangen sind. Ich fange mal bei einem an, den wir anders gesehen haben: Die Bierpreise seien zu hoch. Die Bierpreise waren stabil, bzw., auf die halben Liter bezogen, sogar günstiger als auf den meisten anderen Festivals. Was die anderen Kritikpunkte angeht, die haben wir auch offen angesprochen. Im letzten Jahr hatten wir das Problem, dass der Ticketverkauf in den letzten Tagen vor dem Melt erheblich anzog und so deutlich mehr Leute da waren, als wir kalkuliert hatten. Da kommt uns die aktuelle Entwicklung natürlich entgegen. Wenn früher mehr Tickets gekauft werden, lässt sich alles viel besser planen.
Letztes Jahr hatten wir 13.000 Besucher. Wir machen das jetzt zum vierten Mal als Organisatoren, haben jedes Jahr etwa 2.500 Zuschauer mehr gehabt. Damit rechnen wir auch dieses Jahr, das würde heißen, wir schaffen ein ausverkauftes Festival. Und darauf sind wir eingestellt. Also die Toiletten, Duschen, all das wird definitiv verbessert.

Wird es auf dem Gelände Veränderungen geben?

Auch da wird es im Sinne der stetigen Verbesserungen etwas geben. Sowohl, was die Grundbedürfnisse angeht, als auch das Künstlerische. Es gibt neue Lichtkonzepte für die Bagger. Das war zuletzt etwas zurückgenommen, da kommt etwas Neues. Die Hauptbühne bekommt auch eine neue Position.

Die Anzahl der Bühnen bleibt gleich?

Fast. Also: Hauptbühne, Zeltbühne, Big Wheel, Sleepless-Floor, Indoor-Club (der wohl leicht verändert/vergrößert wird). Neu dazu kommt der Coca-Cola-Soundwave-Floor.

Zum Abschluss: Habt ihr zum Jubiläum noch irgendwelche weiteren Specials in der Hinterhand?

Ich denke, wir können noch mit der einen oder anderen Überraschung aufwarten. Wenn wir schon 10. Jubiläum haben, wollen wir das auch feiern. Wir haben das Ganze noch nie rein betriebswirtschaftlich betrachtet und ich glaube, die Leute merken auch, dass da viel Energie, Leidenschaft und Herzblut drinstecken.

(Interview: Addison)

Act-Aufteilung nach Tagen in alphabetischer Reihenfolge:

Freitag, 13.07.:
Abe Duque, Alec Empire & The Hellish Vortex, Alex Smoke, Autechre, ClickClickDecker, Dendemann, The Dance Inc., Dizzee Rascal, DJ Koze, Empro, Final Fantasy, Frankie Says: Melt! (feat. P. Rutherford, P. Gill & J. O’Toole playing the songs of Frankie Goes To Hollywood), Goldie & MC LowQui, I’m From Barcelona, Jamie T, Jeans Team, Kettcar, Lady Sovereign, Ladytron, Magda, Marc Houle, Markus Kavka, Mathias Kaden vs. Onur Özer, Motorpsycho, Navel, The Notwist, Olli Schulz, Patrick Pulsinger, Puppetmastaz, Ragazzi, Richie Hawtin, The Thermals, Tiefschwarz, Tobias Thomas, Troy Pierce, Von Südenfed, Wighnomy Brothers

Samstag, 14.07.:
Anajo, Black Rebel Motorcycle Club, Booka Shade, Cajuan, Cereal Killers (Sid Le Rock vs. Metope vs. Ada vs. Jake Fairley), Deichkind & Snap!, Digitalism (live), DJ Major Taylor, Erase Errata, Goose, Hey Willpower, Hell, The Horrors, Hot Chip, The Jai Alai Savant, Jake The Rapper, Jan Delay & Disko No.1, Kelis, Le Hammond Inferno / Shir Khan, Lo-Fi-Fnk, Marcus Intalex, Michael Mayer, Mouse On Mars, Polarkreis 18, The Presets, The Rifles, Walter Schreifels, Shitdisco, Shout Out Louds, Simian Mobile Disco (live), Stereo Total, Tiga, Tocotronic, Trentemøller (live), Unkle (live), Virginia Jetzt!, Werle & Stankowski

Tickets gibt es noch für 60 € im Vorverkauf.

www.meltfestival.de

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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