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Sound komplett umgekrempelt

Rezension: Mando Diao – Aelita

mando_aelitaWas denn, sind das nicht diese schwedischen Rocker? Ja. Aber die sind über ’nen russischen Synthie gestolpert und machen jetzt so was wie Electropop. Das ist die Kurzfassung. Doch auch nach längerer Beschäftigung mit dem Album bleibt am Ende leicht unklar, ob die das wirklich alles ernst meinen.

Die Band um die beiden Frontmänner Gustaf Norén und Björn Dixgård ist seit über einem Jahrzehnt in ihrer schwedischen Heimat sehr erfolgreich mit ihrem sonst doch eher herkömmlichen melodischen (Indie-)Rock, zuletzt gar mit einem Album auf Schwedisch. Außerhalb sind sie aber eigentlich nur in Deutschland relativ groß geworden (was sich aber durch ein MTV-Unplugged-Album etwas geändert hat).

Vielleicht wollten sie ihr Einflussgebiet nun ausweiten, vielleicht wollten sie aber einfach nur mal was ganz Anderes machen. Man weiß es nicht, jedenfalls ist „Aelita“ – benannt nach ebenjenem russischen 80er-Synthie, der den Protagonisten vor einer Weile in die Hände fiel (Fürs Schlaumeierwissen: Dieser Synthesizer ist wiederum nach einem Roman Alexei Tolstois benannt.) – nun eine ganz spezielle Platte geworden.

Was mit dem Albumcover und dem neuen Outfit der Band anfängt, und für beides müssten sie sich eigentlich die nächsten zehn Jahre lang bei sämtlichen Betrachtern entschuldigen, bei denen sie damit Seh(ver)störungen ausgelöst haben. Doch wesentlicher ist: Auch der Sound der Band wurde nahezu komplett umgekrempelt. Wer die fetzige Vorabsingle „Black Saturday“ gehört hat, die ja noch so etwas wie einen Brückenschlag zum alten Sound darstellt, nur eben mit mehr Elektronik, der sei gewarnt: Das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Denn die ziehen das hier konsequent durch, ohne Rücksicht auf (Fan-)Verluste. Und man kann durchaus mitgehen, zumindest teilweise. Gerade der Anfang hat es da gut in sich. Nach der Single folgt das interessant groovende und mit netten Sounds verzierte „Rooftop“, dann mit „Money Doesn’t Make You A Man“ ein so richtig klassischer 80s-Popsong. Wo ist Affe Ronny eigentlich, wenn man ihn braucht? Nicht da, dafür hat aber der legendäre Jan Hammer dem Vernehmen nach am Album mitgewirkt, und sei es nur, indem er mal kurz seine gute, alte Keytar entstaubt hat.

Aber weiter im Text. Mit „Sweet Wet Dreams“ folgt eine Ballade, so richtig synthiestreichermäßig cheesy, schon grenzwertig, aber eben doch irgendwo eingängig. Nur stellt sich so langsam ein kleines Problem des Albums heraus – es fließt mitunter etwas zäh. Viele Songs sind sehr lang ausgewalzt worden, ohne das das Songwriting so weit trüge. Und überall passen die mitunter eben doch sehr altbackenen Aelita-Sounds auch nicht schmerzlos rein.

So nickt man zwischen „If I Don’t Have You“ und „Child“ schon mal kurz weg, schreckt zwischendurch höchstens bei „Lonely Driver“ mit seinem konsequenten 70s-Style kurz auf, wird aber erst beim knackigen Beat von „Romeo“ wieder lebendig und kann zum Schluss das leicht an Monsieur Jarre erinnernde Austrudeln bei „Make You Mine“ goutieren.

Ein konsequentes Album, dafür Hut ab, Mando Diao! Mit ein paar schönen Sounds und Songs. Aber oft eben auch mit etwas mehr (eigenwilligem) Stil als Substanz. Vielleicht ein bisschen weniger bewusstseinsverschiebende Substanzen beim nächsten Mal?

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

4 Kommentare

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  1. Ich find es gut.

    Habe das Album heute gekauft und finde es Super. Und das Lied „If I Don’t Have You“ habe ich mehrfach gehört, eingeschlafen bin ich dabei nicht. ;)

    Ist mein erstes Album von denen.

  2. Wow, wow, wow!!! Dreimal WOW!
    Ich habe die CD eingelegt und 10-Songs lang auf den „Meckersong“ gewartet…. und …. er kam nicht. Also mir gefällt’s (bin doch in den 80’ern steckengeblieben).

    Hey, ein bisschen Schnulz schadet nie….

  3. ...HAMMER

    ……zu dem album braucht man nix weiter sagen ……es ist GENIAL ……..echt fein gemacht ……..

  4. Dem kann ich mich nur anschliessen.
    Keinesfalls sollte man sich das Album nach dem Hören der Single ‚Black Saturday‘ holen, der Rest ist komplett anders. Ich selbst habe es trotzdem getan und nicht bereut (ist mein erstes Album von denen). Mittlerweile liebe ich jedenfalls so ziemlich jedes der der zehn Stücke. ‚Sweet Wet Dreams‘ ist mal so richtig genial geworden.

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