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Laibach – Von wegen: "Das Spiel ist aus!"

Von Ronny
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Laibach - Volk20.10.2006. Diesen Tag sollten sich Laibach-Fans ganz dick im Kalender anstreichen. Das Warten hat ein Ende. Drei Jahre nach ihrem letzten Longplayer „WAT“ holen Laibach zum erneuten Rundumschlag aus. Ihr neuestes Werk hört auf den Namen „Volk„, hier im Sinne von „Nation“. Laibach bleiben sich treu und provozieren munter weiter. Diesmal bekommen die Nationalhymnen verschiedener Länder eine Laibach-typische Behandlung. Aber keine Angst! Von den Hymnen bleibt, außer einiger Fragmente, nicht viel übrig. In gewohnter Manier wird den traditionellen Liedern der Länder mit dem nötigen künstlerischem Respekt ein neues, zeitgemäßes Gewand verpaßt.

Und was für eines: mal elektronisch, kraftvoll treibend und pulsierend, manchmal auch lieblich, melodisch, mit Anleihen im Pop, gepaart mit der gewohnt kräftigen und unverwechselbaren Stimme von Sänger Milan Fras. Die Texte werden von ihm in Englisch gesungen, man ist versucht zu sagen: „beschwörend gesprochen“. Unterstützt wird er dabei durch verschiedene Gastsängerinnen und Gastsänger, welche dann in den jeweiligen Landessprachen intonieren.

Wer sich den Spaß nicht verderben will, sollte hier nicht weiterlesen sondern das Release kaufen, in den Player legen und geniessen. Denn das tun wir jetzt …

Das Album wird in der Standart Version (CDSTUMM276) mit 16 seitigem Booklet mit Lyrics und Illustrationen und als Limited Edition (LCDSTUMM276) im Buchformat mit wasserfarbenem Artwork mit 32 seitigem Booklet plus Notizen der Band zu jedem Track veröffentlicht.

Langsam, melancholisch fast lethargisch ertönen die ersten Zeilen „Einigkeit und Recht und Freiheit für das Deutsche Vaterland“. „Germania, das Lied der Deutschen“ untermalt von Kuhglocken und Piano. Aber dann geht es ganz schnell zur Sache. Elektronische Bässe und Drums mit metallener Härte grooven den Song vorwärts. Schöner Opener in altbewährter Laibach-manier.
Mit einem schrillen Anfang folgt America . Aber es kommt wieder einmal anders, als man denkt. Hauchzart interpretiert ein Duo die Zeilen der US-Hymne. Schmeichelnd umspielen Pianotöne die harten Zeilen von Milan Fras. Glockenklänge und ein wirrer Beat treiben auf das Ende zu … „The End of History, The End of Time, The End of Family, The End of Crime“.

Mit Anglia schließt sich die die Vorabsingle zum Album an. Schnörkelloser Groove, harte Subbässe, schräge Sounds und elektronische Effektspielereien unterbrochen durch kurze melodiöse Pianolinien. Klasse Song und gute Wahl als Single.
Ein Chor leitet Rossiya ein. Poppig geht’s dann weiter. Ein Kinderchor singt in der Landessprache. Sehr ungewohnte Klänge, aber sehr schön instrumentiert. Man verliert sich förmlich in den Weiten der surrealen Strings, das Lied sollte kein Ende haben.
„Lets go, Children of the Fatherland“ … besinnliche Stimmen gibt es zunächst bei Francia. Und dann kommt es richtig knackig. Harter Laibach-typischer Groove, Delayspielereien, harte Sounds. „It`s never too late“.
Die Hymne der „Fussball-Weltmeister“ Italia wird durch Klampfenklänge getragen. Eine ruhige und andächtige, fast feierliche Stimmung verbreitet dieser Song.

Einmal im Süden von Europa, schließt sich nun España an – Laibach goes to Pop. Dieses Lied spannt den Bogen zu ihren Frühwerken, ohne sie in der Härte zu erreichen. Musikalisch geht es in Richtung „Get Back“.
Eine Melodie, die nicht mehr aus dem Kopf geht gibt es bei Yisra’el – sehr melancholisch. Elektronisch, minimal instrumentiert, übergehend in einen technoiden Abzählreim.
Chöre, atonale Subbässe, harte Metallklänge, schräge Töne, gegensätzliche Melodieläufe, so wird die Nationalhymne von Türkiye dargeboten. Laibach sind hier voll in ihrem Element. Ein vorläufiger und harter Höhepunkt.

Ein Frauenchor und die auf diesem Album verstärkt enthaltenen Pianoklänge bilden unterstützt durch leichte Elektrobeats den Hauptteil bei Zhonghuá.
Nippon kommt ohne elektronische Elemente und nur mit Gesang und Piano, gelegentlich Streichern daher. Sehr ruhiges Stück mit starkem Gastsänger. Zeit zur Besinnung.

Pure Elektrizität gibt es bei Slovania. Na endlich! Da ist sie wieder, die Stimme von Milan Fras. Sie haucht den Text mal über einen Chor aus Frauen, mal über einen Chor aus Männern. Eine Pianolinie ist auch wieder da, ein harter gebrochener Drumloop bringt den Song vorwärts.
Klassische Kirchenmusik ohne Laibachstimme, so wird die Hymne von Vaticanae präsentiert. Hier wirds dann ganz entspannt, denn man schlingert zielstrebig auf das Ende der Scheibe zu.

Natürlich darf die Hymne der NSK nicht fehlen. Das gute alte Grammophon lässt grüßen. Eher Marsch, als typische Hymne, mit Pauken und Trompeten, garniert mit dem Knacksen von Vinyl. Köstlich.

Die Hymne als Spiegelbild der Historie eines Landes, zeitgemäß garniert und mit unterschwelligen Warnungen gespickt, so könnte das Rezept für dieses Album lauten. Durch die spielerisch provokante Ausseinandersetzung mit den einzelnen Nationalhymnen der Länder vermag es die Band, ein Terrain zu erschaffen in dem sich der Zuhörer seinen eigenen Standpunkt bilden kann, ohne das die Band hier selbst einen festen Standpunkt bezieht. Die Kritiker wird es freuen, neues Futter …

Das Album will zum Nachdenken anregen und schafft dies mit Leichtigkeit. Denn am Ende überwiegen die ruhigen Töne doch. Durch die ungewohnt poppigen Klänge wird dieses Album den Weg auch für ungetrübte Hörgänge freimachen und möglicherweise der Band auf der anstehenden Tour eine höhere Besucherzahl bescheren. Das neue Material kann ab Dezember auch in Deutschland „Live“ bestaunt werden.

Hier die Daten:

07.12.2006 Hamburg, Marthalle
11.12.2006 Berlin, Kesselhaus
12.12.2006 Dresden, (TBC)
14.12.2006 München, Backstage

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Von Ronny

1 Kommentar

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  1. ‚Volk‘ bedeutet auf Slowenisch ‚Wolf‘. So läßt sich das Bild der Schafe auf dem Cover leichter erklären…

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