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Kaiser Chiefs – The Future Is Medieval

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Bands, die sich verkaufstechnisch etwas Neues ausdenken, nächster Versuch. Die Kaiser Chiefs überlassen auf ihrer Homepage dem Fan selbst die Auswahl von 10 aus 20 Stücken, plus die Wahl der Reihenfolge. Das zusammengeschraubte Album darf dann als Download gekauft und sogar online mit Gewinnbeteiligung weiterverkauft werden. Nicht übel, aber warum kommt das dann doch auch noch regulär heraus?

Kurz mal zurück zum Anfang: 2005, im Spitzenjahrgang des 00’er-Jahre-Brit-Indie, warfen die Leedser auf ihrem Debüt „Employment“ dermaßen mit Ohrwürmern um sich, dass das bis heute von ihnen und anderen unübertroffen ist. Der Nachfolger war trotzdem gut, an Album Nr. 3 kann und will sich allerdings heute kaum noch jemand erinnern. Zeit für neue Ideen.

Man nahm schließlich 20 Songs auf, und dann kam der Einfall mit den vielen verschiedenen Alben nach Geschmack der Fans. Dass sich einige von denen nun ärgern, wo quasi unangekündigt doch die „normale“ Veröffentlichung (mit 12 der 20 Stücke plus einem neuen plus Hidden Track) erscheint, mag hinkommen oder plattenfirmeninterner Inkonsequenz geschuldet sein. Trotzdem eine beachtenswerte Geschichte – und Grund dafür, sich nunmehr zu fragen, warum auf dem „regulären“ Album ein oder zwei der besten Songs fehlen, allen voran das grandiose „Fly On The Wall“ (Duran-Duran-esk, würde ich sagen).

Aber die ausgewählten Stücke erfreuen auch so, denn die Schwächephase scheint überwunden. Die Chiefs haben wohl endlich eingesehen, dass ein Nacheifern des unerreichbaren Debüts keinen Sinn hat und lassen es einfach locker laufen. Mit Tony Visconti half ein erfahrener Produzent, und es gibt durchaus auch einige weitere Überraschungen. Zum Beispiel gleich zu Beginn die Single „Little Shocks“, die untypisch klingt, und ihre komplexen Qualitäten erst nach und nach entfaltet, dann aber lange nachhallt.

Generell herrscht nicht mehr den Zwang zum Mitsingrefrain, dafür zeigen sich soundtechnisch einige Feinheiten – Orgel hier, Keyboard da etc.. Wobei, Keyboards sind sogar recht deutlich zu erkennen (ja, hier wurde so einige Elektronik verbaut). Im Höhepunkt „Out Of Focus“ und im schrägen „Man On Mars“ exemplarisch nachzuprüfen. Es geht sogar mal richtige 80er-mäßig wie in „Heard It Break“. Natürlich kann man auch immer noch 70er-inspirierten Britrock, keine Frage. Die bandtypische Melodieseligkeit wie in „When All Is Quiet“ stirbt auch nicht aus. Zum Schluss packt man noch richtig Kontraste ins Finale – erst die minimalistische Streicherballade „If You Will Have Me“ (in der Ricky das Mikro an Schlagzeuger/Songwriter Nick Hodgson abgibt) und dann nach der Leerrille ein Hidden Track, der im Synthesizerinferno endet.

Den Kaiser Chiefs ist also endlich wieder ein Album gelungen, über das es sich zu berichten lohnt. Sowohl über die Musik, als auch über das Drumherum.

(Addison)

P.S. Live sind die Chiefs die absolute Wucht. Überzeugt euch bitte hier: 14.11. München, 17.11. Dresden, 24.11. Berlin, 25.11. Hamburg, 27.11. Köln.

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www.kaiserchiefs.com
www.facebook.com/kaiserchiefs

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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