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Im Soundcheck: Siriusmo, Neosignal, Kölsch und Mixhell

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Das ist mal eine (nahezu) rein elektronische Runde heute. Und eine qualitativ bestens bestückte obendrein. Berliner Stilvielfalt, Hamburger Abenteuerlichkeit, dänische Tanzflächenfüller und brasilianische Urgewalten. Wie immer gilt: Ohren auf!

Das zweite Moderat-Album wird ja derzeit überall (auch bei uns) mit Lobeshymnen überhäuft. Da wollen wir mal eben einen Kumpel der Modeselektoren in Erinnerung rufen. Moritz Friedrich, besser bekannt als Siriusmo, war wesentlicher Auslöser für die Gründung von deren Monkeytown-Label, und jetzt hat er endlich sein zweites Album „Enthusiast“ veröffentlicht. Ein Zweitwerk, welches das Debüt locker in den Schatten stellt.

Nachdem er zwischendurch u.a. mit Boys Noize und Snoop Dogg gearbeitet und lange an diesem Nachfolger von „Mosaik“ gebastelt hat, darf der Berliner nun richtig stolz sein. An elektronischen Stilrichtungen hat er nahezu alles zugelassen, was nicht bei Drei aus dem Friedrichshainer Studio herauskam. Dicke Bässe, Beats wie in gutem HipHop, elegante Synthielinien, Funk, Disco, House – alles am Start. Dazu eine ordentliche Prise Humor, was Tracknamen wie „Tränen aus Bier“ (musikalisch gar nicht verheult, eher feine Synthiekühle), „Plastic Hips“, „Stinky Wig“ und vor allem das köstliche Hauptstadtorientierungslosengefasel „Wattnlosmitmir“ beweisen.

Außerdem wäre da noch der heimliche Electropop-Hit „Itchy“, dessen herrliches Video (das den Song in Kombination mit dem schrägen „Cornerboy“ bringt und Siriusmos Heimatbezirk Köpenick zeigt) wir ausdrücklichst empfehlen möchten. Wie überhaupt das ganze Album, das Soundkunst und Spaß auf beste Weise zusammenbringt. – 8 von 10 Stylemixern





Jetzt wollen wir aber mal richtig was zum Herumspringen! Das Hamburger Duo Neosignal (die Mitglieder Florian Harres alias Phace und Michael Bräuninger alias Misanthrop kommen ursprünglich aus dem Drum’nBass) hat die richtigen Sounds dafür am Start. In „Raum und Zeit“ rotieren die Bässe ganz gewaltig. Auf diesem wilden Trip werden Bratzsounds, wie sie sonst auf Audiolith erscheinen, mit Boys-Noize-eskem Rabaukenrabatz, Retrosounds und Krautelementen vermischt.

Ja, Boys Noize (der heute irgendwie bei fast allen Platten Erwähnung findet) und Audiolith, nehmen wir dazu noch etwas den Rumms der Chemical Brothers, ein paar Sounds aus dem Hause Kraftwerk und natürlich – wie so oft heutzutage – geht immer noch eine Schippe Dubstep, dann hätten wir’s. Mit einem bärenstarken Auftakt (dem bratzigen „Sequenz“ und dem auf die Düsseldorfer anspielenden „Angst“) können Neosignal schnell begeistern. Auch „1000 Volt“ und die Single „Planet Online“ kommen knackig aus den Boxen.

Mit dem Titeltrack lässt man dan erstmals etwas Luft in den Raum und die Maschinen. Damit wird rechtzeitig signalisiert, dass man auch vielseitiger kann, wenn man möchte. Und es gelingt den beiden Machern bei den restlichen der 15 Tracks (über „Kosmos“ und „Saturn City“ bis hin zum tollen „Das Diktat“) auch weiterhin sehr gut, Feiertaugliches, Futuristisches und Gesellschaftskritisches zu verbinden. – 7,5 von 10 Fluxkompensatoren





Dass der Künstlername Kölsch weder mit der Stadt, noch mit dem Bier, noch mit dem Kompakt-Label, auf dem dieses Album erscheint, zu tun hat, is‘ schon ’n Ding, oder? Denn es ist eigentlich gar kein Künstlername, der zugehörige Herr heißt tatsächlich Rune Reilly Kölsch (okay, genauer: Kølsch, der Mann ist nämlich Däne). Und musikalisch passt der auch noch bestens ins Artist Roster der ja ohnehin mittlerweile recht offenohrigen Kompakten.

Nach mehreren, recht erfolgreichen Singles auf dem Sublabel Speicher, hat Kölsch jetzt die besten Stücke neu editiert, weitere Tracks dazugestellt und somit mit „1977“ sein Debütalbum fertig. Da versammeln sich nun so einige Floorfiller wie der äußerst rüstige „Opa“ oder der satte „Bappedeckel“. Aber der Däne weiß längst auch, wie man nicht nur Techno, sondern auch Pop buchstabiert und hat mit dem von Troels Abrahamsen gesungenen „All That Matters“ einen echten Hit aus der Røyksopp-Trentemøller-Liga im Gepäck.

Klar, hier ist nicht zwingend das Albumkonzept an sich Trumpf, es ist vielmehr eine Ansammlung von starken Tracks. Aber eben richtig starken, da kann man vom „Goldfisch“ über den „Basshund“ jeden fragen. Selbst die „Oma“. Stücke für die Peaktime, für die Arme-in-die-Luft-Momente im Club. Oder auch um mit dem „Silberpfeil“ durch die Gegend zu düsen. Im klirrenden „Eiswinter“. Härrlisch! – 8 von 10 richtigen Bieren





Zum Schluss beschäftigen wir uns noch mit Igor (oder „Iggor“) Cavalera. Bei wem da jetzt sofort etwas klingelt, der kennt dieses Projekt hier schon oder hört auch mal härtere Gitarrenmusik. Denn Iggor ist ansonsten am ehesten bekannt als Bruder von Max und brillanter Drummer von Sepultura. Doch davon ist – abgesehen von ordentlicher Power an Drums und Bässen – bei Mixhell nichts zu vermerken. Dichter an die Lösung kommt man, wenn man weiß, dass hier auch Iggors Frau Laima Leyton mitwirkt – und die ist hauptsächlich als DJ unterwegs.

Auf „Spaces“ gibt es also mächtige Schlagzeug- und Percussionpower und dazu fette Bässe (aus Bassgitarre und Steckdose), dicke Beats und überhaupt jede Menge Elektronik. Womit Mixhell bei Boysnoize Records bestens aufgehoben sind. Gleich mit „Antigalactic“ bounct es kräftig los und man merkt schnell, dass man es mit einer eingespielten Truppe zu tun hat, die auch live garantiert ein großes Vergnügen ist.

Coole elektronische Highlights, die auch ordentlich Eingängigkeit vorweisen können, wie „Mind Drop“ oder die Single „The Way“ wechseln sich mit instrumentalen und nicht weniger hörenswerten Stücken wie dem Kuhglockenkracher „Internal“ oder dem Trommlertraum „White Ropes“ ab. Alles gekonnt produziert und neben Techno und House mit einem netten Schuss Wave dargeboten. – 7,5 von 10 Tieren (von den Muppets natürlich)





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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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