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Im Soundcheck: Rover, HK119, Team Ghost und DJ Koze

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Und wieder ein paar Plattenempfehlungen. Von einem Rover, der gar kein Auto ist, dafür aber ganz toll singen kann, einer finnischen Elfe, die irgendwie auch eine Connection zum aktuellen Werk von Depeche Mode hat, einem Geisterteam mit handfesten Sounds und einem DJ, der in Wirklichkeit einer der besten Klangtüftler unseres Landes ist.

Huch, wer guckt denn da gleich wie Beethoven? Das ist Timothée Régnier alias Rover. Ein Franzose, der zum Teil in New York aufgewachsen ist und vor ein paar Jahren mit seiner Punkband The New Government Hausverbot im Libanon erhalten hat. Jetzt ist er solo unterwegs, nennt sich (angeblich nach den Autos seiner Eltern) und sein Debütalbum „Rover“ und lässt all seine Melancholie und Düsternis in die Musik fließen.

Die kommt nun aber gar nicht wie bei einem zweifelnd klampfenden Singer/Songwriter daher. Dieser Rover fährt auf vollen Touren. Mit einer beeindruckenden Stimme, die nicht nur einmal an Großmeister Bowie erinnert, und vollem Instrumentarium mit Gitarre(n), Klavier, Schlagzeug, Synthesizer und mehr gibt Régnier ziemlich Gas.

Das lässt gerade in der Komplexität auch mal an Get Well Soon denken und bietet ein ziemliches Spektrum an Stilen. Vorne gibt es die eingängigen Stücke wie „Remember“ und „Tonight“, später wird es mitunter etwas getragener, dramatischer – aber mit seiner Stimme hält Rover alles zusammen, selbst, wenn der eine oder andere Song mal nicht komplett überzeugen mag. Und dank intensiver und wuchtiger Perlen wie „Carry On“ sind wir für diesen Newcomer doch sehr dankbar. – 7 von 10 verschollenen Sinfonien





Nun aber auf in die finnische Natur! Der Frühling blüht, die Vögel zwitschern, da passt ein Album über Tiere, Pflanzen, Himmel, Erde, Meer und das magische Zusammenspiel all dessen doch perfekt. Willkommen bei der multimedialen Kunst von HK119 und hinein in ihre „Imaginature“!

HK119 (Ah, ein George-Lucas-Fan!) heißt eigentlich Heidi Kilpeläinen und lebt gar nicht mehr in Finnland, sondern in London. Und nun schnell zur eingangs angedeuteten Connection zu unserer Leib- und Magenband: Diese Verbindung stellt Christoffer Berg dar, der ja auch an der „Delta Machine“ schraubte und hier bis auf einen Song an allen Stücken mitgeschrieben und -produziert hat. Was man auch erkennen kann, denn die Verwandtschaft zu anderen Berg-Produktionen (Karin Park, The Knife, Fever Ray) ist durchaus herauszuhören.

Wobei uns aufgrund der elfenhaften Anklänge auch noch die guten, alten Mila Mar in den Sinn kamen. Kilpeläinen schwebsingt mit wandlungsfähiger Stimme über „Wild Grass“, den „Milky Way“, über „Whale“ oder einen „Iceberg“, dazu spinnen vielschichtige elektronische Gerätschaften ihr gleißendes Netz und klopfen einfallsreiche Percussions auf den finnischen Busch. Kein Mainstream in Sicht, dafür ist das hier zu weit draußen, aber mitreißen kann es… und die „Imaginature“ ist deutlich zugänglicher als das, was „The Knife“ da aktuell auf die Menschheit losgelassen haben (doch dazu in Kürze mehr an dieser Stelle). – 7,5 von 10 skandinavischen Stromkreisen





Schon wieder so ein Künstler, der seine Band dummerweise vor dem großen Durchbruch verlassen hat. Hier: Nicolas Fromageau und M83. Doch ein Ersatz (oder im Sinne des Machers eher: Nachfolgeprojekt) hat sich gefunden, bildet eine fünfköpfige Band, nennt sich Team Ghost und hat seine eigenen „Rituals“ entwickelt.

Was heißt, das Fromageau und seine Mitstreiter dunklere Soundlandschaften erkunden und das – neben weiterhin ordentlich Synthesizereinsatz – mit bandtypischeren Stilmitteln. Ja, es rockt ganz ordentlich bei Team Ghost. Dass nun laute Gitarren mit Computermusik der neueste Schrei wären, möchten wir zwar bezweifeln, und Innovation sieht auch anders aus, aber: Dieses Album macht einfach Spaß!

Da wird zu eingängigen Singles wie „Dead Film Star“ getanzt, mysteriös „Somebody’s Watching“ genuschelt oder in „Things Are Sometimes Tragic“ der Sequencer von der Leine gelassen. Zwischendurch darf auch mal zurückgenommen Atmosphäre geschaffen werden, bevor fast plötzlich Gitarren „Fireworks“ veranstalten und gleich danach in „Montreuil“ die Tanzfläche wackelt. Vielseitig und hörenswert – bitte stellen Sie Team Ghost in Ihr Plattenregal (es muss ja nicht direkt neben M83 sein)! – 7 von 10 düsteren Gitarrensynthies

P.S. Live am 22.04. in Berlin




Last, but definitely not least: DJ Koze und seine „Amygdala“. Stefan Kozalla hat lange an seiner neuen Platte gefeilt, doch nun galoppiert das Rentier mit hm drauf dermaßen befreit in die rosa Pampa, dass es ein herrliches Hörabenteuer von fast 80 Minuten Länge ist!

Allein die Gästeliste: Gleich zu Beginn schält sich nach Geraschel, Geflüster und anderen Samples die unverkennbar warme Stimme von Caribou aus „Track ID Anyone?“. Mit seinem alten Kumpel Apparat baut Kosi danach entspannt ein „Nices Wölkchen“. Der allseits gefragte Matthew Dear darf gleich zweimal mitwirken – im urwaldigen „Magical Boy“und im Spinner-Funk „My Plans“. Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow klingt auf „Das Wort“ seltsamer als je zuvor. Mit Ada werden die Kings Of Convenience gecovert und schließlich wird sogar Hilde Knef selig noch arschcool in den Club gesampelt.

Aber auch die instrumentalen Stücke haben es in sich, immer wieder raucht eine psychedelische Schwade durch die Bude, doch Koze kann natürlich auch clubtauglich („La Duquesa“) oder bassmächtig (Marilyn Whirlwind). Eine Wundertüte, die bis in die letzten Winkel erkundet werden will, dafür aber dann auch mit großartigen Geschenken aufwarten kann. – 8 von 10 limbischen Systemen

P.S. DJ-Dates: 19.04. Nürnberg, 20.04. Stuttgart, 30.04. Leipzig, 21.06. Köln, 22.06. Offenbach, 27.07. Frankfurt/O.




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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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