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Ärger über Getränkebons

Festivalbericht: E-Tropolis Festival in Oberhausen

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Fast eine Woche ist es her, da machte ich mich gut gelaunt mit ein paar Kollegen aus anderen Redaktionen auf den Weg nach Oberhausen in die Turbinenhalle, wo das Motto „Bässer – Härter- Lauter“ mit Diorama, Suicide Commando, Kite, Winterkälte und vielen anderen auch im Jahr 2016 gefeiert werden sollte. Vorbei ging für mich die Reise an „Pott-Sehenswürdigkeiten“ und spätestens als ich den Kulttempel erblickte stellte sich schon ein bisschen Zuhausegefühl ein – ich ziehe ja in ungefähr zwei Wochen wirklich nach Oberhausen und zumindest einige Sachen wiederzuerkennen, ist ja als Neuling in NRW gar nicht mal so eine schlechte Leistung.

Gut gelaunte Security-Mitarbeiter machten ihren Job, Elmar hakte brav die Namen von der Akkreditierungs- und Gästeliste und das erste, was mir dann wieder auffiel war, dass ja immer noch dieses Bonsystem herrscht, um Getränke und Essen zu erwerben. Bons kaufen und einlösen ist das eine, diese wie auch im letzten Jahr nicht zurücktauschen zu können das andere und so habe ich mich auch schon im vergangenen Jahr ziemlich über diese Unsitte aufgeregt. Jetzt mal im Ernst: Das geht so nicht! Da wird man gezwungen alles zu verbrauchen oder verfallen zu lassen und so konnte ich den Unmut einiger Besucher schon am Anfang der Veranstaltung voll und ganz nachvollziehen.

Henric de la Cour

Opener in Halle 1 und für mich schon mal das erste Highlight des Tages: Henric de la Cour aus Schweden. Wer ihn nicht kennt und seine Musik, unbedingt mal Youtube bemühen und nachholen. Weiß-gruselig geschminkt stand er da wieder auf der Bühne und gab eine Mischung aus Synthieklängen und Gitarrensounds zum Besten. Die Halle war noch nicht ganz gefüllt, was es erleichterte „seine Leute“ wiederzufinden. Einer aus meinen Reihen berichtete wieder wie er im Schwedenurlaub auf Henric traf, der in einem Café arbeitete und bekam noch während des Konzertes wieder ein gewisses glitzern in den Augen. Spätestens bei dem meist bekannten Lied von Herrn de la Cour mit Namen „Dracula“ wurde dann kräftig mitgesungen und wäre es nach mir gegangen hätte er ruhig noch ein bisschen länger spielen können. Aber Zeitplan ist eben Zeitplan!

Kite

Weiter gings mit Schwedenpower von Kite. ich kann ihren Sound gar nicht so richtig beschreiben, aber er macht auf jeden Fall ziemlich gute Laune in Kombination mit einer sehr eingängigen Stimme, die nicht im Einheitsgruftibrei untergeht, sondern wirklich positiv hervorsticht. Wie sehr zwei Leute Stimmung machen können und das nachmittags gegen 15 Uhr ist schon erstaunlich und so wurde dort fleißig mitgeklatscht, meinerseits Luftschlangen verteilt und sich auch ein wenig gefragt, warum das Licht denn bitte so dunkelblau sein muss. Hatte wohl was mit mystischer Atmosphäre zu tun oder fiel unter „Kunst“. Egal, die gute Laune für den Rest des Tages wurde durch die beiden Herren schon sehr gesichert.

Assemblage 23

Ich muss ja immer ein bisschen seufzen, wenn ich an Assemblage 23 denke und an die melancholischen Lieder. Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich es tatsächlich geschafft sie endlich wieder live zu sehen. Stimmlich ist Tom Shear richtig super. Gut, das ist jetzt meine Meinung. Einige im Publikum fanden es wohl ziemlich langweilig, so auch meine Kollegin Alex aus der Reflections of Darkness Redaktion. Kunstbanausin! Irgendwie waren die Drums zu laut eingestellt und die Synthieklänge gingen leider ein bisschen unter, was ich persönlich ein wenig schade fand. Die Fans in Halle 2 sahen das aber sehr gelassen und sangen vergnügt Hits wie „Dissapoint“ mit.

Für mich ging es dann erstmal auf eine kleine Getränkepirschrunde. Die Preise waren durchaus in Ordnung und im Foyerbereich war im Vergleich zum Vorjahr auch ziemlich viel Platz und man musste sich nicht durchdrängen. Nach einer kleinen Rederunde mit bekannten Gesichtern, beschlossen Alex und ich eine Geländerunde zu drehen. Hier sei anzumerken, dass ich es ziemlich super finde, dass es dort Schließfächer zum Verstauen von Taschen gibt und auch die Schlange an den WCs hielt sich sehr in Grenzen. Top organisiert!

Neben Ausschnitten von Winterkälte, die nicht wirklich meinen Musikgeschmack treffen, einem Stückchen Orange Sector und dem verzückten Anschauen von Legend, die ich jedem nur absolut ans Herz legen kann, habe ich eine ziemlich lange Wiedersehensrunde mit alten und neuen Freunden eingelegt. So ein Festival ist ja nicht nur für die Musik da, sondern auch um liebe Menschen wiederzusehen und ein bisschen zusammen zu feiern und sich mal wieder auszutauschen. Ich bin jedes Mal froh, wenn ich mit meinem kleinen Haufen zusammen sein kann, denn wir wohnen ja alle sehr verstreut. So gesellte sich dann unser charmanter Fotograf für diesen Abend auch zu uns und bekam Lachanfälle als einer meiner Jungs seinem Kumpel einen fetten Kuss aufdrückte oder ich zur Begrüßung einfach mal den Leuten auf den Arm sprang. Das ganze hatte wohl auch einen hohen Unterhaltungsfaktor für den Herrn vom Merchandise, der das aber letztendlich als weniger lustig empfand.

Welle Erdball

Schaut man sich jetzt Welle Erdball an oder nicht? Jedes Festival ertappe ich mich bei der selben Frage. Klar, sie sind sehenswert und liefern eine gute Show, aber man wird das Gefühl nicht los, dass es immer das selbe ist. Seit Jahren. Ich meine das auch nicht negativ, aber sonderlich viel Veränderung ist in den Shows nicht zu merken. Es ist putzig anzusehen und anzuhören, aber ich muss auch feststellen, dass Lady Lila kein wirklich adäquater Ersatz in puncto Ausstrahlung für Fräulein Plastique ist. Ich weiß, ich meckere hier auf hohem Niveau rum. Wer auf den C64 steht, ist mit Welle Erdball bestens beraten – ansonsten wären mal ein paar neue Ideen für die Bühnenshow sehr wünschenswert.

Hocico

Kommen wir nun zur für mich letzten Band des Abends: Hocico. Großklappig wie ich war, beschwerte ich mich mal wieder darüber im Pit bei den Mexikanern immer wie eine kleine Prinzessin behandelt zu werden und doch gerne wieder mal richtig geschubst zu werden. Mit zwei Trommlern eröffneten Erk und Racso das Konzert, danach habe ich eigentlich nur noch Gewusel gesehen, die Stimmung war vorne in der Mitte am kochen und nach 4 Liedern war dann Konzert für mich vorbei – eigentlich auch das Festival. Irgendeiner im Pit erwischte mich mit dem Ellenbogen so hart am Brustkorb, dass ich zu Boden ging und mir den Kopf anschlug. Danke an dieser Stelle an die Herren und 2 Damen dort, die mich aufgesammelt und mit rausgehoben haben. Ihr seid großartig und ich hatte in den vier Liedern echt viel Spaß mit euch – und ihr wohl mit dem Rest der Hocico-Show auch.

Für mich ging es dann erst zu den Sanitätern und dann ins Krankenhaus und ich habe die letzten Tage mit einer Gehirnerschütterung verbracht. Den Rest des Samstagabends hatte ich Sehstörungen und habe das Krankenhaus mit erquickender Gesellschaft von Alex aber recht schnell wieder verlassen. So sonderlich überzeugt, dass man mich gründlich untersuchen sollte, war da niemand und so hielt ich es für sinnvoll mir And One zumindest anzuhören. Herr Naghavi war in bester Laune, verwies immer wieder auf das Konzert im Herbst in Düsseldorf und ein klein wenig zu oft erklärte er, dass er ja eigentlich gar keine Werbung machen müsste und die Halle auch so voll wäre. Löblich an dieser Stelle, dass es nicht die übliche Best-of-Festival-Setlist gab und das Publikum das ziemlich dankend annahm. Sich And One einfach nur mal anzuhören, weil man alles unscharf sieht, ist übrigens auch mal ein Erlebnis. Muss man jetzt nicht unbedingt auf meine Art ausprobieren, ich glaube Augen schließen reicht da auch.

Wie man sieht, ich kann schon wieder über mich selbst lachen und meinem Kopf geht es wesentlich besser. Das Festival fand ich super, die unfreiwillig getestete medizinische Versorgung auch. Location super, Getränkepreise in Ordnung, Stimmung gut und abgesehen von einem Übermaß an Plastikbechern auf dem Boden und der nervigen Sache mit den nicht zurücktauschbaren Getränkebons war das E-Tropolis 2016 nicht nur von der Bandauswahl her toll. Damit können die großen Sommerfestivals wohl kommen, oder seid ihr noch nicht genug eingestimmt?

Josie Leopold

Ich bin die kleine Schnatterschnute vom Dienst: bunt, glitzernd, voller verrückter Ideen. Wenn ich nicht gerade Interviews führe, Beiträge verfasse oder versuche Wordpress davon zu überzeugen doch bitte nett mit mir zu sein, versuche ich die Welt ein bisschen besser und bunter zu machen.

2 Kommentare

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  1. Irgendwie komisch, das Wort „ich“ so oft in einem Festivalbericht zu lesen.
    Naja, „komisch“ ist nicht das richtige Wort. „Nervig“ passt besser. In etwa so, wie mit den Getränkebons (eine Info, die echt vom Hocker haut. Ehrlich!)

    • Wenn ich die Berichte (u.a. Die Krupps oder E-tropolis ’15) von er guten Josie lese komme ich mir vor wie bei diversen Klatschzeitschriften („Neue Post“ oder „Das neue Blatt“).
      Meine Oma verschlang die Magazine und war bestens über den neusten Tratsch & Klatsch informiert.

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