Home > Magazin > Interviews > Erasure – Interview zum neuen Album!
- Anzeige -

Erasure – Interview zum neuen Album!

Von Ronny
/ 2 Kommentare

erasure 2007Zwei Jahre nach „Nightbird“ haben sich Andy Bell und Vince Clarke mit ihrem neuen Album „Light At The End Of The World“ auf den elektronischen Bühnen dieser Welt zurückgemeldet. Für uns Grund genug ein Interview mit Andy Bell zu führen. Was er uns zu erzählen hatte, lest selbst!

dm.de: Andy, zuerst einmal Gratulation zu eurem neuen Album. Ein wahrlich geniales Werk. Was mir daran primär auffiel, war das doch etwas außergewöhnliche und ansatzweise kitschig wirkende Coverdesign. Erzähl doch bitte einmal etwas darüber, denn du hast daran ja in gewisser Weise mitgewirkt!

Andy: Ich habe von einem Freund ein Buch von einer Frau mit Namen Angela Giersson. Diese entwirft unter anderem auch Verzierungen für Tarotkarten und ähnliches. Und in diesem Buch waren viele wunderbare Zeichnungen, die mir sehr gefielen und von denen ich dachte, dass sie prima für ein Album Artwork passen würden.
Ich setzte mich dann mit dem Illustrator in Verbindung und wir überlegten uns, welche Bilder wir nehmen wollten und verfeinerten diese sodann. Und schlussendlich setzen wir dann die Juwelen noch in die entsprechenden Bilder ein.

dm.de: Mit „I Could Fall In Love With You“ erschien eine musikalische Mischung aus Dance und Schlagerpop als Appetizer für das neue Album – wer zeigte sich für die Auswahl der ersten Single verantwortlich?

Andy: Daniel Miller von Mute hat den Titel ausgewählt. Ich persönlich hätte vielleicht doch eher eine andere Nummer als erste Single genommen. Aber ich denke, die Wahl fiel auf „I Could Fall In Love With You“, weil dieser Song eine Art Brücke zwischen den alten Erasure Sounds und der Gegenwart darstellt.

dm.de: Welchen Song hättest du denn lieber als Single gehabt?

Andy: Hhmm, an sich habe ich nichts gegen „I Could Fall In Love With You“. Allerdings denke ich, dass der Titel keinerlei Rückschlüsse auf den Sound des restlichen Albums zulässt, sondern sich davon etwas abhebt. Und wenn die Fans den Titel hören, könnte bei ihnen der Eindruck entstehen, wir hätten uns ja musikalisch gar nicht wirklich weiter entwickelt – und dem ist ja nachweislich nicht so.
Na ja, sofort bei „Sunday Girl“, dem ersten Song des Albums werden alle Leute staunen und von dem überrascht sein, was sie zu hören bekommen.

dm.de: Der Bonustrack der limitierten Single-CD ist „I Like It“ – was magst du persönlich bei diesem Titel und warum fand er nicht den Weg auf das Album?

Andy: Das ist ein sogenannter Jammin´ Song. Und die Art dieses Titels ist so, wie ich wir die weitere Zukunft der Zusammenarbeit mit Vince vorstellen könnte. Derzeit hat Vince noch immer gerne alles komplett unter seiner Kontrolle, was ja auch nicht verkehrt ist. Aber ich liebe zum Beispiel Remixe aller Art und finde es prima, bestimmte Grooves in die Songs einzubringen – und dann halt auch mal irgendwie untypischer und nicht so Erasure like zu klingen.

dm.de: Eigentlich sollte es ja auch noch eine DVD zur Single geben – warum wurde diese Veröffentlichung nicht mehr realisiert? Was das ein zeitliches Problem?

Andy: Nein, das hatte nichts mit der Zeit zu tun. Uns gefiel das Ergebnis schlichtweg nicht. Es gab drei verschiedene Ideen zur Realisierung der DVD und die, welche dann genommen und uns präsentiert wurde war derart langweilig und schlimm, so dass wir einer Veröffentlichung widersprochen haben.
Das war wirklich gut so, denn wir hätten es zum einen wirklich nicht verantworten wollen und außerdem haben wir bei derartigen Fragen zuvor noch nie widersprochen bzw. ein Veto eingelegt.

dm.de: Was ist denn mit den Songs bzw. Mixen, die für die DVD ursprünglich vorgesehen waren?

Andy: Ja, da gab es einige, die ich jetzt gerade nicht im Kopf habe. Sicherlich werden sich diese auf weiteren Auskopplungen mal wiederfinden.

dm.de: War es nach der Akustik Ära schwer für euch, die Umstellung auf den rein synthetischen Erasure Sound wiederzufinden?

Andy: Nein, eigentlich nicht. Vince war da sehr euphorisch. Wir hatten zwei Sessions, in denen wir viele Songs geschrieben haben. Ich bin dazu zu Vince geflogen und wir zogen uns zwei Wochen lang zurück.
Letztlich hatten wir einen speziellen Ablauf in dieser Zeit und am Ende viele Ideen im Kasten. Zuvor hatte mir Vince schon in etwa zehn Tracks zukommen lassen, zu denen er Musiken arrangiert hatte. Einer davon wurde dann letztlich „Glass Angel“. Und obwohl viele der anderen Tracks auch wirklich klasse waren, wusste ich, dass Vince sie nicht weiter für komplette Erasure Songs würde nutzen wollen. Letztlich hatten wir dann irgendwann 16 Songs für die Album Ära zusammen. Nach einer Woche kam Daniel Miller dann zu uns und hörte sich die Tracks an und machte seine Anmerkungen dazu. Wir versuchten sodann diese in die weitere Arbeit mit einzubeziehen. Letztlich nahm ich dann die Vocals zusammen mit Gareth Jones in London auf und Vince arbeite final an den Sounds der neuen Stücke.

dm.de: Dieses Mal erscheint erstmalig ein Erasure Album in einer limitierten Version mit zusätzlichen Titeln darauf…

Andy: Ja, das stimmt. Irgendwie ist das halt so eine spezielle Sache… Allerdings ist die Aufmachung der limitierten Edition im aufklappbaren Digipak wirklich wunderschön geworden, so dass die Leute diese sicher lieben werden.

dm.de: Ihr seid nunmehr über 21 Jahre im Musikgeschäft dabei – wie schwer fällt es euch, immer wieder neue Sounds, neue Texte und Outfits zu kreieren, immer darauf bedacht euch nicht zu wiederholen?

Andy: Das ist eigentlich gar nicht so schwer. Vince ist da empfindlicher als ich und er merkt dann schon mal frühzeitig an, dass wir bestimmte Ideen nicht weiter verfolgen könnten, da wir Ähnliches bereits in der Vergangenheit produziert hätten. Immer wenn ich so ein Gefühl habe, dann höre ich mir den Titel abermals an und warte erst ab, bis die fertig produzierte und final abgemischte Version vorliegt – und meistens zerplatzen diese ursprünglichen Empfindungen dann und der Titel hört sich letztlich doch wieder frisch und unverbraucht an.
Und speziell aufgrund dieser Akustik Geschichte haben wir uns mehr als intensiv auf das Schreiben neuer Tracks gestürzt und waren in der richtigen Stimmung dafür. Aber natürlich muss man immer berücksichtigen, in welcher physischen und psychischen Situation man ist, wenn neue Stücke entstehen sollen. Manchmal fällt es einem dann halt auch mal schwerer – uns dieses Mal Gott sei Dank nicht. Das Langweiligste an der ganzen Sache ist eigentlich, ein Teil dieser Industrieschiene zu sein. Damit meine ich nicht diese Promotionsachen, denn die machen Spaß.
Aber diese aufgesetzten Dinge wie TV Shows und andere heutige Sachen – das ist leider alles nicht mehr so wie früher.

dm.de: Es leben die Casting-Shows…

Andy: Oh mein Gott… Nein, nicht wirklich. Diese Leute, die dort gewinnen werden doch verheizt und in ein oder zwei Jahren kennt sie niemand mehr. Einen solchen Bekanntheitsanspruch erheben wir nach über 20 Jahren im Geschäft ja auch nicht mehr – die Zeiten ändern sich halt.

dm.de: Ein ganz spezieller Titel ist „Storm In A Teacup“ – kannst du mir dazu Näheres erzählen?

Andy: Gern. Als wir die Musik dazu einspielten erinnerte mich das Ganze irgendwie an Sounds von Moby. So überlegte ich dann, wie der entsprechende Text dazu sein müsste – und da ich beim Überlegen immer wieder „Mama“ im Ohr hatte, überlegte ich dann, was ich über meine Mutter schreiben könnte. Meine Mutter war und ist noch immer dem Alkohol sehr zugetan – und wir alle, mein Vater, meine Geschwister und ich haben immer wieder auf sie eingeredet, damit aufzuhören, doch sie ist nie wirklich davon losgekommen. Sie hatte sogar schon einen Schlaganfall, doch selbst der konnte sie nicht dazu bewegen, endlich mit dem Trinken aufzuhören.
Und da ich ja nun auch ihre Gene in mir trage, wäre es auf gewisse Art heuchlerisch, ihr immer entgegenzutreten und zu scharf zu kritisieren. Daher habe ich mich dann entschlossen, meine Gefühle für sie in diesen Song einzubringen und sie dadurch wissen zu lassen, dass ich mich stets um sie sorge.

dm.de: Stimmt es, dass du für die Songreihenfolge auf „Light At The End Of The World“ verantwortlich warst?

Andy: Ja, das habe ich zusammen mit Gareth gemacht.

dm.de: Wonach habt ihr denn die finale Reihenfolge der Titel bestimmt?

Andy: Ursprünglich hatten wir schon so eine grobe Überlegung, in der sich dann auch noch Songs wie „Be My Baby“ oder „Take Me On A Highway“ wiederfanden. Irgendwann haben wir uns dann bei mir zu Hause der ganzen Sache noch einmal intensiv angenommen und alle Titel, von denen wir nicht 100% überzeugt waren, weil sie unter anderem auch nicht ganz fertig waren, wieder aus dem Tracklisting genommen.

dm.de: Eines meiner persönlichen Lieblingsstücke auf eurem neuen Album ist „Fly Away“, ein Titel von dem Vince nicht so angetan gewesen sein soll, für den du dich jedoch stark gemacht hast – was macht diesen Titel so besonders für dich?

Andy: Ich liebte schon die Demoversion, denn sie vermittelte so einen Eindruck eines klassischen Erasure Songs. Ich liebte schon die Demoversion, denn sie vermittelte so einen Eindruck eines klassischen Erasure Songs. Der Text dazu entstand im Haus meines Freundes – er hat keinen wirklichen Sinn, sondern klingt einfach nur schön.
Und irgendwie hat sich dann auch dieser Titel in seiner finalen Version noch deutlich von der ursprünglichen Demoversion fort entwickelt.

dm.de: Welches sind deine Lieblingssongs auf dem neuen Album?

Andy: Ich mag „Sunday Girl“, das mich immer so ein wenig an Abba’s „Under Attack“ erinnert. Und dann noch „Glass Angel“.

dm.de: Im Oktober seid ihr im Rahmen eurer kommenden Tour auch in Deutschland zu Gast – was dürfen eure Fans erwarten?

Andy: So genau stehen die Pläne da noch gar nicht, auf jeden Fall jede Menge Spaß!

dm.de: Vielen Dank!

Andy: Immer wieder gern.

Das Interview wurde in Kooperation mit www.re-flexion.de geführt.

Von Ronny

Kommentare sind geschlossen.

- Anzeige -
Consent Management Platform von Real Cookie Banner