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Damon Albarn – Everyday Robots

albarn_robotsDas wahre Genie braucht nicht viele Mittel. Diese Weisheit muss nicht immer zutreffen, aber bezogen auf das erste Soloalbum von Damon Albarn passt sie wohl ganz gut. Wobei die Kunst hier mitunter auch ist, dass der durchaus vorhandene Aufwand zunächst kaum auffällt.

Ein Tausendsassa isser, der Albarn. Nach der bescheidenen Meinung des Rezensenten das größte Genie der aktuellen Popmusik, gleich hinter einem gewissen Herrn Gore vielleicht. Mit Blur die Welt erobert, mit den Gorillaz die Charts abgeräumt, und dann waren da in den letzten Jahren ja noch The Good, The Bad & The Queen, eine Asien-Oper, eine elisabethanische Oper, zahlreiche Afrika-Projekte undundund. Der Mann langweilt sich schnell, heißt es.

Erstaunlich ist da, dass es so lange bis zum ersten „richtigen“ Soloalbum gedauert hat. Wenn Produzent Richard Russell nicht immer mal wieder nachgefragt hätte, wäre das möglicherweise immer noch nichts damit geworden. Doch wie klingt das Ganze nun, mehr nach Blur, mehr wie die Gorillaz? Oder schlagen doch die Erfahrungen von den zahlreichen Afrikareisen durch?

Nun, man kann von allem etwas heraushören. Die ruhigeren Momente von Blur, ein paar Beats und elektronische Elemente der Gorillaz und auch immer wieder afrikanische Einflüsse. „Everyday Robots“ ist ein ruhiges, eher introspektives Album geworden, das im ersten Moment zurückhaltend und fast karg erscheinen mag.

Doch da sind auch jede Menge Streicher, Bläser, Chöre und Gastmusiker versteckt. Es gibt Nachdenkliches über die moderne Welt. Wer die angesprochenen „Everyday Robots“ sind – wir alle in unseren mitunter stupiden, manchmal gar sinnlos wirkenden Alltagsabläufen und -jobs oder doch die Lohnsklaven, die die Gadgets der digitalen Welt zusammenschrauben (müssen). Darüber hinaus gönnt Albarn sich auch den einen oder anderen, mitunter leicht wehmütigen Blick in die eigene Vergangenheit.

Und natürlich hat er großartige Songs geschrieben. Mit dem von einem Sample eröffneten und dann schlurfig dahinquietschenden Titelsong, dem melancholischen „Hostiles“ und der elektronischen Einsamkeitsbewältigungssingle „Lonely Press Play“ geht es großartig los, bevor das afropoppige und flotte Lied über den Babyelefanten „Mr. Tembo“ für Überraschung und Aufmunterung sorgt. Auf dem ans Herz gehenden „The Selfish Giant“ gastiert Natasha Khan (Bat For Lashes), beim windschiefen „You And Me“ spielt Brian Eno an den Synthesizern.

„Hollow Ponds“ wandert an Stationen aus Albarns eigener Geschichte entlang. In „Photographs (You Are Taking Now)“ wird LSD-Papst Timothy Leary gesampelt, rundherum groovt es entspannt. Bei „The History Of A Cheating Heart“ zupft Simon Tong (The Good, The Bad & The Queen und natürlich The Verve) die Gitarre und ganz am Schluss kommt nochmal Brian Eno ins Studio und singt beim euphorischen und ganz wunderbar poppigen Finale „Heavy Seas Of Love“ die Zweitstimme.

Tja, ein Genie bei der Arbeit eben. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Außer: So ein neues Blur-Album, das wäre trotzdem fein.

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P.S. Damon Albarn ist auch auf Tour, uns besucht er hier: 30.06. Berlin, 01.07. Hamburg

www.damonalbarnmusic.com
www.facebook.com/Damonalbarnofficial

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

2 Kommentare

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  1. Der Herr ist ein Genie! Er schüttelt die genialsten Sachen einfach aus dem Ärmel, so scheint es manchmal.

    LonelyPressPlay – IS JA WUNDERBARSCHÖÖÖN!!!

  2. Sehr gewöhnungsbedürftig…Also, mir waren BLUR und die Gorillaz da viel lieber…

Kommentare sind geschlossen.

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