Home > Magazin > Interviews > André Steinigen: „Meine ersten Gehversuche hatte ich im Hip-Hop.“
- Anzeige -

Interview

André Steinigen: „Meine ersten Gehversuche hatte ich im Hip-Hop.“

/

Ich hab mal geguckt, wer sich an dem Abend mit dir die Bühne teilt. Unter anderem Eskil von Covenant oder Toby von Syntec. Letztere magst du ja. Was soll dir Toby denn an dem Abend romantisches im Leipziger Stadtbad singen? (lacht) Oder singst du dir lieber selbst was schönes?

Es stimmt durchaus, dass ich Syntec sehr mag: Musik meiner Jugend praktisch. Vielleicht waren Syntec sogar die Vorreiter des Future-Pops. Aber generell bietet das Line-Up Bands, die mich während meines Lebens begleiteten. Um auf deine Frage zurück zu kommen: ‚Angel Angel‘ darf Toby gern kniend vor mir singen.

Also Toby, wenn du das jetzt liest, weißt du, was du für das nächste Wochenende einzuplanen hast (lacht). Letzte Valentinstagsfrage: Ist deine Liebste nicht schmollig, weil du am „Tag der Liebe“ arbeiten musst?

Das musst du sie fragen. Ich glaube aber, dass ich dankbar sein sollte für das Verständnis, welches sie für die Band aufbringt.

Was treibst du eigentlich den ganzen Tag so, wenn du nicht die komischen Fragen von Journalisten beantworten musst oder hoffst, dass Dynamo Dresden in die erste Liga kommt?

Daran glauben, dass Dynamo Dresden in die erste Liga kommt.

Ist man als Dresdner eigentlich automatisch Dynamo-Fan? Ich kenne ja einige Leute aus der sächsischen Landeshauptstadt und wann auch immer man denen über den Weg stolpert, fangen sie an mir vom letzten Spiel, dem nächsten Auswärtsspielt oder von Fanaktionen zu erzählen…

Nein, glaube ich nicht. Ich ein großer Fan der SGD, ich liebe diesen Verein und vieles dreht sich um Dynamo. Aber ich bin auch keiner, der permanent davon spricht oder die Aktionen dokumentiert. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich einen Teil der Fanszene kritisch betrachte. Alle regen sich auf, dass Dynamo in den Medien und/oder bei Urteilen übermäßig hart verurteilt wird. Ich weiß auch nicht, ob ich mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehne, aber diesen Ruf hat sich ein Teil der Fanszene hart und kontinuierlich erarbeitet. Es kann doch nicht sein, dass in Rostock Raketen in andere Blöcke geschossen werden. Da habe ich Null Verständnis für. Und wenn man bedenkt, dass die Karten nur an Mitglieder verkauft wurden und dementsprechend die eigene Fancharta ignoriert wurde, muss das in meinen Augen auch Ausschlussverfahren nach sich ziehen. Der K-Block besteht auf Selbstkontrolle, welche bedingt aber nur Zuhause funktioniert. Solange da kein Selbstreinigungsprozess vollzogen wird, sehe ich die Fancharta als gescheitert an. Oh, habe ich mich jetzt in Rage geredet?

Ein bisschen vielleicht. Aber das ist vollkommen in Ordnung. Was wünscht du dir denn so für Dynamo im Jahr 2015?

Aufsteigen wäre sicherlich nett und auch drin. Ich sehe das aber nicht als ein Muss. Ich wünsche mir vielmehr, dass dauerhaft Ruhe in den Verein kommt und das Thema „Randale“ wirklich mal außen vor bleiben kann und man Dynamo als das darstellt, was es übermäßig auch ist: Ein positiv fußballverrückter Haufen mit ganz viel Kult.

Gehen wir mal von schwarz-gelb eher zu Noten über. Wie bist du eigentlich zur Musik gekommen? Blockflötengrundkurs in der Grundschule?

Durch’s DJ-ing. Mein Vater war DJ. So habe ich damit angefangen. Später habe ich dann mit verschiedenen Freunden begonnen Musik zu machen. Meine ersten Gehversuche hatte ich übrigens im Hip-Hop.

Wo ich gerade an Blockflöten denke und mich wieder an ihren furchtbaren Klang erinnere: Was ist für dich das grauenvoll klingendste Instrument auf diesem Planeten und was würdest du am Liebsten machen, wenn jemand vor dir mit diesem Teil auftaucht und anfängt zu spielen? Im Fall der Blockflöte möchte ich sie immer wegnehmen, auseinander schrauben und die Teile weit voneinander entfernt vergraben.

Da habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht. Aber ich kann mit Dudelsäcken wirklich nicht viel anfangen, so dass manche Bands von vornherein keinen Platz in meiner Playlist finden werden.

Wie bist du eigentlich als unheimlich sympathischer Dresdner und ehemaliger Orkus-Schreibling bei „Nachtmahr“ gelandet?

Passt das etwa nicht zusammen? (lacht) Eigentlich sogar durch den Orkus. Ich hatte – im Nachhinein betrachtet – das Glück, eines der ersten Interviews mit „Nachtmahr“ führen zu dürfen. Ich kannte Thomas damals gar nicht, habe mich lieb und nett vorgestellt und später haben wir dann per Skype das Interview geführt. Letztlich hat sich daraus ein gutes privates Gespräch und später eine gute Freundschaft entwickelt. Irgendwann fragte mich Thomas, ob ich ihn auf der Russland-Tour unterstützen mag. Und ich muss gestehen, dass ich es absolut nicht bereu. Es war nicht nur der Anfang einer bisher wunderbaren Zeit mit wunderbaren Menschen, es war auch der Beginn meiner Liebe zu Russland.

Und wie ist die Zusammenarbeit mit Thomas und Gregor so?

Sie ist eine Mischung aus Professionalität, Freundschaft und Spaß. Ich glaube ich spreche für Beide wenn ich sage, dass da gute Freunde zusammen auf der Bühne stehen, die sich nicht zwingend jeden Tag sehen müssen um einander zu verstehen. Zum Anderen lebt Thomas eine Professionalität vor, die ich bis dato so nicht kannte. Er tut Alles damit es: a) einen guten Gig gibt und damit es b) seinem Team, seiner Crew an nichts fehlt. Zu guter Letzt akzeptiert er sogar den Fußballfanatismus von Greg und mir. Das sagt eigentlich schon alles, oder?

Landet jetzt eigentlich mehr Damenunterwäsche auf der Bühne, wenn du mit Nachtmahr spielst oder mit Versus? Und was tut man mit den ganzen BHs und Schlüppis? Selbst tragen?

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich nicht entsinnen kann, dass mir jemals Jemand bei Nachtmahr irgendwas auf die Bühne geworfen hat. Bei „Versus“ gab es beim ersten Konzert mal Plüschtiere, ein Gag von Bekannten, und später auch mal einen BH. Den habe ich mir dann an den Mikrofonständer gehangen. 

Als chronische Festivalbesucherin sehe ich bei Nachtmahr im Publikum immer die Klischeefans mit Österreichfahne und Uniform. Kommen die dann auch zu Versuskonzerten mit Sachsenfahne oder sind die da nicht so flexibel?(lacht)

Haha. Nein. Das ist auch nicht vergleichbar. Immerhin ist das Konzept bei „Versus“ gar nicht so heimatbezogen wie bei Nachtmahr. Ich würde mich aber schon freuen, wenn es demnächst einfach auch ein paar mehr Team Ahoi-Shirts oder auch Flaggen zu sehen gäbe. 

Du postest bei Facebook doch recht regelmäßig über Casper. Für alle, die jetzt nicht wissen wer oder was das ist, erzähl mal. Und warum hast du ihn so lieb?

Casper ist ein Rapper, amerikanischer Abstammung, aus Bielefeld und seit langer langer Zeit mal wieder ein Künstler wo ich einfach nur Fan bin. Das heißt: Kein Analysieren von Songs, Rhythmen, Herangehensweisen etc., einfach nur genießen und versinken. Zum Anderen liebe ich seine Texte. Ich glaube zu fast jedem seiner Songs könnte ich eine Geschichte aus meinem eigenen Leben erzählen. Ich habe mich gleich beim ersten Hören wohlbehalten gefühlt. Und dieses Gefühl ist bis heute nicht gegangen. 

Nenn mir doch mal den besten Konzertmoment des Jahres 2014 für dich! Wer war so richtig gut?

Ich habe einige wirklich gute Konzerte gesehen. Darunter Sono, Rotersand, mehrmals Casper, Alligatoah, Bosse, Camouflage, das Jubiläumskonzert von Solitary Experiments und vieles mehr. Die Highlights waren jedoch MarieMarie im Dresdner Beatpol, weil es einfach so intim und anders war, Legend auf dem NCN, weil ich die Band bis dato nicht kannte und so beeindruckt von Musik und Bühnenpräsenz war, wie lange nicht mehr zuvor. Und zu guter Letzt: L’Âme Imortelle in der Dresdner Reithalle. Wenn Du über Monate hinweg die ganze Entwicklung der Rückkehr von L’Âme Imortelle mit all den Ideen, Sorgen und Visionen von Thomas miterlebt hast, stehst Du genauso aufgeregt im Publikum und hoffst das alles klappt und freust Dich letztlich darüber das eben auch Alles gut lief. (Kurze Pause) Ich glaube VERSUS und Mesh auf der Festung Königstein war auch ein schickes Erlebnis. 

Und wer war wirklich enttäuschend?

Nächste Frage.

Josie Leopold

Ich bin die kleine Schnatterschnute vom Dienst: bunt, glitzernd, voller verrückter Ideen. Wenn ich nicht gerade Interviews führe, Beiträge verfasse oder versuche Wordpress davon zu überzeugen doch bitte nett mit mir zu sein, versuche ich die Welt ein bisschen besser und bunter zu machen.

- Anzeige -
Consent Management Platform von Real Cookie Banner